Der Dialog - Filmanalyse zu Francis Ford Coppolas Klassiker

08.09.2014 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Filmanalyse Der Dialog
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Unser Filmanalytiker nimmt sich den Klassiker von Francis Ford Coppola, der Dialog, zur Brust und erzählt uns wie aktuell dieser Film geblieben ist.

Was hat uns ein Film zu sagen, der genau 40 Jahre alt ist und nochdazu von der Überwachung von Menschen handelt? Falsche Frage: Was haben wir einem Klassiker wie Der Dialog von Francis Ford Coppola zu sagen, die wir dankbar jedes neue Überwachungsgadget, sprich Smartphone, kaufen und brav alles mit unseren persönlichen Daten bezahlen? Die einsame Hauptfigur Harry Caul, unvergesslich gespielt von Gene Hackman, sollten wir identifikatorisch betrachten. Seine Tragödie ist unsere, wenn wir auch die Tragödie noch nicht bemerkt haben und weiterhin über Social Media unsere Komödien à la Dick & Doof mit Eiswasser aufführen. Francis Ford Coppola hat ein zeitloses Meisterwerk geschaffen; mag die Abhörtechnik in diesem existentialistischen Thriller auch längst antiquiert sein, das Sinnbild, das Coppola für die totale Überwachung findet, bleibt hochaktuell.

Harry Caul ist ein privat operierender Abhörspezialist mit einem gewöhnlichen Auftrag: Er soll ein Liebespaar im Auftrag eines eifersüchtigen Ehemannes beschatten. Die erste Szene des Films ist berühmt und wir sollten immer an sie denken, wenn wir gegenwärtig über öffentliche Plätze spazieren, auf denen wir von Kameras überwacht werden. Aus der Vogelperspektive sehen wir buntes städtisches Treiben, die Kamera zoomt heran, plötzlich hören wir einzelne Phrasen einer scheinbar alltäglichen Kommunikation. Caul wird diese Fetzen im Schneideraum, dabei einem Filmemacher gleich, zusammenbasteln, bis sie einen Sinn ergeben. Coppola betont hier die handwerkliche Seite des Filmemachens. Es wird nicht die einzige Reflexion über das Medium Film bleiben. Es ist aber vor allem die Darstellung des öffentlichen und privaten Lebens im Zeitalter der
Überwachung, eine Unterscheidung, die lange schon als obsolet begriffen wird, die den Film gegenwärtig so dringlich macht. Harry Caul, sicherlich eine der traurigsten Figuren der Filmgeschichte, hat nämlich als Konsequenz aus der ubiquitären Überwachung kein Privatleben mehr. Er lebt ohne Geheimnisse, einzig sein Saxophonspiel allein in seiner Wohnung weist noch auf so etwas wie Innerlichkeit hin. Wir hingegen habe kein öffentliches Leben mehr, weil wir unser Privatestes und Intimstes längst im digitalen Netz veräußert haben.

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