Das McDonalds-System - Der Franchise-Wahn 2009

02.01.2010 - 09:00 Uhr
Was war zuerst da? Film oder Merchandise?
Mc Donalds
Was war zuerst da? Film oder Merchandise?
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2009, das war auch das Jahr der Franchise-Filme. Leider setzen diese statt auf Gourmetdrehbücher nur allzu gern auf zielgruppengerechtes Marketing-Fast-Food ohne Nährwert. War 2009 das Ende des Einzelfilms?

Franchise bedeutet im Bereich Film, dass einzelne Filme nicht mehr als in sich geschlossene Werke konzipiert werden, sondern dass aus ihnen eine Marke gemacht wird, unter der die Produzenten auch Prequels, Sequels, Rip-Offs, Spin-Offs, Crossovers, Merchandising, und Abführmittel-Werbung vermarkten. Das ist im Prinzip nicht schlimm und auch nicht neu.

1977 kam Krieg der Sterne, der damals noch einfach Star Wars hieß, in die Kinos. George Lucas hat die Filme geschickt als Trilogie ausgelegt. Sobald im Kinosaal das Licht wieder eingeschalten wurde, begann bereits die Vorfreude auf den nächsten Teil. In der Zwischenzeit konnte er mit Spielzeug, Bettwäsche und Kaffeebechern mit dem Star Wars-Schriftzug den Merchandise-Umsatz in bislang unbekannte Höhen treiben. Ganz nebenbei wurde aus der Marke ein Mythos und Star Wars war über Jahre das Weltraummärchen schlechthin.

Das Franchise-System bringt nämlich auch Vorteile: Wie TV-Serien können sie sich ein komplett eigenes und in sich geschlossenes Universum erschaffen, können Handlungsbögen über viele Stunden ausbauen und auf andere Teile anspielen. Die Filme werden epischer (etwa Der Pate), da einfach mehr Zeit da ist, um eine Geschichte zu erzählen. Leider geht es den aktuellen Franchisefilmen meist nicht mehr ums Erzählen, sondern ums Verkaufen. Während diese Marketing-Fortsetzungen in der Vergangenheit meist floppten (wie die unzähligen Chucky-, Nightmare on Elm-Street- und Psycho-Verwurstungen), können sie heute immer neue Rekordumsätze verbuchen.

In den letzten Jahren nahm das System Franchise daher bedrohlich Ausmaße an. Zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres zählen 2009 unzählige Franchise-Filme: Transformers – Die Rache, Harry Potter und der Halbblutprinz, New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde, Star Trek, Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los, Terminator: Die Erlösung, Nachts im Museum 2, Underworld: Aufstand der Lykaner, Saw VI, Wolverine: Weg des Kriegers und zuletzt auch Avatar – Aufbruch nach Pandora – Fast jeder zweite der Top-Kassenerfolge 2009 war ein Franchise-Film.

Der Grund für den Erfolg: Bei Franchise-Filmen können die Produzenten nichts falsch machen. Sie müssen nicht einmal gut sein, um Umsätze zu generieren – bestes Beispiel New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde. Gewinn machen die Filme dank eines geschickten Marketings, das Filme nicht nach künstlerischen Maßstäben konzipiert, sondern nach ihrer Relevanz für Fan- und Zielgruppen. Zwar sind die Filme trotzdem oft ganz gut, die Kids haben ihr Geld jedoch genauso in den miesen ersten Teil getragen, wie in die besseren Fortsetzungen. Und da liegt das Problem.

Wenn sich der Erfolg eines Filmes nicht mehr nach seiner Qualität bemisst, sondern nach seiner Relevanz für eine mehr oder minder finanzstarke Fan-Gruppe, hält das McDonald-Prinzip in den Filmsektor Einzug: Kaum hat ein Film einen mittelmäßigen Erfolg, schon werden neue Filialen geplant, bis auch der Letzte satt ist. Und das billige Essen zerstört den Geschmack. Fast-Food-Filme schulen nicht das Auge, sie fordern nicht die Phantasie, um sich in ein neues Filmuniversum einzufinden, sie bereichern unsere Erinnerungen nicht um neue Geschichten – sie machen fett, faul und gemütlich. Wer sich von einem Film nicht mehr erhofft, als dass sich ein Auto irgendwann in einen Roboter verwandelt, wird schon von einem durchschnittlichen Steven Spielberg -Film überfordert sein.

Droht also das Ende der Qualität zugunsten des leicht verdienten Geldes? Mittlerweile spricht sogar James Cameron ganz offen davon, dass die Fortsetzungen von Avatar – Aufbruch nach Pandora nicht deshalb gedreht werden, weil die Geschichte dies erfordert. Der Grund ist, dass die eindrucksvollen Computeranimationen so teuer waren und die fertig gerenderte Pandora-Welt sonst auf den Festplatten verstauben würde, ohne weiteren Gewinn zu generieren. Da kann er genauso gut noch ein paar Drehbücher nachschieben und mit geringen Produktionskosten richtig Gewinn einfahren.

Dabei ist die Filmgeschichte reich an Klassikern, die auch in einem Teil unsterblich geworden sind. Oder könnt ihr Euch Fortsetzungen wie Die Rückkehr nach Oz: Die Böse Hexe des Nordostens, Harald und Maude – The next Generation oder Casablanca 2 – Das Ende einer wundevollen Freundschaft vorstellen? Auch dem Mythos der Star Wars-Trilogie hat die Erweiterung um drei weitere Teile und einen Jar Jar Binks nicht gerade gut getan.

Aber vielleicht sind diese Sorgen auch unbegründet. Vielleicht handelt es sich nur um eine Modeerscheinung? Oder sind Franchises besser als ihr Ruf? Was ist Eure Meinung?

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