Das Volk gegen ... Halle Berry

04.05.2011 - 08:50 Uhr
Halle Berry in Catwoman
Warner Bros. Pictures/moviepilot
Halle Berry in Catwoman
24
10
Wir lieben die Stars, aber manchmal gehen sie zu weit. Entschuldigungen bringen nichts mehr, es gibt nur eines: die schnelle Verurteilung. Heute steht Halle Berry vor dem Filmgericht. Ihre Tat: Catwoman.

Als erste afro-amerikanische Schauspielerin hat Halle Berry 2002 den Oscar für ihre Rolle in Monster’s Ball gewonnen. Doch es gibt auch einen großen Makel im Lebenslauf von Halle Berry. Ihre Leistung in Catwoman stellt den Tiefpunkt ihrer Karriere dar. Deshalb bringen wir sie heute vors Filmgericht.
Auf der Anklagebank: Oscar-Preisträgerin Halle Berry.
Die Tat: Catwoman (2004).

Führungszeugnis
Wir haben es gerade angesprochen: Mit ihrer Performance als Leticia in Monster’s Ball von Marc Forster hat Halle Berry Oscar-Geschichte geschrieben. Ihre beeindruckende Darstellung trägt den Film in weiten Teilen. Doch schon in ihrem Kinodebüt, einer kleinen Rolle als drogensüchtige Freundin von Samuel L. Jackson in Jungle Fever, hat Berry unter der Regie von Spike Lee gezeigt, dass sie schauspielerisch einiges auf dem Kasten hat. Selbst das Bond-Girl Jinx neben Pierce Brosnan in Stirb an einem anderen Tag hat sie als durchaus ebenbürtige Agentin gespielt.

Beweisaufnahme
Catwoman hätte der Start für eine eigene Reihe der Superschurkin werden können, aber Halle Berry als Patience Phillips hat mit dem düsteren Gotham City nichts zu tun. Nachdem sie vom schlechten Atem der Katze am Rande der Abwasserkanäle der Stadt wiederbelebt wird, spielt Halle Berry die Katzenfrau erstmal mit weit aufgerissenen Kulleraugen und verschrecktem Blick. In ihrem Versuch, die neu erworbenen Sinneswahrnehmungen auszudrücken, hilft ihr vor allem die unermüdlich eingesetzte Fisch(!)augenlinse. Wenn Halle Berry am Morgen danach aus dem Bücherregal fällt und auf der Straße plötzlich Hunde anfaucht, sorgt das allenfalls für ein paar müde Lacher.

Einspruch
Um mal eine positive Kritik zu Catwoman zu finden, muss man schon ganz genau hinsehen. Mick LaSalle lehnt sich im San Francisco Chronicle ziemlich weit aus dem Fenster und nennt den Film “eine popkulturelle Untersuchung der heutigen Bedeutung des Feminismus und der Möglichkeiten, die sich Frauen in der modernen Welt bieten.” Wir können Halle Berry immerhin noch zugute halten, dass sie zu den wenigen Schauspielerinnen gehört, die die Goldene Himbeere als schlechteste Darstellerin tatsächlich entgegengenommen haben. In ihrer Dankesrede (die sich hier auf youtube findet) hat sie sogar ihren Oscar mitgenommen und reichlich Selbstironie gezeigt.

Schlussplädoyer
Wenn Catwoman wirklich eine Aussage über modernen Feminismus machen will, heißt das, dass Frauen nur die Wahl bleibt, tolpatschig im Job zu kuschen oder ausgerechnet gegen die Machenschaften der Schönheitsindustrie in den Kampf zu ziehen? Die feministischste Szene des Films ist vielleicht die ziemlich unmotivierte Basketballeinlage, in der die Katzenfrau zeigen darf, dass sie doch tatsächlich sportlicher ist als ihr Love Interest. Für eine feministische Erweckung ist die Geschichte von der schüchteren Werbedesignerin, die zur Lady in Lack und Leder wird, viel zu zahm. Zu allem Überfluss wird Halle Berry in Catwoman sogar noch vom Charm der Katze Midnight locker an die Wand gespielt.

Ihr habt die Anklage und den Einspruch der Verteidigung gehört. Nun liegt es in eurer Hand: Wird Halle Berry für ihr Vergehen mit der Rolle der Catwoman von den Moviepiloten verurteilt?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News