Hayao Miyazaki feiert heute seinen 70. Geburtstag. Der japanische Filmemacher wird gern in einem Atemzug mit Walt Disney genannt. Der Vergleich mit Walt Disney hinkt im Grunde aber gewaltig und auch Hayao Miyazaki selbst lehnt die Bezeichnung “der Walt Disney von Japan” kategorisch ab, kann sie nicht mehr hören. Allerdings ist eine Beziehung zwischen den beiden auch nicht einfach von der Hand zu weisen: “So wenig Miyazakis persönlich gefärbte Filmsprache heute mit dem kollektiven Disney-Stil gemeinsam hat, so sehr muss er doch als der legitime Nachfahre des Trickfilmpioniers gelten. Nirgendwo sonst auf der Welt ist Animationsfilm noch weitgehend Handarbeit.”, schreibt Daniel Kothenschulte in der Berliner Zeitung.
Die meisten Filme von Hayao Miyazaki sind Meilensteine des Anime-Genres. Es ist kein Geheimnis, dass er eine Vorliebe für einige wenige Motive und Settings besitzt. So thematisiert der Regisseur in seinen Werken häufig die Umweltzerstörung durch den Menschen und unsere Unfähigkeit im Einklang mit der Natur zu Leben. Dazu passend greift er häufig die Industrialisierung auf. Diesen Themen stellt der Filmemacher meist kulturell verankerte Symbole aus alten japanischen oder europäischen Kulturen entgegen. Hayao Miyazaki selbst sagt zu seiner starken thematischen Fixierung: “Ich bin an einen Punkt gelangt, an dem ich einfach keinen Film mehr machen kann, ohne das Problem der Menschheit als Teil eines Ökosystems anzusprechen.”
Die Dualität, die in seinen Filmen zu finden ist – jene zwischen Mensch und Natur, Fortschritt und Tradition sowie zwischen japanischen und westlichen Einflüssen – zieht sich durch das ganze Schaffen von Hayao Miyazaki. Es geht sogar soweit, dass er zwischen reinen Kinderfilmen mit naivem Grundton (Kikis kleiner Lieferservice, Mein Nachbar Totoro oder Ponyo – Das große Abenteuer am Meer) und erwachsenen Werken mit härteren Gewaltdarstellungen und einer stärkeren Auseinandersetzung mit den Themen (Nausicaä – Prinzessin aus dem Tal der Winde, Das Schloss im Himmel oder Prinzessin Mononoke) unterscheidet. Susanne Ostwald von der Neuen Züricher Zeitung fasst es wie folgt zusammen: “Obschon die Werke des Anime-Meisters auch vom Stil des amerikanischen Trickfilmstudios inspiriert sind, zeugen sie doch von einer ganz eigenen Handschrift und sind in den Traditionen seiner japanischen Heimat verwurzelt. Hayao Miyazaki ist ein Meister der Kompilation, der erzählerische und bildliche Elemente aus den verschiedensten Kulturkreisen zu einem global verständlichen Zeichensystem zusammenfügt.”
Wir wünschen dem Regisseur zu seinem 70. Geburtstag alles Gute und das er uns noch für viele weitere Animationsfilme erhalten bleibt! Aktuell arbeitet Hayao Miyazaki an einer Fortsetzung seines Films Porco Rosso. Hier erzählte er Anfang der 1990er Jahre von einem Piloten, der wie ein humanoides Schwein aussieht. Das ist wieder so ein Motiv, welches immer bei dem Regisseur wiederkehrt.
Bereits im September 2010 zum Kinostart von Ponyo – Das große Abenteuer am Meer hatten wir euch gefragt, welcher seiner Filme euch am besten gefällt.