Der Teufel steckt im Detail & in jedem Film

10.02.2014 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Berlinale, die Vierte
Concorde / dcm
Berlinale, die Vierte
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Tag 4 der Berlinale 2014: Es gibt viele Fazits zu den heutigen Erlebnissen. Zusammengefasst ließe sich sagen, dass der Teufel von den Filmen der Berlinale Besitz ergriffen hat. Wäre da nicht Stellan Skarsgard, der dem Zuschauer die letzte Salbung gibt.

So langsam beginnen die Ereignisse zu verschwimmen. Ich dachte, die geschlossenen Geschäfte geben mir zumindest permanent den Eindruck, heute wäre Sonntag und ich hätte mein Gefühl für die Zeit nicht verloren. Es ist allerdings sehr naiv zu glauben, die Anbieter in den Potsdamer Platz-Arkaden würden sich das Geld entgehen lassen und so hatten sie alle geöffnet. Einfach alle. Den gewohnten Weg zum Potsdamer Platz verfolgte ich schon blind. Ich wusste, wo ich zu stehen hatte, wie lange ich bräuchte, welchen Ausgang ich nehmen musste und so weiter. Zudem zählten die Nächte nicht. Kaum hatte ich mich hingelegt, stand ich schon wieder auf. Ich saß bis spät abends im Kino und pünktlich in der Früh ebenso. Aber ich realisierte eines: Das war verdammt gut! Und heute war Sonntag… oder?

Mein Tag begann schlecht. Christoph war nicht da. Als ich den Saal des Berlinale-Palasts betrat und sah, dass es keinen abgesperrten Bereich für die Jury gab, verzog ich mich nach oben auf die Ränge. Kein Waltz. Ging es ihm gut? War er vielleicht krank? Zu viel Stress? Ich beschloss, ihn im Anschluss an die Sichtung aufzusuchen und mich nach seinem Wohlbefinden zu erkundigen. Um es vorweg zu nehmen: Es geht ihm gut! Was mich an diesem Morgen erwartete, war Kreuzweg, der dritte deutsche Beitrag im Wettbewerb um den Goldenen Bären. Der Film erzählt von der 14-jährigen Maria (Lea van Acken), die der streng-katholischen Priesterbruderschaft “St. Paulus” angehört und kurz vor ihrer Kommunion steht. Während das Mädchen mit den Tücken des jugendlichen Alters zu kämpfen hat, erziehen der Pfarrer (Florian Stetter) und ihre Mutter (Franziska Weisz) sie zum strengsten Gottesglauben und zur Ablehnung aller sündigen Güter.

Regisseur Dietrich Brüggemann zeigt eindrucksvoll den Kampf des Mädchens mit dem Erwachsenwerden und dem Glauben. Der Film beeindruckte mich mehr, als ich es zuvor vermutet hätte. Er beleuchtet die Geschehnisse zwar sehr einseitig und überstilisiert, erzählt aber dennoch eine berührende Geschichte, die weniger die Frage der Religionsfreiheit, als vielmehr den verzweifelten Hilfeschrei eines Mauerblümchens thematisiert. Ich war sehr überrascht von diesem Film und vergaß fast, dass nun mein langerwarteter Kampf bevorstand: Lars von Trier, der Skandal und Nymphomaniac 1. Doch kurz gesagt: Lars von Trier bellte nur wie ein kleiner Hund, vor und hinter der Kamera. Der Film enthält einige explizite Szenen, die eigentlich nur in Kinos gezeigt werden, die Travis Bickle gern aufsucht, doch wahnsinnig skandalös ist dieser Film nicht.

Ich war – und ich weiß, dass das eigentlich nicht fair ist – dem Film schon vorher nicht positiv gesinnt, doch ich wurde – und dies werden besonders meine Kollegen belächeln – etwas versöhnt. Nymphomaniac funktioniert vor allem aufgrund des Zusammenspiels von Charlotte Gainsbourg und Stellan Skarsgård, da hier die Nymphomanin dem einsamen Angler erklärt, welche Sünden sie begangen hat, während dieser sie von jenen reinwaschen will. Damit erzählt er letztendlich dem Zuschauer, dass das, was dort auf der Leinwand zu sehen ist, gar nicht so schlimm ist. Skarsgard hätte dabei auch großartig in Kreuzweg gepasst, um den Pfarrer etwa einmal wachzurütteln und dem armen Mädchen zu helfen.

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