Der Erfolg des MCU hat den Iron Man-Anzug zerstört

08.11.2020 - 10:00 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Schrammiger, aber echter Iron Man-SuitWalt Disney Pictures
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Zwischen Iron Man 1 und Avengers: Endgame wurde der Iron Man-Anzug stark verändert - nicht zu seinem besten. Am Suit erkennen wir den Übereinsatz von CGI im MCU sehr deutlich.

Ohne seinen Anzug ist Tony Stark immer noch Milliardär, Playboy, Philanthrop. Aber was ist der Iron Man-Suit ohne Tony Stark? Vom ersten bis zum letzten Auftritt des wichtigsten Avenger wurde der "Mark" auf eine Weise "verbessert", die ich mit wachsender Skepsis verfolgt habe.

Der Iron Man-Anzug entwickelte sich von einem coolen, ruppigen Garagenprojekt zu einer unpersönlichen Metallwolke aus seltsamen Nano-Partikeln. Der Wahrnehmung des Helden schadet das erheblich. Ironischerweise trug der Erfolg des MCU an der stetigen Verschlimmbesserung eine große Mitschuld. Heute um 22:35 Uhr läuft mit Iron Man 2 der Mittelteil der Trilogie bei ProSieben.

Im ersten Iron Man-Anzug stolperte Robert Downey Jr. hilflos übers Set

Iron Man ist der erste MCU-Film, den die Marvel Studios selber finanzierten und der Startschuss des heute erfolgreichsten Kinouniversums. Doch zu Beginn musste die klamme Firma das Geld zusammenhalten und stattete sein Blockbuster-Experiment mit einem schmalen 140 Millionen US-Dollar-Budget aus.

Damit gehört Iron Man 1 zu den günstigsten MCU-Filmen, was sich in sparsam verteilten Actionszenen ausdrückt (Iron Man ist eher eine Komödie). Der schmale Geldbeutel machte sich auch beim Anzug bemerkbar. Der war im ersten Film nicht komplett computer-animiert, wie Robert Downey Jr. sich erinnerte .

Am Anfang war alles wirklich da. Sie wollten so wenig wie möglich für CGI-Erweiterungen ausgeben.

Soll heißen, Robert Downey Jr. torkelte während des Drehs tatsächlich in einem Iron-Suit auf dem Set herum. "Ich setzte den Helm auf, es wurde gedreht und ich bin in diesem ganzen Anzug. [...] er klappt zu und ich konnte nichts sehen, und dann gehen diese ganzen Lichter an [...] ich war vollkommen geblendet."

Einer der ersten Iron Man-Anzüge

Ich mag Iron Man 1 vor allem wegen seiner liebevollen Arbeit an dem Anzug. Wir begleiten die Entwicklung des Suits hautnah. So etwas hat es danach und davor im Superheldenkino nie wieder gegeben. Die persönliche Bindung, die MCU-Fans vor allem zu Tony Stark aufbauten, geht wahrscheinlich zu großen Teilen auf diese intimen Sequenzen im Hobbykeller zurück.

Wie konnte der Iron Man-Anzug bloß so unpersönlich werden?

Iron Man wurde gerade wegen seines effizienten und sparsamen Einsatzes von CG-Effekten für den Visuelle Effekte-Oscar nominiert. Die Academy zieht die feine Einflechtung von CGI den groben Effekte-Schlachtplatten vor.

Die Fortsetzungen Iron Man 2 und 3 kosteten jeweils 60 Millionen Dollar mehr. Das Geld floss größtenteils in die Spezialeffekte und die Präsentation des Anzugs.

Iron Man 2 und 3 halten die Verbesserungen noch in Grenzen. Tony teilt den Anzug in Elemente auf, die einzelnen Teile legen sich ihm automatisch an. Problematisch finde ich erst die Entwicklung, die zwischen Civil War und Infinity War stattfindet. Black Panther und der Wakanda-Futurismus bringen die Nanotechnologie ins MCU .

Die Pixelisierung des Iron Man-Suits beginnt in Avengers 3

Spätestens in Avengers 3: Infinity War nimmt die Optimierung des Suits groteske Züge an. Im ersten Teil des Saga-Finales erleben wir Mark L, den ersten Iron Man-Suit auf Nano-Basis. Der Anzug materialisiert sich mehr oder weniger aus dem Nichts, Tony legt ihn sich innerhalb von Sekunden an. Er hat sämtliche Schwächen, an denen er in Teil 1 und 2 herumschraubt, endgültig ausgemerzt.

Avengers 3 Infinty War: Die Entwicklung von Iron Man | Evolution
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Mehr noch: Der Anzug ist eine wahre Mehrzweckwaffe, ein explosives Schweizer Taschenmesser mit einem unerschöpflichen Arsenal aus Raketen, Schusswaffen und Schilden. Es ist der Thanos-Zerstörer.

  • Iron Man-Fakt am Rande: Es gibt 93 verschiedene Iron Man-Anzüge (Marks). Wir sehen 19 davon im MCU.

Der nach seiner Alienbegegnung in Avengers 1 traumatisierte Tony hat seinen Anzug perfektioniert. Marvel hat ihn perfektioniert. Denn dieser hochentwickelte Suit ist ohne CGI gar nicht mehr denkbar. Das gilt gleichermaßen für die MCU-Filme, die von der Tricktechnik abhängig sind wie kaum eine Blockbuster-Reihe. Geldmangel zwang das frühe MCU zu CGI-Einsparungen. Heute schöpft es aus dem Vollen und übertreibt maßlos.

Unter allen Avengers fällt das am meisten bei Iron Man auf (und Hulk natürlich, aber der ist ein Sonderfall). Schaut euch mal dieses Bild von Iron Man in Infinity War an:

Iron Man in Infinity War

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das Bild stammt aus dem alten Iron Man-Game aus 2008. Vielleicht übertreibe ich etwas, trotzdem sollte selbst eine zwangsläufig blecherne Erscheinung wie Iron Man den Eindruck vermitteln, eine Person in sich zu tragen.

Dieser Anzug oben ist eine so dichte CGI-Anhäufung, dass sie ihren Träger gar nicht mehr durchscheinen lassen kann.

Wie Iron Man mir fremd wurde

Wenn wir uns Making-of-Videos der letzten beiden Avengers-Filme anschauen, fehlt RDJ darin meistens oder er trägt neben Chris Evans und Hemsworth in ihren heldenhaften Vollmonturen einen Performance-Capture-Anzug.

Da fühle ich mich wie Peter Parker in dieser einen Homecoming-Szene, in der Tony einen buchstäblich leeren Anzug schickt, um Peter seelische Unterstützung zu leisten. Er ist da, aber irgendwie auch nicht.

Die MCU-Filme haben die Nutzung von CGI auf ein neues Level gehoben. Doch sie verlieren dabei häufig Maß und Sinnlichkeit aus den Augen. Wenn ich an Iron Man denke, denke ich deshalb nicht an die befremdliche Nano-Erscheinung, sondern an die Klapperkiste aus dem Jahr 2008.

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Was haltet ihr von der Iron Man-Entwicklung?

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