Fuck-a-doodle-do, Shaun of the Dead ist die beste Zombieapokalypse ever!

13.10.2018 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
You've got red on you ...
Universal/moviepilot
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Zombies, Zitate, die für ein ganzes Leben reichen und Cornetto, was willst du mehr? Schnapp dir ein paar Schallplatten und Erdnüsse - wenn du Shaun of the Dead noch nicht kennst, wartet hier vielleicht dein neuer Lieblingsfilm auf dich!

In welchem Baum hast du denn den Weltuntergang verbracht, wenn du Shaun of the Dead noch nicht kennst? Ja, momentan sind Zombies in aller Munde (oder umgekehrt), aber das hier ... das hier ist nicht nur ein Zombiefilm! Nicht nur eine Komödie! Shaun of the Dead ist nicht nur ein weiterer genialer, vielleicht DER genialste Film von Simon Pegg, Nick Frost und Edgar Wright! Shaun of the Dead ist ein epochales Meisterwerk, ein gesellschaftskritisches Fanal, eine Liebeserklärung an das Kino, an mehr als nur einen Film, an ein Genre, an eine ganze Generation ... Und ja, verdammt geil ist er auch!

Ach, du kennst ihn schon? Dir sagt die Cornetto-Trilogie was? Du weißt genau, welche Schallplatten du werfen würdest, was man dir aus dem Späti mitbringen soll und in welchem Pub du deine Liebsten (und deren nölende Anhängsel) vor der Apokalypse retten würdest? Shaun of the Dead ist schon dein Lieblingsfilm? Ja, was reden wir denn dann hier noch?
Herr Beutel
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Der Kommentar der Woche von Herrn Beutel zu Shaun of the Dead


FUCK-A-DOODLE-DO!

Jetzt, da die Aktion Lieblingsfilm vorbei ist, kann ich dann auch endlich offiiziell meinen Senf zu meinem Lieblingsfilm abgeben. Es gibt viele Arten von Lieblingsfilmen. Filme, die man gerne zitiert. Filme, die einen faszinieren. Filme, die bewegen. Filme, die den Betrachter völlig von den Socken fegen. Lieblingsfilme müssen kein Arthouse sein. Man darf auch Spaß an primitiver Unterhaltung haben. “Lieblingsfilme” ist dennoch falsch. Es gibt nur einen Lieblingsfilm. Der Film, der einen prägt. Der Film, der alle genannten Eigenschaften vereint. Der Film, der einem die Augen öffnet für die Welt der Leinwand. Man mag noch so viele Lieblingsfilme haben und noch so ein großes DVD-, VHS- oder Sonstwas-Regal. Jeder hat genau DIESEN einen Film. Diesen Film, den er sofort assoziiert, wenn man von dem Medium spricht. Der Film, den man wie aus der Pistole geschossen von sich gibt, wenn man nach seinem Favoriten gefragt wird. Auch bei mir gibt es so einen Streifen. Und der ist noch gar nicht so alt.

Es ist diese Art Film, die einem ein Genre näher bringt. Oder gleich mehrere. Oder am Besten mehrere Genre wild miteinander kombiniert. Der zeigt, dass viele Vorlieben zusammen kombinierbar sind. Britischer Humor zum Beispiel. Oder Zombies. Mit Action. Und Romantik. Etwas Drama. Eine ordentliche Portion ‘Geek’-tum. Wenn ein Film alles in einer harmonisierenden Symbiose aus Augenzwinkern, Darm-Tauziehen, Liebesbekundungen, Tod, Nostalgie und packenden Shootouts zusammenwürfelt und ein unterhaltsames Ganzes kreiert, dann kann man einem Regisseur gar nicht oft genug danken für die Arbeit, eine Film zu drehen, der zu jeder Stimmung und Tageszeit passt.

Es ist diese Art Film, die visuelle Ideen umsetzt, die jedes Mal die Augen vor Freude feucht werden lassen. Wenn ich … also … der Protagonist aus dem Haus geht um sich Bier & Cornetto zu kaufen und alles in einer einzigen Einstellung abgedreht wird. Wenn eine Kamerafahrt über zwei Blöcke vollführt wird, die so natürlich ist, so gut gefilmt, so selbstverständlich, dass man sich fragt, wieso das nicht schon früher jemand gemacht hat. Wenn exakt diese Einstellung selbst im Film unter gleicher Einstellung aber storytechnisch komplett anderen Begebenheiten noch einmal rezitiert wird und sich selbst ad absurdum führt, während das Herz vor Freude zwecks des kongenialen Einfalls hüpft. Dann weiß man, dass man gerade erlebt hat, wieso das Medium Film immer noch die Möglichkeiten hat, die Kinnlade gen Tischkante krachen zu lassen, weil es Dinge darstellen kann, die kein Buch, kein Spiel und keine Lesung dieser Welt so übermitteln können.

Es ist diese Art Film, die ihre Protagonisten als Nerds verkauft, die in einer Zeit aufgewachsen sind, als Zeichentrickserien noch unterhaltsam, Fernsehen noch anspruchsvoll und Musik noch einprägsam war. Wenn sturzbetrunken auf offener Straße ‘Grandmaster Flash’ mit ‘White Lines’ zitiert wird. Wenn sich besoffene Darsteller darüber amüsieren, dass die Konsum-Zombies es trotz einfachster Melodie und mehreren Chancen einfach nicht schaffen, Klassiker der Musik im gegenseitigen Zuspiel zu vervollständigen. Wenn sie es nicht schaffen, “Base! oder “Freeze!” zu grunzen. Oder einfach nur dann, wenn der ständig zockende Zimmerkollege beim Gruppendaddeln daran erinnert, dass man doch bitte Arbeiten gehen soll, weil man ja sonst keine Kohle ins Haus schleppt. Dann weiß man, dass man gerade erlebt, wie Figuren geschaffen werden, die einen Teil Zukunft von einem selbst zeigen. Eine sterbende Generation, die noch in den guten alten 80ern aufgewachsen ist und sich an ehrlicher Musik und stumpfen Games in geselliger Freundschaft erfreuen kann. Die Generation, die Plattenspieler nicht als DJ-Werkzeug ansieht und mit einem “Brotkasten” keinen Aufbewahrungsort für Lebensmittel meint.

Es ist diese Art Film, die ein Zitatfeuerwerk zündet, das man mittlerweile so auswendig kennt. Und ich rede von von der Art ‘auswendig’, dass für jede Lebenssituation der passende Spruch parat liegt. Sei es in der Lieblingskneipe, in der man seine Freunde fragt, ob man irgend einem dieser kleinen Pisser was zu trinken holen kann. Sei es im Stadtverkehr der nervige Fußgänger, der sich beschwert, ob man bei der Cabriofahrt nicht diesen scheiß Hip-Hop leiser machen kann, dem man daraufhin mit finsterer Miene ein “Das ist kein Hip-Hop. Das ist Elektro, Pisser!” an den Kopf wirft. Wenn man in unpassenden Situationen Sprüche von einem Bierdeckel zitiert und sie als Lebensweisheiten von großen Männern ausgibt. Wenn der beste Freund auf dem Weg ist und fragt, was man aus dem Laden wolle und man “Cornetto” hinterher grunzt.

Es ist diese Art Film, die das eigene Leben zitiert. Wenn man in den Supermarkt geht und die Kassierer/innen anschaut, die zombieesk ihren monotonen Arbeiten nachgehen. Wenn man Bushido-Kids betrachtet, die in kopfnickender Manier zu stumpfen Fler-Beats ihre vakuumgetränkten Schädel zucken lassen. Wenn man morgens aufsteht und mit hängendem Kopf und gähnendem Schlund durch den Gang ins Wohnzimmer schlurft. Wenn man einen sympathischen Loser kennt, der immer alles richtig machen will und dabei ständig über fremde Steine stolpert. Wenn man einen Freund hat, der einem das ganze Leben begleitet und der einem selbst in den brenzligsten Situationen den Rücken freihält. Wenn man sich plötzlich in einer Figur widerspiegelt, die so sympathisch, so anders und doch so gleich ist, wie man selbst.

Dann weiß man, dass man hier nicht nur einen Film sieht, sondern seinen Film. Den Film, der irgendwie zumindest teilweise Realität ist oder werden darf. Das alles zusammen ist es, was für mich DIESEN einen Lieblingsfilm ausmacht. Was Wright, Pegg und Frost hier auf die Beine gestellt haben, war mein Eintritt in die fabelhafte Welt der Filme, mein Identifikationsfilm und mein persönliches Œuvre. Es ist MEIN Lieblingsfilm und das nicht nur, weil er mich immer wieder großartig unterhält, sondern auch, weil er Charaktere bietet, die weit über einfache Identifikationsfiguren hinausgehen. Shaun und Ed sind Figuren, die mir gar nicht mal so fremd sind. Shaun of the Dead ist nicht nur mein Lieblingsfilm, sondern auch irgendwie der persönlichste. Und man liebt eben immer noch das am meisten, das einen persönlich anspricht – auf ganz vielen Ebenen. Nananananana … Base!

It's been a funny sort of day, hasn't it?

Der Originalkommentar wankte ursprünglich HIER durch die Tür ... Schnappt euch ein paar Schallplatten und habt ihn lieb!

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