Nachdem wir euch gefragt haben, wie ihre eure DVD-Sammlung sortiert und was euch am Kinobesuch am meisten nervt, wollen wir noch tiefer in die Psyche von euch moviepiloten eindringen und machen wie immer selbst den Anfang. Diese Woche geht es um die Tränendrüsen, die sich bei so manchem Streifen weit öffnen. Liegt es am hollywoodschen Happy-End, dass wir weinen oder ist es eher ein individueller Charakterzug? Weint ihr bei Tragödien oder Komödien? Und stört euch das Geheule vom Sitznachbarn? Wir sind wieder gespannt auf eure Kommentare und beginnen gleich mal selbst.
Ines bekennt: Ich bin eine heimliche Heulerin
Ich weiß nicht, wieso, mir laufen ziemlich oft im Kino die Tränen über die Wangen. Eigentlich schätze ich mich als pragmatisch-rational-analytisch ein, aber vor der großen Leinwand verschwinden diese Eigenschaften manchmal total. Mir ist die Maschinerie hinter den Bildern, die auf die Tränendrüse drücken, durchaus bewusst, aber sie fließen trotzdem. Dabei ist das Genre ziemlich egal ... eine bestimmte Stimmung, ein Takt bei der Musik, eine moralische Entscheidung und schon wische ich mir verstohlen und heimlich eine Träne aus dem Auge.
Andrea glaubt: Kino ist meine Katharsis
Wenn die Frage aufkommt, wann ich das letzte Mal im Kino geweint habe, muss ich eigentlich bloß in den Kalender schauen, wann das letzte Mal das reflektierte Licht des Projektors mein Gesicht erhellte. Na gut, ich übertreibe, aber Tränen vergießen war mir immer schon ein Leichtes trotz fröhlichem Naturell. Gegen dramatisches Hollywood-1x1 bin ich ebenso wenig immun. Das letzte Mal lief mir bei Christian Petzolds Phoenix ein Tropfen Salzwasser über die Backe in einem unheimlich intensiven Moment in der Mitte des Films. Wirklich schlimm wird's aber erst, wenn Filme wunde Punkte treffen oder auf subtile Art eigene Ängste bloßstellen, wie es für mich zum Beispiel letztes Jahr bei Sein letztes Rennen, The Congress und La Grande Bellezza - Die große Schönheit der Fall war. Ich lasse alles raus. Und nach intensiver Nachdenkphase geht's mir besser. Was für tolle Filme...
Thimmo: Jetzt bloß kein Zwinkern!
Ein Mann heult nicht! Das Ist natürlich vollkommener Quatsch. Vor allem im Kino, wo es doch sowieso keiner bemerkt, wenn ich nicht gerade wie ein Elefant in ein Taschentuch schnäuze oder einen leeren Popcorn-Eimer für die Drüsen-Fälle ordere. Gut, so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Ich versuche natürlich, die Tränen zurückzuhalten, wenn sie schwer gegen die Lider drücken. Jetzt bloß kein Zwinkern oder es ist geschehen! Das letzte Mal, als ich nicht mehr einhalten konnte, war in Im Labyrinth des Schweigens. Ich will nicht zuviel verraten - der Film ist immerhin noch nicht gestartet, jedoch hatte ich das Glück, ihn vorab in einer Pressevorführung gesehen. Die Kurzfassung des berührenden Weges bis hin zum Tränen-Ausbruch ist folgende: Die Geschichte eines Mannes, des jungen Staatsanwaltes
Johann Radmann (Alexander Fehling), der so sehr für das Gute einsteht und entgegen aller Zweifel und Gegner immer wieder daran festhält, hat mich gekriegt, gerührt. Geniale Darstellung Fehlings in einem historischen Film über Auschwitz und Auszüge der Geschichten, die sich dort ereigneten, die auch so schon zu Trauer und Tränen führen.
Clara: Das war einfach zu viel für mich!
Ich bin niemand, der im Kino allzu oft weint. Natürlich verfehlt die Stimmung und vor allem auch die Musik selten ihre Wirkung, aber meist läuft mir dann nur ein Schauer über den Körper oder ich bekomme Gänsehaut, stattdessen laufen meine Augen aber bereits bei dem kleinsten Lacher über. Tatsächlich kann ich mich gerade nur an einen einzigen Film erinnern, bei dem ich wirklich leise weinen musste. Die Rede ist hier von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 1 und dem Tod eines Charakters, der mir besonders in den Büchern sehr ans Herz gewachsen war. Der Moment, in dem Dobby am Strand sitzt, mit einem Messer in der Brust, war einfach zu viel für mich und meine Kontrolle über die Tränendrüsen, obwohl ich wusste, was passieren würde.
Sebastian: Vielleicht ist es irgendwann mal soweit!
Auch mir kamen schon bei Filmen die Tränen, jedoch muss ich gestehen, dass mir dies noch nie im Kino passierte. Eventuell liegt es daran, dass ich dazu alleine und nicht in einem großen Saal voller Menschen sein muss. Bei traurig-schönen Werken wie Into the Wild oder Leaving Las Vegas - Liebe bis in den Tod ertappte ich mich schon mal beim Weinen, jedoch geschah dies beim Schauen von DVDs vor dem heimischen Fernseher. Vielleicht ist es irgendwann mal soweit, dass mir auch vor der großen Leinwand die Augen wässrig werden.