Darum könnte Es der Wendepunkt des Horror-Kinos sein

11.10.2017 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
EsWarner Bros.
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Der Horrorclown Pennywise erschreckt in Es derzeit Millionen von Kinogängern weltweit. Nun könnte dieser Megaerfolg für eine Renaissance des Horror-Kinos sorgen.

Während das diesjährige Blockbuster-Kino zunehmend ins Straucheln geriet und zahlreiche Flops hervorbrachte, tat sich das Horrorgenre aus den Schatten hervor und lachte nur hämisch. Die Romanverfilmung Es von Regisseur Andy Muschietti startete am 28.09.2017 endlich in den deutschen Kinos und konnte hierzulande bereits über eine Million Kinogänger schockieren. Über einem Monat nach seinem US-Kinostart ist Es mit einem derzeitigen Einspielergebnis von über 600 Millionen Dollar weltweit ein Megaerfolg auf mehreren Ebenen. Dieser Höhepunkt des Horrorgenres könnte nun die große Wende für das oft belächelte Genre bedeuten. Es ist genau der Hit, den dieses Genre so bitter nötig hat. Denn wenn Es fliegt, fliegt das Genre auch mit.

Nachdem M. Night Shyamalan mit Split im Frühjahr den ersten Horrorerfolg des Jahres präsentierte, welcher über 270 Millionen Dollar weltweit einspielte, wurde der Indie-Horror Get Out kurz darauf zum nächsten Überraschungserfolg der Genres und spielte über 250 Millionen Dollar weltweit ein. Der größte Hit des Sommerkinos 2017 war ebenfalls ein Horrorfilm. Annabelle 2 spielte bis heute über 295 Millionen Dollar weltweit an den Kinokassen ein. Als nun am 08.09.2017 der Mainstream-Horror-Film Es mit einem für aktuelle Horror-Vertreter hohen Budget von 35 Millionen Dollar in den USA startete, gingen die Studios Warner Bros.und New Line ein Risiko ein, dass sich vollends ausgezahlt hat. Nichtsdestotrotz konnte Andy Muschietti aus Budget-Gründen einige Sequenzen nicht umsetzen (Quelle: Collider ), ein Problem, welches er in der kommenden Fortsetzung vermutlich nicht mehr haben könnte.

Es ist der erwartete Erfolg

Gleich am Startwochenende brach Es zahlreiche Rekorde und hatte mit 123 Millionen Dollar den erfolgreichsten US-Start eines Horrorfilms bis dahin. Dies kommt nicht von ungefähr. Immerhin wurde Es in seinem Marketing wie ein großer Blockbuster behandelt und baute durch eine erfolgreiche Werbekampagne im Vorfeld einen riesigen Hype auf. Auf die einzelnen Gründe für diesen Erfolg wollen wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen, jedoch kann gesagt werden, dass Es zur richtigen Zeit den richtigen thematischen Nerv getroffen hat. Eine populäre Buchvorlage, eine ikonische Horrorfigur und der Trend von 1980er Jahre Nostalgie sind nur einige Faktoren für den zu erwarteten Erfolg von Es.

Es steht kurz davor, der erfolgreichste Horrorfilm unserer Zeit zu werden und öffnet damit nicht nur für Andy Muschietti zahlreiche Hollywoodtüren. Es ist definitiv ein moderner Mainstream-Horror, der den Produktionsstudios zeigt, dass Horror enorm profitabel sein kann. Und da die Hollywood-Studios bekanntermaßen schnell auf Trends reagieren, wird in Zukunft wieder mehr Geld in das Genre investiert werden. In den vergangenen Jahren setzte Hollywood immer stärker auf große Blockbuster und lies das vermeintlich kleinere Kino link liegen, was auch auf das Horrorkino Einfluss hatte. Besonders im Horrorbereich war der Trend von immer niedrigeren Budgets zu spüren.

Es könnte das Ende des Fast Food Horrors werden

In den letzten 10 Jahren war das Mainstream-Horrorkino fast ausschließlich von Blumhouse-Produktionen und Conjuring-Filmen dominiert. Dabei hat das Produktionsstudio Blumhouse seine Formel des Microbudgets scheinbar perfektioniert, die auch weitere Produktionsstudios hierzu verleiteten. Horrorfilme werden mit möglichst geringen Mitteln und damit geringem Risiko gedreht. Meist sind dies Geisterfilme mit zahlreichen Jumpscares. Ein gut geschnittener Trailer und eine ordentliche Marketingkampagne und schon ist der nächste profitable Hit vom Band gelaufen. Kaum werden noch Horrorfilme in einem Bereich von 10 bis 20 Millionen Dollar Budget produziert. Die Conjuring-Filme bilden hier vielleicht noch eine Ausnahme, denn Conjuring 2 hatte ein beachtliches Budget von 40 Millionen Dollar. Doch der Erfolg von Es könnte diesen Trend des "Fast Food Horror", wie ihn Bloody Disgusting  betitelt, beenden und einem Mainstreamkino, in dem Microbudgets zur Regel geworden sind, ein Ende setzen. Wenn die Produktionsstudios ihre Horrorfilme wieder mit mehr Budgets ausstatten, wird sich dies auf Dauer bezahlt machen. Denn nicht jede gute Horrorgeschichte kann mit einem Budget von 5 Millionen Dollar oder weniger erzählt werden, ohne Kompromisse einzugehen. Jetzt liegt es an den Studios, Mut zu fassen und das Genre auch finanziell zu alter Stärke zurückzuführen. Doch mit dem Erfolg von Es ist die Utopie noch längst nicht erreicht. Ausschlaggebend ist der Nachhall in den kommenden zwei Kinojahren, der zeigen muss, ob die Rechnung aufgeht. Doch die Geschichte zeigt auch, dass hier eine Gefahr besteht. Gerade in den frühen 2000er Jahren gaben die Produktionsstudios viel Geld für zahlreiche Horrorfilme aus. Eine Übersättigung trat ein, die viele Genrefilme unprofitabel machte und schließlich zum Microbudget-Hype führte.

Es bringt dem weichgespülten Horror ein Ende

Doch nicht nur Budgets sind die ausschlaggebenden Merkmale für ein vielfältiges Mainstream-Kino des Horrors. Mit Es wurde einer der erfolgreichsten R-Rated Filme gedreht, der auch ein Ende der weichgespülten PG-13-Ära einläuten könnte. Immer wieder hören wir das Argument von Hollywoodstudios, bestimmte Filme müssten auf ein PG-13-Rating zugeschnitten werden, da so ein größeres Publikum angesprochen werde. R-Rated Filme wurden zu einem zu großen Risiko, das die Studios kaum noch eingehen wollten. Doch gerade die Erfolge von Deadpool und Logan zeigten, dass R-Rated Blockbuster gewinnbringend sein können. Mit Es könnte nun endgültig das Vertrauen in brutalere Filme zurückkehren und auch wieder härtere Horrorkost zurück ins Mainstream-Kino bringen.

Glaubt ihr an eine kommende Blütezeit des Horrorkinos?

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