Achtung, es folgen Spoiler zu Harry Potter 7.2: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2 beschließt als 8. Film die Reihe als großes Finale, in dem sich der Blitznarbenträger ein letztes Mal seinem großen Feind Lord Voldemort entgegenstellen muss.
Doch leider wurde das Ende des großen Bösewichts im Film verhunzt, was fast noch skandalöser ist als die Nacktszene im Vorgängerfilm. Ursprünglich sollte sich Harry Potter 7.2 hier viel näher an das Buch halten. Heute läuft Harry Potter 7.2 um 20.15 Uhr bei Sat.1 im TV.
Harry Potter-Finale: Voldemort stirbt effektvoll, aber unbefriedigend
11 grandiose Details fehlen im Abschlussfilm, doch was mir am meisten zu schaffen macht, ist eine gravierende Änderung, die der letzte Harry Potter-Film an Voldemort vornimmt.
Nein, die Rede ist hier nicht von Voldemorts peinlicher Draco-Umarmung, die als improvisierter Harry Potter-Moment entstand, sondern vom geänderten Abgang des Hauptbösewichts.
Wir erinnern uns: Harry Potter (Daniel Radcliffe) und Voldemort (Ralph Fiennes) stehen sich in Hogwarts zum letzten Duell gegenüber. Sie fliegen übers Schloss, dann verbinden sich ihre Zauberstäbe auf dem Hof zum letzten rot-grünen Finite Incantatem-Moment. Als Neville mit Nagini Voldemorts letzten Horkrux zerstört, kann Harry den Dunklen Lord schließlich entwaffnen und Voldemort stirbt, indem er sich auflöst.
Dass im Film nicht wirklich deutlich wird, dass Voldemort stirbt, weil sein eigener Todesfluch auf ihn zurückprallt, ist schlimm genug. Doch dass der große Gegner in Aschefetzen davongeweht wird, mag ein eindrucksvoller Effekt sein, ist für mich aber inhaltlich unverzeihlich.
Voldemorts Tod muss "normal" stattfinden, um mit Harry Potters Gegner abzuschließen
In der Buchvorlage Harry Potter und die Heiligtümer des Todes * lässt J.K. Rowling ihren Ober-Bösewicht
(auf Seite 752)
wesentlich unspektakulärer aus dem Leben scheiden:
Und Harry fing den Zauberstab mit der unfehlbaren Sicherheit des Suchers in seiner freien Hand auf, während Voldemort mit ausgebreiteten Armen nach hinten fiel und die schlitzartigen Pupillen seiner roten Augen sich nach oben drehten. Tom Riddle schlug mit banaler Endgültigkeit auf dem Boden auf, mit schwachem und zusammengeschrumpftem Körper und leeren weißen Händen, das schlangenartige Gesicht ausdruckslos und unwissend.
Voldemort war tot, getötet von seinem eigenen zurückprallenden Fluch, und Harry stand mit zwei Zauberstäben in der Hand da und starrte hinunter auf die Hülle seines toten Feindes.
Die Filmversion setzt im Gegensatz dazu voll auf große Effekte, die das Harry Potter-Finale mit spektakulären Schauwerten aufladen:
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Nun sollten wir aber nicht vergessen, dass wir Voldemort in ähnlicher Form vorher schon "sterben" sahen: In Harry Potter und der Stein der Weisen zerfiel Voldemorts Gefäß Professor Quirrell zu Staub. In Harry Potter und die Kammer des Schreckens zersprang der Tagebuch-Tom-Riddle in Stücke. Diese Enden sind sehr nah am jetzigen Voldemort-Filmende dran.
Sein zerfetzender Tod wirkt in der Inszenierung zwar endgültig, aber von solchen Sterbeszenen kam er zuvor zurück. Was der letzte Harry Potter-Film braucht, ist ein Voldemort, der im Tod auf einen Menschen reduziert wird: Tom Riddle und nicht mehr der gefürchtete Du-weißt-schon-wer.
Eine Leiche ist ein vorzeigbares Beweisstück dafür, dass der Schrecken endgültig besiegt und der Krieg gewonnen ist. Im Buch wird Voldemorts Leichnam abseits der anderen Gefallenen abgelegt. Der letzte Harry Potter-Film gönnt ihm ärgerlicherweise einen letzten großen Knall, der ihn in gewisser Weise doch noch unsterblich macht.
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2 wollte als Film ursprünglich Voldemorts Leiche zeigen
Besonders traurig ist Voldemorts Zerstäubung auch deshalb, weil der Film anfangs einen anderen Plan für das Ende von Harry Potters ultimativem Gegenspieler hatte.
- Zusatzwissen: Was ist aus den 7 Voldemort-Darstellern geworden?
Snitchseeker hat sogar ein damals ausgegebenes Promo-Foto aufgehoben, das den ursprünglichen Voldemort-Tod zeigt. Hier beugt sich Harry Potter nach seinem Sieg mit beiden Zauberstäben über Voldemorts Leiche (auf dem Bild noch ohne Effekte und folglich mit Nase zu sehen).
Dieses simple und buchnahe Ende wurde allerdings wenige Monate vor Veröffentlichung des Films geändert. VFX-Supervisor Tim Burke erinnert sich:
Ein Schlüsselelement, was wir noch nach der eigentlich finalen Fassung änderten, war Voldemort Tod. Nach ein paar Screenings mit Test-Publikum erkannten wir, dass er ein epischeres Ende brauchte. Also designten wir die Sequenz neu und erschufen digital die dazugehörige Umgebung noch einmal neu. [...] Für einige Shots nutzten wir sogar einen CGI-Voldemort, weil die Nachdrehs so kurz vor der Veröffentlichung längst durch waren.
Effekte-Supervisor Greg Butler verriet 2017 der Huffington Post sogar, dass als digitale Lösung zwischenzeitlich verrückte andere alternative Enden für Voldemort erwogen wurde: In einer Idee war für den toten Tom Riddle eine Verwandlung in einen Baum aus Kohle im Gespräch, der sich anschließend in Asche auflöste. Die Asche ist offenbar geblieben.
Ob die Filmcrew rund um David Yates sich wirklich deshalb gegen Voldemorts Buch-Tod entschied, weil die Parallelen zum Tod von Osama bin Laden im gleichen Jahr (Mai 2011) dadurch zu stark betont wurden, ist heute mit diesem auf Fandom festgehaltenen Gerücht schwer einzuschätzen. Auch wenn viele wie der THR die 9/11-Lesart der Harry Potter-Reihe unterschreiben.
Ich liebe die Filme zu J.K. Rowlings Zauberwelt. Was mir nach Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2 aber bleibt, ist eine leicht allergische Reaktion auf Voldemorts Tod und die Überzeugung, dass hier weniger mehr gewesen wäre. Ein menschlicher statt eines zauberhaften Todes hätte Voldemorts Macht endgültig gebrochen.
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Hättet ihr Voldemorts Tod auch lieber ohne große Effekte gesehen?