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Dirty Grandpa - Kritik & Analyse

15.02.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Dirty Grandpa - Kritik & AnalyseConstantin Film
Wer unsere heutige Gesellschaft verstehen will, sollte allen Mut zusammenfassen und sich die schreckliche Komödie Dirty Grandpa ansehen, meint Wolfgang M. Schmitt jun. in seiner Filmanalyse.

Schaut man sich heute im Kino regelmäßig Komödien an, wird man bei aller Verschiedenheit der Filme eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit feststellen: Sie sind alle äußerst vulgär. Nun könnte dies ja etwas Grenzüberschreitendes, etwas wirklich Subversives sein, doch das Gegenteil ist der Fall: Vielmehr sehen wir Pseudo-Provokationen; denn anders als bei Das Gespenst der Freiheit oder Skandalfilmen wie Das große Fressen und Salon Kitty münden diese vulgären Filme grundsätzlich in ein bekömmliches Happy-End. So vulgär sie sind, so spießig sind sie auch. Ob in Til Schweigers Keinohrhasen, in dem ausgiebig über Oralverkehr debattiert wird, oder in Seth MacFarlanes Ted, der Mark Wahlberg mit einem sprechenden Teddybären alle erdenklichen Fetische verbal durchdeklinieren lässt – am Ende wird immer brav geheiratet. Zugleich ist augenfällig, dass zwar laufend über Sex in allen Spielarten auf zotige Weise gesprochen wird, man aber tatsächlich niemals eine Sexszene sieht, geschweige denn so etwas wie Erotik.

So ist es auch in Dirty Grandpa mit Robert De Niro und Zac Efron – der Trailer vermittelt einen guten Eindruck von der Sprache, die im Film tatsächlich permanent gesprochen wird. Die Vulgär- und Fäkalwitze verleihen den an sich biederen Geschichten und ihren hausbackenen Botschaften einen nur vermeintlich unkonventionellen Charakter. Mehr noch: In Dirty Grandpa ist gerade das Vulgäre die heimliche Stütze der Gesellschaft, wie schon in Hangover. Der Exzess ist nötig, damit man später in der bürgerlichen Familienwelt besser funktionieren kann. Brisant ist, dass Robert De Niro einen ehemaligen Special-Force-Soldaten spielt, der früher Rebellen zum Freiheitskampf ausgebildet hat. Wir wissen spätestens seit Kubricks Meisterwerk Full Metal Jacket, dass die militärische Disziplin nicht nur kühl, ordentlich und puritanisch ist, zugleich ist diese Disziplin auf vulgäre Motivationsgesänge und ständige Griffe in den Schritt angewiesen.

Dirty Grandpa ist quasi die Farce zu Full Metal Jacket und ist darüber hinaus sicherlich der Tiefpunkt in der langen Karriere von Robert De Niro.

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