Die Geschichte der Oscars hat so einige kontroverse Entscheidungen hervorgebracht. Für viele cinephile Menschen rangiert eine vor knapp 20 Jahren aber immer noch weit oben. Es geht um die Oscarverleihung 2006, bei der Ang Lees Liebesdrama Brokeback Mountain als haushoher Favorit ins Rennen ging. Schließlich hatte der Film über die heimliche Liebe zweier schwuler Cowboys (Heath Ledger und Jake Gyllenhaal) zuvor praktisch jeden anderen Filmpreis (u. a. den Golden Globe) gewonnen.
Als Jack Nicholson dann jedoch den Oscar-Gewinner in der Kategorie Bester Film verkündete, stand vielen Anwesenden die Überraschung ins Gesicht geschrieben: Der begehrte Preis ging nämlich an das Ensemble-Drama L.A. Crash und nicht an Brokeback Mountain. Der Grund für diese Wahl war für viele schon damals offensichtlich: Die tief verwurzelte Homophobie in Hollywood.
Brokeback Mountain-Drehbuchautorin Diana Ossana sieht das ebenfalls so, wie sie vor ein paar Monaten gegenüber der New York Times erklärte. Dabei verriet sie, dass sie sogar schon eine Vorahnung bezüglich der Jury-Entscheidung hatte.
"Als hätte mir jemand in den Magen getreten": Clint Eastwoods Brokeback Mountain-Ignoranz war böses Omen für die Oscars
Ossana berichtete, dass sie im Vorfeld der damaligen Oscarverleihung auf einer Party von Paul Haggis, dem L.A. Crash-Regisseur, eingeladen war. Ebenfalls als Gast anwesend war Hollywood-Legende Clint Eastwood (Gran Torino), auf den sich Ossana besonders freute. Doch auf die Aufgeregtheit folgte schnell Ernüchterung:
Paul kam auf mich zu und sagte: 'Diana, ich muss dir sagen, dass [Clint] deinen Film nicht gesehen hat.' Es war, als hätte mir jemand in den Magen getreten.
Dass Eastwood sich offenbar nicht für Brokeback Mountain interessierte, nahm die Drehbuchautorin als Indikator für die in Hollywood allgemein vorherrschende Ablehnung von Filmen mit LGBTQ+-Fokus wahr. Für Ossana war dies bereits ein schlechtes Vorzeichen für die bevorstehende Verleihung – und sie sollte Recht behalten. Noch heute verärgert sie dieser Rückschlag sehr:
Man will leugnen, dass Homophobie bei den Oscars eine Rolle spielt, aber was sonst hätte es sein sollen? Wir hatten bis dahin alles gewonnen.
Auch wenn sich in puncto LGBTQ+-Sichtbarkeit in Filmen seit damals sicherlich etwas getan hat, ist die Homophobie in Hollywood immer noch allgegenwärtig, wie bspw. Comedy-Ikone Nathan Lane (The Birdcage) im März 2025 gegenüber Vanity Fair erklärte.
Immerhin durfte Ossana 2006 gemeinsam mit Larry McMurtry den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch entgegennehmen. Zudem gewann Brokeback Mountain in den Kategorien Regie und Filmmusik.
- Mehr: "Ich will keine Witze darüber machen": Heath Ledger verweigerte Oscar-Auftritt zu Brokeback Mountain
Wo läuft Brokeback Mountain im Stream?
Das emotionale Drama von Ang Lee könnt ihr aktuell in der Streaming-Flatrate von MagentaTV ansehen. Alternativ gibt es Brokeback Mountain als Kauf- und Leihoption bei Amazon Prime Video und Apple TV.
Ein thematisch ähnlicher Artikel ist zuvor bei unserer internationalen Schwesternseite Espinof erschienen.