Seit dem 19. November läuft mit Wicked: Teil 2 das große Finale der zweiteiligen Musical-Adaption in den deutschen Kinos, das die Geschichten der beiden Hexen Elphaba (Cynthia Erivo) und Glinda (Ariana Grande) zu einem emotionalen Abschluss führt – und dabei noch einige Überraschungen auf Lager hat.
Ihr habt im Finale des Hexen-Epos vor lauter Wendungen den Überblick verloren? Dann seid ihr hier genau richtig. In diesem Artikel findet ihr eine Erklärung aller wichtigen Der Zauberer von Oz-Enthüllungen, der zwei großen Twists am Ende von Wicked 2 sowie der überraschenden Änderung der Musical-Vorlage ganz am Schluss.
Achtung, Spoiler zum Ende von Wicked 2 sind in diesem erklärenden Artikel vorprogrammiert.
Das Ende von Wicked erklärt: Die andere Seite des Fantasyklassikers Der Zauberer von Oz
Wicked begann als alternative Vorgeschichte zu L. Frank Baums Der Zauberer von Oz und dem gleichnamigen Spielfilm, die uns die kultige Böse Hexe des Westens aus einer anderen Perspektive zeigt. Am Ende holt das Schicksal Elphaba aber wieder ein, sobald sich ihre Story mit dem Abenteuer der kleinen Dorothy aus Kansas überschneidet.
Ab der zweiten Hälfte des Films verlaufen die bekannten Ereignisse aus Der Zauberer von Oz parallel und im Hintergrund zur Erzählung um Elphaba und Glinda. Obwohl wir Dorothy nie wirklich zu Gesicht bekommen, erhalten ihre ikonischen Wegbegleiter in Wicked: Teil 2 neue Ursprünge. So verwandelt sich der Manschkin Moq (Ethan Slater) nach einem tragischen Magieunglück in den herzlosen Zinnmann, während sich das süße Löwenbaby aus Teil 1 als der feige Löwe entpuppt. Die größte Überraschung betrifft hingegen die taumelnde Vogelscheuche.
Erst am Ende des Films enthüllt sich erstmals das Gesicht der Vogelscheuche: Es handelt sich um Prinz Fiyero (Jonathan Bailey), der durch einen Zauber von Elphaba unwissend in ein Wesen aus Stroh verwandelt wurde. Während die Hexe des Westens ihren Liebhaber tot glaubte, schloss sich dieser Dorothys Truppe an und schmiedete einen geheimen Plan, um Elphaba retten zu können. Von diesem erfährt die Hexe selbst erst in letzter Sekunde.
Der erste große Wicked-Twist: Elphaba täuscht ihren Tod vor
Nachdem Elphaba erfolglos gegen den Zauberer (Jeff Goldblum) rebellierte, für die Freiheit der Tiere von Oz kämpfte und dabei alle ihr nahestehenden Personen verlor, nimmt sie die ihr angedichtete Rolle der bösen Hexe an. Im Finale hält sie Dorothy gefangen, um das Mädchen zu zwingen, ihr die Schuhe ihrer toten Schwester auszuhändigen, während eine Armee von Hexenjägern auf das Schloss Kiamo Ko zumarschiert, um den grünen Schrecken zu besiegen.
Auch Glinda sucht ihre einst beste Freundin persönlich auf, um an das Gute in ihr zu appellieren und ihre Hilfe anzubieten. Doch dann überbringt der fliegende Affe Chistery einen Fetzen von Prinz Fiyeros Uniform, der scheinbar dessen Tod bestätigt. Plötzlich akzeptiert Elphaba ihre Niederlage und sieht keinen anderen Ausweg als sterben zu müssen. Glinda soll ihren Namen nicht versuchen reinzuwaschen und Oz den Sieg über das Böse lassen.
Mit dem berührenden Duett For Good (in der deutschen Fassung: Wie ich bin) vergeben sich die beiden Freundinnen und gestehen sich zum endgültigen Abschied ihre Liebe füreinander, ehe Glinda durch eine geschlossene Tür herzzerreißend die Vernichtung Elphabas miterlebt. Mit einem Eimer Wasser zum Schmelzen gebracht, scheint Elphabas Schicksal besiegelt zu sein. Die böse Hexe des Westens ist tot und ganz Oz jubelt vor Freude.
Am Ende von Wicked: Teil 2 folgt aber der große Twist: Elphaba hat ihren Tod nur vorgetäuscht. Auf dem Stofffetzen zuvor befand sich nämlich eine Botschaft Fiyeros mit dessen geheimen Plan. Anstatt wirklich zu schmelzen, versank Elphaba in einer Falltür, unter der sie sich versteckt hält, bis Fiyero (jetzt in Gestalt einer Vogelscheuche) sie befreit. Niemand darf je erfahren, dass sie beide noch leben und so treten sie schlussendlich gemeinsam eine Reise durch die unpassierbare Wüste an, um jenseits von Oz ein neues Leben zu beginnen.
Der zweite große Wicked-Twist: Der Zauberer ist Elphabas Vater
Das Finale von Wicked: Teil 2 hat noch einen weiteren großen Twist auf Lager. Als sie das kleine grüne Elixier-Fläschchen Elphabas in den Händen hält, dämmert es Glinda und sie erkennt die wahre Herkunft ihrer Freundin. Denn auch der Zauberer von Oz trank kurz zuvor aus einer solchen Flasche, dessen Inhalt viele Jahre zuvor von Elphabas Mutter getrunken wurde und für die grüne Haut der Hexe verantwortlich war.
Schließlich konfrontiert Glinda den Zauberer mit der bitteren Wahrheit: Er ist der leibliche Vater von Elphaba. Von der Erkenntnis überfordert, unwissend die Ermordung seiner eigenen Tochter befohlen zu haben, folgt der Zauberer Glindas Aufforderung, das Land von Oz unverzüglich zu verlassen. Für das Publikum hingegen kommt dieser Twist nicht ganz so überraschend: Wer zu Beginn des ersten Teils genau aufgepasst hat, konnte bereits Jeff Goldblums Stimme (oder auch seine deutsche Synchronstimme) als singenden Liebhaber von Mrs. Thropp hörbar erkennen.
Am Ende ist es Glinda, die sich der Aufgabe annimmt, die Regierung von Oz zu erneuern. Losgelöst von den Fesseln, eine Propaganda-Marionette zu sein, findet sie den Mut und die Willenskraft, aus selbstlosen Motiven heraus wirklich Gutes bewirken zu wollen. Ihre erste Amtshandlung: Sie lässt Madame Akaber (Michelle Yeoh) einsperren, die nicht gemeinsam mit dem Zauberer intrigiert hat, sondern auch zuvor Elphabas Schwester Nessarose mit einem Wirbelsturm ermordet hat.
Jetzt liegt es an Glinda der Guten, Elphabas Traum eines freien Oz zu verwirklichen. Das faschistische Regime wurde gestürzt, woraufhin die geflüchteten Tiere nach Oz zurückkehren und als gleichwertige Bewohner des Landes angesehen werden. Einige tierische Ozianer finden sogar ihre verlorenen Stimmen wieder.
Auch wenn es für das Land von Oz ein Happy End gibt, endet die Geschichte für Glinda mit einem gebrochenen Herzen. Ob sie jemals erfahren wird, dass ihre beste Freundin tatsächlich nicht getötet wurde, lässt der Film genauso wie die Musical-Vorlage offen. Allerdings überrascht die Filmversion am Ende mit einer entscheidenden Änderung gegenüber des Bühnenstücks.
Was bedeutet das Ende von Wicked Teil 2? Glinda könnte endlich eine echte Hexe werden
In der finalen Szene sehen wir Elphaba und Vogelscheuche Fiyero die Wüste durchqueren, während Glinda sehnsuchtsvoll in die Ferne blickt. Dann aber öffnet sich plötzlich vor ihr der Grimmerich, den ihr Elphaba vermacht hat. Die Seiten des magischen Buches beginnen zu flattern und zu glühen – und dann ist Wicked: Teil 2 auch schon (fast) vorbei.
Doch was bedeutet dieses Schlussbild für Glinda? Handelt es sich um einen magischen Hinweis von Elphaba, der ihrer Freundin signalisieren soll, dass sie noch am Leben ist? Die wahrscheinlichste Deutung ist eine andere: In diesem Moment erwachen erstmals Glindas wahre magische Kräfte.
In der Musical-Vorlage bleibt offen, ob Glinda jemals echte Magie wirken konnte. Nie sehen wir sie zaubern und auch ihre magische Seifenblase ist in Wahrheit nur ein vom Zauberer von Oz erbauter Apparat. So unterscheidet sich auch Glinda am Ende der Geschichte kaum vom falschen Zauberer, da sie weiterhin der Öffentlichkeit gegenüber den Schein wahrt, eine echte Hexe zu sein. Die Wicked-Verfilmung lässt aber eine versöhnlichere Interpretation zu.
Über beide Filme hinweg wurde ebenfalls deutlich signalisiert, dass Glinda über keinerlei echte Magie verfügt – bis sich der Grimmerich ihr öffnet und sie als Hexe anerkennt. Ob es nun die Sehnsucht nach Elphaba, der erlebte Schmerz oder ihre neu gefundene Selbstlosigkeit ist: Am Ende hat Glindas Wesen eine große Wandlung vollzogen, die es ihr womöglich in Zukunft ermöglicht, tatsächliche Magie auszuüben. Allerdings muss sie dafür erstmal lernen, die mysteriöse Schrift des Buches überhaupt entziffern zu können.
Bevor der Abspann über die Leinwand läuft, überrascht Wicked 2 mit noch einem besonderen Schlussbild. Es handelt sich um eine Hommage an das ikonische Postermotiv des Broadway-Musicals, auf dem Glinda ihrer grünen Freundin mit vorgehaltener Hand etwas ins Ohr flüstert. Ein pikantes Geheimnis? Eine neckische Frage? Dieses Rätsel darf auch 23 Jahre später ohne Auflösung in den Köpfen der Wicked-Fans weiterleben und die Fantasie anregen.
