Brüno alias Sacha Baron Cohen bezaubert mit seinen Marketing-Ideen, Tausende Fans wollen den Film sehen, aber … Universal Pictures scheint dem neuesten Werk des britischen Komikers nicht zu trauen, denn kritisch berichtet werden darf erst drei Tage vor Kinostart und Online-Kritiker dürfen gar nicht. Zur Pressevorführung wurden sie erst 24 Stunden davor ein- und dann drei Stunden vorher wieder ausgeladen. Frederic Jaeger von critic.de und seine Kollegen werden an einer kritischen Berichterstattung gehindert.
Wir veröffentlichen hier einen Auszug aus dem Text von Frederic. "Im Fall des Kinofilms Brüno setzt Universal unverhohlen eine Marketing-Strategie ein, die exemplarisch für eine aktuelle Tendenz steht und vor allem zwei Ziele verfolgen dürfte: Die Kontrolle über die Berichterstattung so lange wie möglich zu behalten und diese zeitlich zu steuern. Wenn alle Filmkritiken in der Woche des Starts erscheinen, so wird gemutmaßt, ergeben sich stärkere Werbeeffekte für den Film und negative Besprechungen verpuffen leichter, allein schon angesichts der vorher effektiv geführten PR-Aktionen. Denn so lange es keine Filmkritiken geben darf, sollen die Journalisten über den “fluff” berichten. Um das eigens geschaffene Vakuum zu füllen, bieten einige Verleiher ein breites Angebot an “Gratis-Content” an, von Featurettes über Online-Spiele, Promo-Bilder und vorgefertigte Interviews bis hin zu “exklusiven” Gewinnspielaktionen. Wichtigstes Teil in diesem Marketingpuzzle bleibt der Trailer, gefolgt von Star-Präsenz. Am vergangenen Wochenende etwa rührte Sacha Baron Cohen die Werbetrommel – auch in Berlin. Fotos davon sind fast überall zu finden – Publikation erwünscht."
Thomas Groh mit seinem Filmtagebuch sieht es ähnlich. "Für mich ist das ein Indiz in zweierlei Hinsicht: Erstens, die Presseleute vertrauen ihrem Film als eigentlichem Kernprodukt nicht im geringsten, und zweitens, die Presseleute halten “die Leser” offenbar für so herausragend stumpfsinnig, dass diese an von PR-Bombardements unbeeindruckten Eindrücken anhand des konkreten Gegenstands keinerlei Interesse aufzeigen."
Eine ganz andere Empfehlung gibt unser Batzman, der für moviepilot und die Fünf Filmfreunde die Aktionen rund um Brüno verfolgt hat: “Bitte Universal, lasst eure Pressetexte doch in Zukunft nicht mehr von des Praktis Großmutter schreiben. ”Bewaffnet mit einem warmen Lächeln und einer flotten Zunge geht Bruno dorthin, wo es Spaß macht und manchmal auch ein bisschen wehtut. Er entlarvt die Doppelmoral unserer Gesellschaft, entblößt Absurditäten der Fashionistas oder tritt ignoranten Dummköpfen wirkungsvoll vors Schienbein. Begegnungen mit dem hemmungslosen Lümmel “Bruno” – eine unartige Satire und eine vergnügliche Stichelei in der Welt des schönen Scheins." Ich bin mir zwar nicht sicher wann das Wort “flott” genau ausgestorben ist, aber die Bezeichnung Brunos als “hemmungslosen Lümmel” und des Films als “unartige Satire” geht gar nicht."
Wir hoffen, dass der Film besser ist als die Verleiher glauben.