Gigante, der Gewinner des Goldenen Bären?

13.02.2009 - 15:40 Uhr
R
0
0
NEWS » Ein Debütfilm aus Uruguay hat sich in die Herzen der Kritiker und Kinofans gespielt

Der uruguayanische Film Gigante vom argentinischen Regiedebütanten Adrián Biniez scheint beste Aussichten auf den Goldenen Bären zu haben. Das als “wunderschönes Melodram” gepriesene Debütwerk wurde bislang von den Kritikern am positivsten bewertet. Es wird eine zögerliche Liebesgeschichte zwischen einem Sicherheitsbeauftragten in einem Supermarkt und einer von ihm beobachteten Putzfrau erzählt

Der Heavy-Metal-Fan Jara (Horacio Camandule) lebt in einem Vorort von Montevideo und arbeitet nachts im Sicherheitsdienst eines Supermarktes. Trotz seiner imposanten Statur ist Jara ein zurückhaltender und eigenbrötlerischer Mann, der kaum Freunde hat. Doch eines Tages läuft Julia (Leonor Svarcas) durch seine Überwachungskameras. Sie arbeitet als Putzfrau im gleichen Supermarkt. Stunde um Stunde verbringt Jara fortan damit, sie mit den Kameras zu beobachten. Schließlich folgt er ihr auch nach der Arbeit, wenn sie an den Strand geht, ins Kino, nach Hause, selbst als sie eine Internetbekanntschaft trifft. Eines Tages wird Julia aufgrund von Personaleinsparungen entlassen. Jara steht vor einer Entscheidung. Wenn er sie auch weiterhin sehen will, wird er sie persönlich treffen müssen.

Die Kritiker und Filmfans, die Gigante bereits sehen durften, waren jedenfalls trotz der Pressevorführung am Sonntagmorgen begeistert (siehe Pressespiegel). Lars-Olav Beier schreibt im Spiegel: "Mit vielen pfiffigen Einfällen und bezwingend lakonischem Humor erzählt Biniez von den großen Gefühlen kleiner Leute. Von Festivaldirektor Dieter Kosslick auf den 9-Uhr-Termin gelegt, der für die Presse seit Jahren eher filmische Zumutungen bereithält, wurde “Gigante” von den überraschten Journalisten begeistert beklatscht." Für Christiane Peitz vom Tagesspiegel evoziert Gigante gar eine Parallelität zum Kinobesuch an sich: “Man fühlt sich mit Jara ertappt. Wir Kinogänger sind ja auch: Beobachter, Besessene, Schattengestalten. Manchmal kommt es darauf an, aus dem Schatten zu treten. Egal, wie ungeschickt man sich dabei anstellt.” Und Eberhard von Elterlein schreibt in der Morgenpost :"Keine Frage: So ein einsamer Mensch wie Jara muss im Kino erlöst werden. Entweder wird so jemand Massenmörder oder glücklich. Adrián Biniez entscheidet sich für Letzteres. Denn der argentinische Regisseur liebt die Hauptfigur seines Debütfilms „Gigante“, die er nicht vorführt (das wäre zu einfach), sondern studiert (das ist spannender). "

Auch den jungen Kritikern gefiel der stille Film mit den ungewöhnlich schönen Bildern. So schreibt Jeanine Weihmann im Cicero "Dem Regisseur Adrián Biniez, der mit “Gigante” sein Spielfilmdebüt auf der Berlinale abliefert, gelingt es, einen wunderschönen Liebesfilm ohne Kitsch zu inszenieren. Er nimmt den Zuschauer mit auf die Suche nach dem Glück und der Liebe."

Übrigens: Im Deutschlandradio kann ein Interview mit dem Regisseur und den Hauptdarstellern gehört werden. Darin erzählt Adrián Biniez unter anderem, dass er sich bei der Regie an Buster Keaton und Aki Kaurismäki orientierte.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News