Der Mord zum Sonntag wird 40

26.11.2010 - 08:50 Uhr
Das Kölner Tatort-Team
ARD
Das Kölner Tatort-Team
Manche halten deutsches Fensehen und Qualität ja für unvereinbar. Doch seit 40 Jahren bürgt eine Krimiserie ungebrochen für packende Spannung, hochkarätige Schauspieler und anspruchsvolle Themen. Wir gratulieren dem Tatort zum 40. Jubiläum!

Der Tatort wird 40, herzlichen Glückwunsch!

Sonntag Abend, ein deutsches Wohnzimmer, die ganze Familie sitzt versammelt vor dem Fernseher, gerade verabschiedet sich noch der Tagesschausprecher, dann geht es los: Ein dramatischer Akkord, stechende Augen in einem schmalen Bildauschnitt, ein Fadenkreuz – ein neuer Tatort beginnt und wehe jemand wagt jetzt noch, etwas aus der Küche zu holen. Für die folgenden 90 Minuten starren alle wie gebannt in die Röhre und verfolgen aufs Neue die Jagd nach dem Mörder. Der Tatort gehört für die Deutschen schon zum Sonntagsritual wie Kirchgang und Sonntagsbraten. Mancherorts trifft man sich in der Kneipe zum Public Viewing, um beim Bier gemeinsam mit den Kumpels und seinem Lieblingskommissar dem Verbrechen nachzuspüren. Tatort, das ist für viele längst Kult und aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken.

Das Verbrechen lauert überall

Dass die Reihe auch heute noch die beliebteste Krimiserie Deutschlands sein würde, hätte sich vor 40 Jahren wohl niemand in der ARD-Redaktion träumen lassen, als am 29. November 1970 der allererste Tatort: Taxi nach Leipzig ausgestrahlt wurde. Doch das Konzept, ganz unterschiedliche Kommissare in verschiedenen Städten ermitteln zu lassen, schreckte die Zuschauer nicht wie befürchtet ab, sondern trug im Gegenteil zum großen Erfolg der Serie bei. Gerade die Abwechslung zwischen den verschiedenen Kommissaren verhindert, dass Langeweile aufkommt, und jeder der Ermittler hat sich mit seinen verschrobenen, aber in jedem Fall liebenswerten Macken einen Platz im Herzen der Zuschauer erobert. Das wechselnde Lokalkolorit sorgt dafür, dass jeder Deutsche, wo immer er herstammen mag, sich und sein Milieu in manchen Folgen wiedererkennt und in anderen über die regionalen Eigenheiten anderer Landstriche schmunzeln darf. Ein Glück für den Tatort, dass das Verbrechen vor keiner Ecke Deutschlands haltmacht!

Gewiefte Ermittler

Einige Tatort-Kommissare genießen bis heute Kultstatus, allen voran der schnodderige Düsseldorfer Horst Schimanski, den Götz George zum proletarischen Helden gemacht hat. Ständig “scheiße” fluchend, prügelte er sich durch die Unterwelt und in die Gunst des Fernsehpublikums. Ebenso hat das Kölner Duo, bestehend aus dem besonnenen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und dem impulsiven Freddy Schenk (Dietmar Bär) eine große Fangemeinde, nicht zuletzt wegen den witzigen Schlagabtäuschen der beiden. Am häufigsten im Einsatz waren allerdings die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) mit 56 Einsätzen. Die toughe Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), eine der wenigen Kommissarinenn der Reihe, hat in Ludwigsburg aber immerhin auch schon 51 Mörder überführt.

Legendäre Folgen

Immer wieder haben sich herausragende Regisseure des Tatorts angenommen und Großes aus dem Fernsehkrimi herausgeholt. 1973 beehrte Westernlegende Samuel Fuller den Tatort mit der bildsprachlich meisterhaft inszenierten Folge Tatort: Tote Taube in der Beethovenstraße, die sogar in den USA im Kino lief. Mit Tatort: Reifezeugnis sorgte Wolfgang Petersen 1977 für einen Skandal, weil er zur besten Sendezeit Nacktszenen sowie das Verhältnis eines Lehrers zu einer Schülerin zeigte. Der Film war zugleich für Nastassja Kinski der Beginn ihrer Karriere. Dominik Graf inszenierte 1995 mit dem beklemmenden Drama Tatort: Frau Bu lacht um Heiratshandel und Kindesmissbrauch eine der unbestritten besten Folgen der Reihe und bewies einmal mehr, dass der Tatort auch eine Plattform der Auseinandersetzung mit brisanten gesellschaftliche Themen ist.

Ein Neuzugang zum Jubiläum- diesen Sonntag 28.11.2010

Mit Felix Murot tritt im 781. Tatort: Wie einst Lilly der 102. Kommissar seinen Dienst beim Tatort an. Ulrich Tukur spielt den den ruppigen LKA-Ermittler, der immer den selben Anzug trägt und seinen Hirntumor Lilly tauft, um ihn für sich beherrschbar zu machen. Murot wird in seinem ersten Fall an die Stätte seiner Kindheit gerufen, wo er einen angeblichen Selbstmord untersucht und kommt dabei einer brisanten Story auf die Spur, die ihre Kreise in die Vergangenheit der deutschen Terrorjahre zieht. Also freut euch auf einen weiteren Sonntagabend mit dem Tatort. Möge die Reihe niemals enden!

Wer ist euer Lieblingskommissar, welche eure Lieblingsfolge? In welcher Stadt sollte auch mal ermittelt werden? Diskutiert in unseren Kommentaren!

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