Die Phantastische Tierwesen-Reihe muss sterben, damit Harry Potter als Franchise überleben kann

24.09.2021 - 18:25 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Harry Potter und das Problem mit Phantastische TierwesenWarner Bros.
19
3
Drei Phantastische Tierwesen-Filme sind mindestens zwei zu viel. Die Harry Potter-Reihe hat ihre Daseinsberechtigung verwirkt, das Fantasy-Franchise braucht dringend einen Neustart.

Es ist gar nicht so leicht, eine der größten Film- und Bücherwelten mit Fans in der ganzen Welt innerhalb weniger Jahre derart an die Wand zu fahren. Warner hat es mit Harry Potter allerdings geschafft. Der dritte Teil der Phantastische Tierwesen-Reihe hat jetzt zwar einen Titel (Dumbledores Geheimnisse) und ein Startdatum (15. April 2022). Aber: Will das wirklich noch jemand sehen?

Das Harry Potter Spin-off Phantastische Tierwesen ist am Boden

Hier und da flammt noch Euphorie auf, aber große Teile der Fans reagieren auf die Neuigkeiten zur Reihe mit einem Schulterzucken. Potterheads, die damals bei den überrannten Buchpremieren mit schwarzen Spitzhüten ihre Exemplare wie einen Schatz umklammerten, gibt es heute immer noch. Sie sind erwachsen, manche haben neue Potter-Fans in die Welt gesetzt und sie leben ihre Leidenschaft. Aber unter dem Hashtag "Harry Potter"  reden sie eher über ihre Erinnerungen an die Ursprünge des Franchises, nicht über den Status Quo – und das nach der wichtigsten Nachricht seit Monaten.

Statt Vorfreude und Euphorie gibt es primär Gleichgültigkeit für die Geschichte des Magizoologen Newt Scamander. 3 Jahre nach Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen, 10 Jahre nach dem letzten Teil der Hauptreihe und 20 Jahre nach der Premiere von Stein der Weisen ist die Stimmung im Keller. Spin-off-Reihe und Fandom haben sich voneinander entfremdet und das hat Gründe.

Johnny Depp ist nicht das einzige Problem der Tierwesen-Reihe

Die Kontroverse um Johnny Depp, die zur Entlassung des Darstellers führte, trägt sicher eine Mitschuld. Mads Mikkelsen spielt in Dumbledores Geheimnisse den Zauberer-Schurken Grindelwald. Der Fall spaltet die Harry Potter-Fans. Eine Seite kann sich die Reihe ohne Johnny Depp nicht vorstellen (obwohl er nur in einem Film wirklich präsent war). Die andere ist froh, dass der Superstar, der von "Cancel Culture" raunt, obwohl er nach wie vor Preise gewinnt , nichts mehr mit Harry Potter zu tun hat.

Zum ersten Mal Harry Potter gucken | Der Stein der Weisen: Ein solider Einstieg in eine magische Welt
Abspielen

Zudem muss sich die Community mit den regelmäßigen transfeindlichen Ausfällen von J.K. Rowling beschäftigen. Die Schöpferin von Harry Potter ist zu einem großen Problem für ihre Welt geworden. Das Weltbild der Autorin stimmt nicht mit den Werten des Fantasy-Kosmos überein. Oder zumindest nicht mit den Werten, die Fans in die von ihr geschaffene Welt hineininterpretieren.

Aber letztlich sind das nur Begleitfeuer, die ein ohnehin schwach konzipiertes Franchise zusätzlich belasten. Die Phantastische Tierwesen-Reihe stünde auch ohne die Debatten um Rowling und Depp vor einem kreativen Scherbenhaufen.

Phantastische Tierwesen war von Anfang an der falsche Weg für Harry Potter

Mir ist immer noch schleierhaft, wie sich das Studio Warner, das sein wertvolles Fantasy-Franchise im Jahr 2012 auf eine neue Ebene heben wollte, ausgerechnet für den Magizooologen Newt Scamander (Eddie Redmayne) entscheiden konnte. Eine Figur, die bis dahin für das Potter-Universum größtenteils irrelevant war.

Phantastische Tierwesen war zu weit von den eigentlichen Schauwerten und Reizen der Welt angesiedelt und hatte nur wenig mit dem zu tun, was Fans mit Harry Potter verbinden. Als hätte man nach Jurassic Park eine fünfteilige Filmreihe über die Genforscher:innen hinter den Dinos gedreht und sie in Baden-Württemberg spielen lassen.

Die Macher:innen schienen anzunehmen, dass die Potterheads nach 8 Filmen in Hogwarts mit Harry, Ron, Hermine und Dumbledore genug vom Altbekannten hatten. Das Gegenteil ist der Fall. Fans schauen die Filme und lesen die Bücher bis zum Erbrechen, um immer wieder nach Hogwarts zurückzukehren.

Phantastische Tierwesen versucht verzweifelt, Harry Potter-Fans zurückzugewinnen – und macht alles noch schlimmer

Das hat auch das Potter-Studio Warner verstanden, denn seit Tierwesen Teil 2 leistet sich die Reihe einen schmerzhaften Spagat, der alles noch schlimmer macht. Grindelwalds Verbrechen ist ein als Tierwesen-Sequel getarntes Dumbledore-Prequel, das die etablierten Figuren aus Teil 1 nur pflichtgemäß mitschleppt. Das schadet dem Storytelling erheblich. Ein missratener, chaotischer Blockbuster ohne jegliche Spannung und Struktur entstand. Das logische Ergebnis einer Fehlkalkulation, auf die keine konsequente Kursänderung folgte, sondern ein halbgarer Kompromiss.

Fantastic Beasts The Secrets of Dumbledore - Title Reveal (English) HD
Abspielen

Hätte sich Grindelwalds Verbrechen auf das konzentriert, was er wirklich sein wollte, wäre der Film wahrscheinlich großartig geworden: Eine Erzählung über die Verschwörung des mächtigen Schurkenzauberers Gellert Grindelwald, die mit Dumbledores Leben als jüngerer Mann kollidiert. Stattdessen schleppt die Reihe weiter Newt als Hauptfigur mit, obwohl seine Geschichte im Kontext des Films kaum Relevanz hat.

Phantastische Tierwesen muss nach Teil 3 sterben, damit Harry Potter leben kann

Die Reihe ist mit fünf Filmen veranschlagt, der dritte kommt 4 Jahre nach dem zweiten. Wenn das so weiter geht, verbringen wir noch eine Ewigkeit mit Sequels, die beim Potter-gierigen Publikum längst nicht das Interesse der Hauptreihe wecken. Kein Film aus dem Universum spielte weniger ein als Tierwesen 2.

Ich habe wenig Hoffnung, dass es mit Teil 3 entscheidend besser wird. Die Verpflichtung von Steve Kloves ist immerhin vielversprechend. Der Veteran schrieb an sämtlichen Drehbüchern der Hauptreihe (Ausnahme: Teil 5). Nur fehlt mir der Glaube, dass er allein das Ruder rumreißen kann. Die fehlerhafte Grundausrichtung bleibt schließlich bestehen. Und wie viele Filme ohne jede erzählerische Magie können Fans neben allen Kontroversen um J. K. Rowling herum noch ertragen, bevor sie sich endgültig vom Franchise abwenden?

Ein Neustart ohne Tierwesen-Ballast nach Teil 3 wäre das Beste zu diesem Zeitpunkt. Die Möglichkeiten, die Geschichte der Zauberschüler fortzuschreiben oder auszudehnen, sind doch endlos. Mit Hogwarts Legacy  ist ein Videospiel in Entwicklung, das Fans in die Rolle einer Hogwarts-Schüler:in schlüpfen lässt. Warner plant außerdem eine Harry Potter-Serie für den Streamingdienst HBO Max. Wann sie kommt und worum es geht, ist noch nicht bekannt. Aber für Fans wie mich, die mit den Tierwesen nie warm geworden sind, genügt allein die Aussicht auf ... irgendwas anderes aus dieser großartigen magischen Welt.

Die Phantastische Tierwesen-Reihe muss enden, damit Harry Potter als Franchise überleben kann. Und J.K. Rowling muss aufhören zu twittern. Aber das ist ein anderes Thema.

*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft von Harry Potter?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News