Dreimal Godard für Zuhause

05.08.2010 - 13:00 Uhr
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Godard-Fans aufgepasst. Heute erscheinen bei Arthaus drei Filme der Regie-Legende im Rahmen ihrer Godard-Kollektion. Dabei wird die gesamte Bandbreite seines Schaffens zwischen Meisterwerken und Totalausfällen abgedeckt.

Nachdem Arthaus schon in der Vergangenheit viel Liebe zum Kino der Nouvelle Vague bewiesen hat, wird nun auch das Programm ihres Großmeisters Jean-Luc Godard komplettiert. Neben einer Neuauflage des Klassikers Elf Uhr nachts, den selbst in Deutschland die meisten unter seinem Originaltitel Pierrot le fou kennen, erscheinen auch zwei kleine Raritäten: der experimentelle Gangster-Film Made in USA von 1966 und sein Experimentalfilm Passion von 1982.

Gerade letzterer ist wohl nur etwas für hartgesottene Godard-Fans. Beinahe jede Minute von Passion lebt von den filmischen Extravaganzen des Regisseurs. Der Film bewegt sich fast vollständig in hochtrabenden Phrasen, betont vielsagenden Bildern und unzusammenhängenden Handlungsfetzen. Hinzu kommt, dass Godard sogar mit der Tonspur seine Spielchen treibt. Oft wird eine Stimme aus dem Off für eine Kurze Zeit lippenynchron, läuft dann wieder leicht versetzt und kehrt schließlich wieder komplett ins Off zurück. Die Fassbinder-Muße Hanna Schygulla klingt dadurch sogar in der Originalfassung wie schlecht synchronisiert. Mein Respekt vor dem Zuschauer, der bei so vielen Kinkerlitzchen noch den Film genießen kann.

Ganz anders sieht dies allerdings bei Elf Uhr nachts aus, der nicht nur dank des phänomenalen Jean-Paul Belmondo in die Filmgeschichte eingegangen ist. In dem rasanten Roadmovie kommt alles zusammen, was Kino zu einem Erlebnis machen kann: brillante Dialoge, kulturelle Zitate, Humor, Action und schöne Frauen. Dabei befreit sich Jean-Luc Godard von genau jenem Ballast, der für andere Regisseuren essenziell ist: Plot, Logik und Erklärungen. Was bleibt ist die Reduktion auf die reine Emotion. Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, bekommt hier also die Möglichkeit, dies baldmöglichst nachzuholen.

Wer an Elf Uhr nachts Gefallen gefunden hat, darf dann ruhig auch einen Blick auf Made in USA werfen. Auch hier wird ein Gangsterthema verhandelt, doch muss Anna Karina, die bereits in Elf Uhr nachts an der Seite von Jean-Paul Belmondo die Hard-Boiled-Schönheit gab, hier allein zurechtkommen. Dem Film fehlt dadurch das Timing und das Charisma Belmondos, was auch die Auftritte von László Szabó und Truffaut-Schützling Jean-Pierre Léaud nicht ausbügeln können. Dennoch finden sich auch hier zahlreiche Verweise auf die amerikanischen Genreklassiker, knallbunte Bilder und alles, was wir an Godard mögen – wenn wir ihn denn mögen.

Zu diesen Filmem packt Arthaus jeweils einen kurzen Kommentar des Godard-Spezialisten Colin MacCabe. Diese starrt zwar ähnlich nervös in die Kamera, wie ein Reh im Scheinwerferlicht, doch seine Kommentare bieten mitunter wichtige Hinweise zum Verständnis der Filme. Die sonstigen Extras entsprechen der Wichtigkeit der Filme: Bei Elf Uhr nachts ist ein Audiokommentar mit Untertiteln enthalten. Zu den Extras von Made in USA gehört lediglich ein Interview mit Anna Karina, welches immerhin hübsch anzuschauen ist, und Passion muss völlig ohne Extras auskommen – es sei denn man lässt “Filmplakate” und “Fotogalerie” gelten.

Bild und Tonqualität sind Arthaus-Typisch solide bis gut, wofür man der Firma aus Leipzig nie genug danken kann. Wer schon einmal französische Ausgaben im DVD-Player hatte, weiß, wovon ich rede. Allerdings krankt auch diese Edition an der Arthaus-Macke, dass der Zuschauer jedes Mal den Umweg über das Titelmenü nehmen muss, um die Ton- und Untertitelspur zu ändern. Auch die Belästigung durch Copyright-Hinweise ist an der Grenze des Zumutbaren. Dafür allerdings werden wir von Werbung verschont.

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