Frontier - Das blutige Historiendrama im Pilot-Check

21.01.2017 - 09:15 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Jason Moma als Pelzhändler Declan
Netflix
Jason Moma als Pelzhändler Declan
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Jason Momoa aka Khal Drogo meldet sich mit Frontier zurück. Wir haben uns einen ersten Eindruck von der Netflix-Serie um den nordamerikanischen Fellhandel verschafft.

Als Khal Drogo, Fürst der Dothraki, sorgte Jason Momoa in der 1. Staffel Game of Thrones für Angst und Schrecken und prägte sich den Zuschauern trotz seines frühen Serientodes fest ins Gedächtnis ein. In dem Historiendrama Frontier übernimmt der Schauspieler, der im kommenden Jahr als DCs Aquaman einem noch größeren Publikum bekannt werden wird, eine Hauptrolle als wortkarger Kämpfer und Pelzjäger im wilden Kanada. Die Koproduktion von Netflix und Discovery Canada ist seit Freitag bei dem Streaming-Riesen verfügbar.

Das Period Piece spielt in der rauen, unerschlossenen Landschaft Kanadas, in dem sich irgendwann in den nicht näher genannten 1700er Jahren französische und englische Freibeuter und Pelzjäger in dem Gebiet rund um die Hudson Bay tummeln. Seit der Gründung der Hudson Bay Company 1670 genießen die Engländer ein Monopol auf den Fellhandel, ermöglicht wurde ihnen die Vorherrschaft von zwei französischen Überläufern, die munter Schleichpfade zu den besten Handelsgebieten ausplauderten. Die Konkurrenz schläft jedoch nicht. Neben den Franzosen sind auch die Ureinwohner des Kontinents auf die Wahrung ihrer Interessen erpicht. Die Opening Credits helfen dem Zuschauer, der nicht allzu gut mit diesem Kapitel nordamerikanischer Geschichte vertraut ist, auf die Sprünge (Der naheliegende Vergleich mit The Revenant - Der Rückkehrer hilft in diesem Fall nicht weiter, denn der oscarprämierte Leonardo DiCaprio ächzt und kriecht mehr als 100 Jahre später durch einen komplett anderen Winkel Kanadas). Zu epischer Musik entfaltet sich eine Landkarte, auf der die Siedlungen der beteiligten Parteien eingezeichnet sind. Kleine Fähnchen markieren anschaulich die nationale Aufteilung der begehrten Jagdgründe. Neben den geografischen Gegebenheiten, zeigt Eröffnungssequenz zudem, dass nicht nur der Hauptdarsteller Jason Momoa aus der überaus erfolgreichen Fantasy-Serie des großen Konkurrenten HBO übernommen wurde.

Der Auftakt zu der sechsteiligen 1. Staffel Frontier, "A Kingdom Unto Itself", wurde von San Andreas-Regisseur Brad Peyton inszeniert und stellt eine Vielzahl von Schauplätzen, Personen und deren unterschiedlichen Interessen vor. Die Handlung springt hastig zwischen den verschieden Orten und Gruppierungen hin- und her und es ist schwierig, in dem narrativen Chaos Durchblick zu erhalten oder gar eine Identifikationsfigur in dem Gewusel ausfindig zu machen. Jason Momoa ist es zumindest nach der Pilot-Folge nicht. Viel gibt es von dem Hünen noch nicht zu sehen. Das wenige, was man über seine Figur erfährt, wird durch die Erzählungen anderer übermittelt. Declan Harp, Halb-Ire, Halb-Cree (oder Lake People, wie der Stamm der Ureinwohner auch genannt wird), ist in der alten wie in der neuen Welt berühmt-berüchtigt. Er ist ein Meister der Jagd, kennt das Gebiet wie seine Westentasche und kann als Vermittler zwischen den Engländern und den nativen Bewohner des Landes auftreten. Allerdings ist er auch spätestens nach dem Verlust von Frau und Kind eigenwillig, unberechenbar und mordlustig (vergleiche Braveheart oder erneut The Revenent). Nun da die Franzosen erneut an Macht gewinnen, ist dem stets verbittert wirkenden Briten Lord Benton (Alun Armstrong) schwer an einer Allianz mit dem barbarischen Pelzjäger gelegen.

Vielleicht wird aber auch der junge irische Dieb Michael Smyth zum Sympathieträger, der genauso orientierungslos in den Plot geworfen wird, wie der Zuschauer. Verkörpert wird dieser vom Netflix-Veteranen Landon Liboiron, der zuvor als Werwolf Peter Rumancek in Hemlock Grove sein Unwesen trieb. Michael landet in der neuen Welt, nachdem er sich auf einem Schiff versteckte und Lord Benton irgendwie davon überzeugen konnte, nicht über die Planke gejagt zu werden. Er hat nichts zu verlieren und außer einer nassen Gefängniszelle oder dem Galgen auch keine lukrativen Perspektiven in England. Er gehört eben genau jenem Schlag Mensch an, der sich hervorragend als Freibeuter im Pelzhandel eignet. Zudem ist er erpressbar, da seine Freundin als Gefangene um ihr Leben bangen muss. Als gebürtiger Ire und quasi Landsmann soll er nun den Kontakt zu Declan herstellen.

Ein eindeutiger Schwachpunkt der Serie ist der männlich dominierte Cast. Frauen werden direkt weggesperrt oder zum Freiwild degradiert. Clenna (Lyla Porter-Follows), das Liebesobjekt von Michael, verschwindet nach kurzer Zeit im Gefängnis, wo sie nur knapp und mit dem Hinweis auf ihre Trauer um den direkt zuvor ermordeten Bruder einer Vergewaltigung entgeht. Der Unsympath Captain Chesterfield (Evan Jonigkeit) sieht keine andere Möglichkeit, als der Kellnerin der Taverne drohend in den Ausschnitt zu fassen, um Informationen aus ihr herauszubekommen. Die bisher einzige halbwegs interessante und relevante Frauenfigur ist Grace Emberly (gespielt von Zoe Boyle, die aus Downton Abbey und Sons of Anarchy bekannt ist), die als Besitzerin einer Taverne jedes neue Gesicht im Ort kennt und konspirative Gespräche am Tresen aufschnappt. Da neben Bieberpelzen auch Informationen eine kostbare Währung sein können, weiß Grace ihr Wissen clever zu nutzen. Hoffnungsvoll ist ebenfalls der sehr kurze Auftritt von Jessica Matten als Kriegerin Sokanon der Cree, die ihr Geschick mit Wurfwaffen unter Beweiß stellt. Es bleibt zu hoffen, dass ihr im Verlauf der Serie mehr Screen Time zugestanden wird.

Die nicht besonders gewitzten Dialoge werden hin- und wieder von vielversprechenden und blutigen Actionszenen unterbrochen, die im Verlauf der Serie und mit dem erneuten Zusammentreffen verfeindeter Parteien sicher zunehmen werden. Wer die Serie im O-Ton schaut, kann sich an dem Klang verschiedener Dialekte und Mundarten erfreuen und wie es sich für ein anständiges Kostümdrama gehört, stimmt auch die Garderobe. Der Pilot zu Frontier bietet also durchaus ein paar Anreize, sich die nächsten ein, zwei Episoden anzuschauen. Ansonsten bietet der Serienmarkt momentan mit Taboo, Vikings oder The Last Kingdom Alternativen für Pelz- und Degenfreunde.

Seid ihr mit Jason Momoas neuem Serienauftritt als Felljäger zufrieden oder wollt ihr ihn lieber als schwimmenden Aquaman sehen?

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