Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Edgar Wright

18.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Edgar Wright, Michael Cera und Mark Webber am Set von Scott Pilgrim vs. the World
Universal Pictures
Edgar Wright, Michael Cera und Mark Webber am Set von Scott Pilgrim vs. the World
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Edgar Wright kennen die meisten als Mastermind hinter der Cornetto-Trilogie und Schöpfer von Spaced. Auch Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt geht auf sein Konto, wofür ich ihm auf ewig dankbar bin. “I’m in Lesbians with you.” Happy Birthday!

Heute feiert der britische Regisseur, Produzent und Autor Edgar Wright Geburtstag. Mit Filmen wie Shaun of the Dead und Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis oder der Serie Spaced machte er nicht nur Simon Pegg und Nick Frost berühmt, sondern lieferte auch moderne Klassiker ab. Letzteres gilt auch für das Füllhorn voller absurder Ideen und visuellem Overkill Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt. Anlässlich des Ehrentags von einem meiner Lieblingsregisseure gebe ich mich im Folgenden hemmungsloser Lobhudelei hin. Nebenbei versuche ich eine Erklärung, warum ich so ein großer Edgar Wright-Fan bin.

Spaß an der Sache
Das schöne und besondere an Filmen von Edgar Wright besteht darin, dass wir ihnen immer anmerken, dass die Beteiligten Spaß an der Sache hatten, dass sie das lieben, was sie tun. Zumindest entsteht bei mir unweigerlich exakt dieses Gefühl, wenn ich mir Shaun of the Dead, Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis oder Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt ansehe. Ich kann mir einfach beim besten Willen nicht vorstellen, dass Edgar Wright nicht schon beim Schreiben und Planen seiner Filme eine diebische, kindliche Freude empfunden hat. Zu viel Liebe steckt in seinen Filmen, zu viel Witz und Charme. Ich behaupte, nichts von alledem wäre möglich, wenn der Filmemacher nicht auch einen Teil seiner Persönlichkeit offenbart. Das empfinde ich auch als so gelungen an seinen Filmen: Sie zeigen vermutlich einen großen Teil des Charakters von Edgar Wright. So hinterlassen mich all diese Filme mit dem Gefühl, dass ihr Macher ein verdammt sympathischer und witziger Typ sein muss. Ich würde wahnsinnig gern mit Edgar Wright um die Häuser ziehen und Bier trinken, Actionfilme gucken oder Videospiele spielen. Damit bin ich nicht alleine.

Nerds und Geeks als Projektionsfläche
Auch wenn es mit Sicherheit ein überstrapaziertes Thema ist und gerade total en vogue, liebe ich Edgar Wright für seine vernerdete Art und Weise, nicht nur an Filme ranzugehen, sondern auch Geeks und Nerds abzubilden. Wir erleben in seinen Werken nämlich weder die strahlenden Helden noch klassisch sinnsuchende Jugendliche. Wir sehen völlig durchschnittliche, aber nette Typen, die einfach nur abhängen und dabei wahlweise Videospiele spielen, Filme gucken oder Bier trinken wollen. Damit kann ich mich – Überraschung – wahnsinnig gut identifizieren. Noch leichter geht das, wenn diesen charmanten, sympathischen Menschen dann auch noch völlig hanebüchener, verrückter Kram widerfährt. So spielt nun mal das Leben, meine Damen und Herren. Deswegen ist Shaun of the Dead auch die allerbeste romantische Komödie, die es jemals gab, mit Zombies. Einzig und allein Scott Pilgrim kann an dieser Vormachtstellung vielleicht rütteln.

Mehr: Eine kurze Geschichte der Cornetto-Trilogie

Hommagen
Ich freue mich wahnsinnig über die diversen filmischen Anspielungen und Verneigungen in den Filmen von Edgar Wright, insbesondere natürlich in Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt. Ich stehe auf Videospiele, Popkultur-Referenzen, Easter Eggs und darauf, wenn sich Filme aufeinander beziehen. Manch einer mag behaupten, das sei Style over Substance, blödes nerdiges Hipster-Gepose und bloßer Fanservice, das sehe ich aber anders. Vielleicht bin ich auch einfach genau die Zielgruppe und exakt der blöde nerdige Hipster, für den diese Filme gemacht sind. Wäre ja auch okay. Nichtsdestotrotz empfinde ich es sehr erfrischend, wenn in einem Werk deutlich wird, welche anderen Werke der Autor rezipiert und gemocht hat. Edgar Wright macht es dem Zuschauer besonders leicht, lässt sich doch jeder seiner Filme (und Spaced-Folgen) als Parodie auf oder eine Hommage an ein bestimmtes Genre verstehen. Das sogenannte Zitatekino funktioniert beinahe exakt so wie das Samplen anderer Lieder in der HipHop-Kultur. Der Künstler zeigt, was er kennt und mag, zollt gleichzeitig Respekt und ordnet sich so in eine bestimmte Tradition ein. Edgar Wrights Lieblingsfilme sowie sehr interessante Kommentare dazu findet ihr übrigens hier.

Deine Freunde sind auch meine Freunde
Auch die Menschen, mit denen sich der gute Herr Wright umgibt, bekommen meine volle Sympathie. Die Schauspieler und Freunde wie zum Beispiel Simon Pegg und Nick Frost oder Drehbuchautoren beziehungsweise Regisseure wie Joe Cornish kenne ich zwar (leider) alle nicht persönlich. Ihren Werken nach zu urteilen, glaube ich allerdings auch hier fest daran, dass es nette, witzige Menschen sein müssen. Schaut euch zum Beispiel Attack the Block an. Die Komiker-Clique präsentiert uns mehr als stumpfen Slacker-Humor mit Slapstick-Einlagen. Die Anfangs- und Endszenen von Shaun of the Dead zeichnen stattdessen gut beobachtete Bilder unserer Gesellschaft. Insbesondere Edgar Wrigth übt mit seinem teilweise rabenschwarzen, englischen Humor ununterbrochen messerscharfe Kritik an sozialen Missständen. Obendrein tauchen immer wieder philosophische Fragen in seinen Filmen auf, die einem mit einem Augenzwinkern präsentiert werden und beinahe gar nicht auffallen, aber doch zum Nachdenken anregen.

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Hinter der Fassade
So geht es in Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt natürlich vordergründig um die Liebesgeschichte und darum, für sich und seine Ziele einzustehen. Und natürlich, darum, dass Videospiele supergeil sind. Aber dabei erzählt Edgar Wright mit viel Herz auch eine klassische Coming-of-Age-Story und behandelt dabei Themen wie dysfunktionale Beziehungen und alternative Lebensentwürfe. Edgar Wright mag anscheinend Außenseiter und geht mit ihnen völlig normal um – so wie es sein sollte. In seinen Filmen begegnen uns ununterbrochen die abgefahrensten Charaktere und verrücktesten Konstellationen, die allesamt aber immer in einem alltäglichen Gewand daherkommen. Von der visuellen Machart der Filme natürlich mal abgesehen. Auch diese kann insbesondere bei Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt mehr als nur überzeugen. Wir brauchen mehr solcher Männer und mehr solcher Filme. Danke für diesen und die anderen Nerdgasms, lieber Edgar, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Wehe, Ant-Man und Collider werden blöd, mach weiter so!

Was haltet ihr von Edgar Wright?

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