Der neue Ghostbusters-Film braucht die alten Stars nicht: In seinen besten Momenten erinnert er sogar an Sam Raimis Spider-Man-Filme

22.03.2024 - 09:45 UhrVor 1 Monat aktualisiert
Ghostbusters: Frozen Empire
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Ghostbusters: Frozen Empire
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Mit Ghostbusters: Frozen Empire startet der fünfte Film aus der Sci-Fi-Fantasy-Reihe, die seit den 1980er Jahren in unregelmäßigen Abständen die große Leinwand beehrt. Der Kinogang lohnt sich aus drei Gründen.

Ghostbusters steht wie nur wenige andere Filme für das Hollywood-Kino der 1980er Jahre. Bis heute verehren Fans die ersten Abenteuer der ikonischen Geisterjäger-Truppe: Harold Ramis, Dan Aykroyd, Ernie Hudson und Bill Murray. Zur großen Filmreihe hat es Ghostbusters trotzdem nicht geschafft. Das Vermächtnis des Sci-Fi-Fantasy-Kults ist chaotischer als so mancher Geisterüberfall in New York.

Der nie erschienene Ghostbusters 3 mit den Original-Stars ist ein Paradebeispiel dafür, dass selbst die Fortsetzung eines Box-Office-Hits in der Produktionshölle untergehen kann. Sony startete 2016 einen Reboot-Versuch mit weiblicher Besetzung, doch der floppte. Fünf Jahre später kam Ghostbusters: Afterlife als Legacyquel ins Kino und bescherte der Reihe ihren ersten Leinwanderfolg seit über drei Dekaden.

An diesen Erfolg schließt nun Ghostbusters: Frozen Empire an.

Es gibt 3 Gründe, warum Ghostbusters: Frozen Empire durchaus einen Blick wert ist

Star Wars, Jurassic Park und Creed haben es vorgemacht: Jahre nach ihrem letzten Film meldeten sich die Franchises mit einem neuen Abenteuer im Kino zurück, in dem die alten Held:innen auf eine junge Generation treffen. Ghosbutsters: Afterlife, der hierzulande den passenden Zusatztitel Legacy erhalten hat, trifft genau in diese Kerbe und stellt den ursprünglichen Geisterjägern eine Stranger Things-Familie gegenüber.

Callie Spengler (Carrie Coon), die Tochter des verstorbenen Ghostbusters Egon Spengler, entdeckt in Oklahoma zusammen mit ihren Kindern, Phoebe (Mckenna Grace) und Trevor (Finn Wolfhard), das Erbe ihres Vaters. Zwei Jahre später jagen die Spenglers mit dem Ecto-1 durch die Straßen von New York, dicht verfolgt von einem Geisterdrachen. Und das ist schon der erste Punkt, warum sich die Fortsetzung lohnt.

Grund 1: Die Ghostbusters sind zurück in New York und erleben ein wildes Sommer-Abenteuer

Der Ecto-1 rast in Ghostbusters: Frozen Empire wieder durch New York

Ghostbusters in einem knarzenden Landhaus wirkte auf den ersten Blick wie eine geniale Idee, um der Reihe neues Leben einzuhauchen. Schlussendlich haben wir den Figuren aber zwei Stunden lang beim Abstauben der Vergangenheit zugeschaut. Frozen Empire muss nicht lange um ein vermeintliches Geheimnis herumtänzeln, das sowieso alle kennen. Der Film stürzt sich direkt hinein in die Geister-Action.

Entgegen der Kälte des Titels positioniert Regisseur Gil Kenan (Monster House) Frozen Empire als farbenfrohen Blockbuster, der uns den Sommer in der Stadt erleben lässt. Mitunter erinnert dieses New York sogar an Sam Raimis Spider-Man-Filme, in denen stets eine Wechselbeziehung zwischen Heldenfiguren und Stadt existiert. Vor allem dann, wenn die Ghostbusters bei ihren Geisterjagden Eigentum der Stadt zerstören.

Besonders dem Bürgermeister sind die Spenglers ein Dorn im Auge. Am liebsten würde er die Feuerwehrwache, die seit Jahrzehnten als Hauptquartier der Ghostbusters fungiert, dem Erdboden gleichmachen. Doch was ist mit den Geistern, die dort verwahrt werden? Irgendwo schlummert hier ein spannender Film, der über die Hektik einer Metropole nachdenkt, in der Probleme lieber verdrängt und nicht gelöst werden.

Grund 2: Paul Rudd zeigt überraschend viel Verletzlichkeit in Ghostbusters: Frozen Empire

Paul Rudd als Gary Grooberson in Ghostbusters: Frozen Empire

Das Casting von Paul Rudd als Gary Grooberson ist der vielleicht größte Geniestreich der neuen Ghostbusters-Filme. In Legacy stellt er sich als Phoebes Lehrer vor, ehe er zu Callies Love-Interest avanciert. Jetzt ist er ein Teil der Spengler-Familie. Also fast. Oder vielleicht nicht. Eventuell? In Frozen Empire ringt Gary damit, seinen Platz im Kreis der Spenglers zu finden und Rudd steckt sein ganzes Herz in die Rolle.

Dass Rudd charmante, witzige Typen spielen kann, hat der Ant-Man-Star im Lauf seiner Karriere oft genug bewiesen. Am stärksten ist er jedoch, wenn er diese unterhaltsame Oberfläche seiner Figuren um einfühlsame, verletzliche Facetten erweitert. In Frozen Empire gelingt ihm das in gleich mehreren Momenten extrem gut. Ganz toll: Wenn Gary versucht, seine Beziehung zu Phoebe wieder ins Lot zu bringen.

Rudd wird nicht mehr auf den Awkward-Lehrer-Gag reduziert, sondern trägt unerwartet viel Feingefühl in die Rolle – zumindest so viel, wie in Anbetracht des Geister-Tohuwabohus möglich ist. Stark ist etwa die Szene, in der Gary vor Phoebes Zimmertür steht und seine Gedanken als zerrissener Ersatzvater teilt, ohne zu wissen, dass hinter der verschlossenen Tür niemand seine aufrichtigen Worte in Empfang nimmt.

Grund 3: McKenna Grace stellt als junge Geisterjägerin alle Original-Stars der Reihe in den Schatten

McKenna Grace als Phoebe Spengler in Ghostbusters: Frozen Empire

Ihr Name ist schon mehrmals gefallen: Ohne die Spengler-Tochter Phoebe wäre der neue Ghostbusters-Film nur halb so gut. McKenna Grace begeisterte bereits im Vorgänger und spielte sogar den deutlich bekannteren Finn Wolfhard (Stranger Things, Es) an die Wand. Frozen Empire räumt ihr noch mehr Platz zur Entfaltung ein, sogar eine (mehr oder weniger offensichtliche) queere Liebesgeschichte mit einem Geist ist dabei.

Doch der Reihe nach: Während Gary seinen Weg in die Spengler-Familie sucht, wird Phoebe von dieser mehr und mehr im Stich gelassen. Eine 15-Jährige auf Geisterjagd? Ist das überhaupt erlaubt? Der Druck der Öffentlichkeit wächst. Der Rest der Geisterjäger ist mit dem alltäglichen Trubel überfordert. Ehe sich die wohl fähigste Geisterjägerin versieht, lässt sie der Ecto-1 allein in der Garage der Feuerwehrwache zurück.

Ein herzzerreißendes Bild, das im Vorbeigehen entsteht, doch genau diese Beiläufigkeit macht den Augenblick so schmerzhaft. Aus dieser Einsamkeit entsteht die Freundschaft zu dem Geister-Mädchen (Emily Alyn Lind), mit dem Phoebe nachts im Washington Square Park Schach spielt. In die Beziehung, die zwischen den beiden entsteht, hätte Frozen Empire ruhig mehr Zeit investieren können, ehe die Geisterjagd weitergeht.

Schlussendlich fühlt sich der Film aber seinen Legacy-Aufgaben zu sehr verpflichtet. Vor allem die Auftritte der Original-Stars sind weit weniger charmant, als es im Pitch-Meeting geklungen haben dürfte. Auch der Bösewicht vermag trotz großer Reden wenig Eindruck zu hinterlassen. Die begeistert verplanten Marshmallow-Männchen sind trotzdem ein nicht zu unterschätzender Gewinn für die Reihe.

Ghostbusters: Frozen Empire läuft seit dem 21. März 2023 im Kino.

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