Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) ist sowas von zurück. Der mit Spannung erwartete dritte Teil von Rian Johnsons beliebter Krimireihe heißt Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery und kommt, um das durchwachsene Neflix-Filmjahr mit einem Knall zu erlösen. Lest hier den spoilerfreien Film-Check.
Wake Up Dead Man: Netflix' Knives Out 3 ist eine religiöse Erweckungserfahrung
Daniel Craigs renommierter Privatdetektiv Benoit Blanc wird in Wake Up Dead Man in seinen (laut Netflix) "gefährlichsten Fall" geschleudert: Eine kleine Kirchgemeinde im Bundesstaat New York betrauert den Tod ihres Predigers. Doch der Mord am Monsignore (Josh Brolin) geschah in einem Raum, in dem sich niemand außer ihm aufhielt. Der Verdacht fällt trotzdem auf seinen Stellvertreter, Jungpriester Jud (Josh O'Connor).
Lediglich Detektiv Blanc ist nicht gänzlich von dessen Schuld überzeugt und nimmt auch den Rest der religiösen Gemeinschaft als Verdächtige ins Visier. Und dann verändert eine "Auferstehung" plötzlich alles ...
Schaut hier den Trailer zu Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery
Der erste Teaser zu Wake Up Dead Man suggerierte eine finstere Fortsetzung. In der ersten halben Stunde des Sequels kommt man aus dem Lachen allerdings kaum heraus. Ob nun ein Priester bei einem anderen (peinlich berührten) Gottesmann die Beichte über seine zahllosen Masturbationsvergehen ablegt oder Glenn Closes tiefgläubige Kirchendienerin Martha sich beschwert, dass eine Grabstätte mit "Raketen"-Zeichnungen verschandelt wurde (die Auflösung: siehe Trailer oben) ...
Nach seinen zwei Whodunit-Filmen Knives Out und Glass Onion zeigt Rian Johnson sich in Teil 3 erneut in Bestform, springt in der Zeit vor und zurück. Er hat genug Selbstbewusstsein für seine Krimireihe aufgebaut, dass es überhaupt nicht stört, wenn der Mord erst nach 35 Minuten Laufzeit passiert und sein Ermittler erst nach 45 Minuten (von insgesamt 144) richtig in Aktion tritt. Die Einführung der intriganten Gemeindemitglieder vergeht nämlich wie im Flug und liefert den überzeugenden Unterbau eines hinreißend wendungsreichen Katz- und Maus-Spiels.
Neben Daniel Craig brilliert vor allem "Killerpriester" Josh O'Connor
Nach den ersten zwei Knives Out-Filmen beweist Rian Johnson ein weiteres Mal ein Händchen für die perfekt ausgewählte Besetzung seiner Mystery-Reihe, die alteingesessene Stars mit aufsteigenden Talenten konfrontiert. Unvergesslich sind Glenn Closes Kirchendame, die sich immer wieder aus dem Nichts heraus materialisiert, oder ein graumähniger Josh Brolin als laut fluchender Katholik, der seine Schäfchen von der Kanzel aus radikalisiert.
Hinzu kommen Thomas Haden Church (Sideways), der als Kirchenhausmeister nicht nur für seinen Nachnamen besetzt wurde, Andrew Scott (Sherlock) als nicht länger erfolgreicher Sci-Fi-Autor und Cailee Spaeny (Civil War) als Ex-Cellistin im Rollstuhl. Wobei auch Jeremy Renners deprimierter Kleinstadtarzt und die verbitterte Anwältin Kerry Washington (Scandal) mit ihrem politisch gescheiterten, Social-Media-affinen Adoptivsohn (Daryl McCormack) nicht unterschlagen werden dürfen.
Bei so viel verdächtigem Personal könnte Wake Up Dead Man sein Aushängeschild Daniel Craig leicht aus den Augen verlieren. Doch das Gegenteil passiert: Nachdem der Privatschnüffler in Teil 1 als Kuriosum eingeführt wurde und in Teil 2 fast dümmlich gewirkt hatte, findet Benoit Blanc in Teil 3 endlich zu sich selbst: Obwohl er nicht immer im Rampenlicht steht, ruht die Figur mit längeren Haaren und Dreitagebart nun in sich selbst, darf sich zwischen Kirchenbänken frotzelnd als "geborener Ketzer" betiteln und als Genie "am Altar der Logik" Verdächtige vor sich selbst retten.
Der wahre Star von Wake Up Dead Man ist allerdings Josh O'Connor. Und ähnlich wie bei Ana de Armas in Knives Out gehört ihm das Scheinwerferlicht völlig zu Recht. Wer den aufsteigenden Schauspieler nach God's Own Country, The Crown und Challengers noch nicht als Offenbarung kennengelernt hat, darf sich von seinem jungen Priester zum Glauben bekehren lassen. Passend zum lachhaft doppelbödigen Judas-Namen seiner Figur "Jud Duplenticy" spielt er dem Hauptverdächtigen die Seele aus dem religiösen Leib. Zwischen Dackelblick und Selbstbewusstsein weiß man bald selbst nicht mehr, ob man seinem Ex-Boxer, unter dessen Kragen ein Tattoo hervorschaut, die Tat als "Mörderpriester" überhaupt anlasten möchte. Egal, ob er nun schuldig ist oder nicht.
Jud mausert sich zum religiösen Robin für Blancs Batman. Damit macht er selbst den Auftritt von Mila Kunis obsolet, die als Polizistin vorbeischaut. Die zwei ungleichen Männer reiben sich als Ermittler-Duo so charmant aneinander, dass die Aussicht einer neuen Besetzung für das angekündigte Sequel Knives Out 4 fast wehmütig stimmt.
Netflix-Triumph: Wake Up Dead Man hebt die Knives Out-Reihe auf ein neues Level
Wie Wake Up Dead Man es bei allen Witzen im religiösen Kontext schafft, trotzdem nicht in die Falle zu tappen, den Glauben als solchen zu verdammen, ist ein versöhnliches Kunststück für sich. So wartet am Ende des dritten Knives Out-Films Erleuchtung in unterhaltsamster Krimi-Form. Augenzwinkernde Details unterfüttern das Ganze. Da wird schon mal ein "roter Faden" am Tatort gefunden. Oder die Gemeindemitglieder haben Angst, dass ihre Misere – mit idiotischen Versionen ihrer selbst! – von Netflix adaptiert wird.
In der märchenhaften Kleinstadtkulisse im Wald könnte man gut und gerne an die titelgebende (einem U2-Songtitel entlehnte) Rückkehr von den Toten glauben, wenn später eine Figur wundersam aus dem Jenseits zurückkehrt. Die einzige verschenkte Chance besteht darin, dass Netflix das Krimi-Sequel zu Weihnachten und nicht zu Ostern veröffentlicht, wo das Sequel spielt und die Auferstehungshandlung doppelt gezündet hätte.
Andererseits punktet Knives Out 3 (trotz Mord- und Totschlag) aber nicht zuletzt durch eine unerwartete Wärme, die dem bissigen Eat-the-Rich-Vorgänger Glass Onion komplett fehlte. Mit mehr als einer liebenswerten Figur und der Suche nach Vergebung überflügelt Rian Johnsons zweites Sequel den Vorgänger im Tonfall problemlos – und das passt dann doch zur Stimmung des Fests der Liebe. Teil 3 kann sogar dem ersten Fall von Blanc problemlos das (Weih-)Wasser reichen.
So darf das Streaming-Jahr zumindest mit dem besten Netflix-Film des Jahres enden. Im Januar gehörte Wake Up Dead Man zu den meist vorgemerkten Filmen 2025 bei Moviepilot. Jetzt überflügelt der dritte Knives Out-Film diese hohen Erwartungen sogar noch und lässt uns Fehlzündungen wie The Electric State vergessen. Denn die Einladung zu diesem geheimnisvollen Gebetskreis sollte niemand ablehnen.
Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery kommt am 27. November 2025 für einen limitierten Start ins Kino und startet anschließend am 12. Dezember 2025 bei Netflix.
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