Mit diesem Film stimmt irgendwas nicht, denkt ihr vielleicht gerade. Das liegt daran, dass King Arthur: Legend of the Sword so eigentlich nie geplant war. Heute läuft er um 20:15 Uhr bei ProSieben und das ist die irre Geschichte von "Frankensteins Monster", wie Guy Ritchies Werk hinter vorgehaltener Hand genannt wird.
Wir sind im Jahr 2014 und Warner will die König Arthur-Geschichte als Cinematic Universe im Stil des MCU interpretieren. Aus dem richtigen Winkel betrachtet ist das gar keine so blöde Idee.
Vor ein paar Jahren galten Shared Universes noch als ein Erzählkonzept, das auf so gut wie jedes Kino-Franchise anwendbar ist. Der enorme Erfolg des MCU müsste doch - zumindest anteilig - reproduzierbar sein für andere Studios und Geschichten. Warum also nicht auch mit einer der größten Sagen, die die Menschheit je hervorgebracht hat?
Wegen Marvel und dem MCU-Erfolg: Es waren sechs (!) King Arthur-Filme geplant
Etwas nüchterner betrachtet ist das natürlich eine Fehlkalkulation. Mittelalter-Sagen mit der gegenwärtigen popkulturellen Strahlkraft von Comics zu vergleichen, ist mindestens kühn, eher komplett verblendet, zumal die King Arthur-Verfilmung mit Keira Knightley und Til Schweiger zuvor 2004 gnadenlos floppte.
Trotzdem leitete das Studio Warner gleich sechs Filme in die Wege. Screen Rant zufolge ist das alles auf dem Mist von Drehbuchautor Joby Harold gewachsen, der Warner seine Idee schmackhaft machte und ein ausnehmend guter Verkäufer sein muss.
King Arthur ist der Iron Man des King Arthur Cinematic Universe (KACU)
Der Gedanke war, die Ritter der Tafelrunde der Reihe nach vorzustellen - ein Film für jeden Edelmann. In dieser Konstellation nimmt Charlie Hunnams King Arthur die Anführerrolle von Tony Stark aka Iron Man ein, um den herum sich nach seinem ersten Solofilm immer mehr Superhelden versammelten: die Avengers der Tafelrunde, sozusagen.
Ritter wie Lancelot sollten in späteren Filmen folgen, bevor sich einige Kinostarts und Jahre weiter die bekannten Ritter in einem großen Eventfilm treffen würden. Mit diesem hilflosen Versuch, einen Filmkomplex zu starten, ist King Arthur ein typisches Beispiel des Franchise-Kinos der 2010er Jahre.
Der Hollywood Reporter stellt ihn in eine Reihe mit Team-Filmen wie DCs Suicide Squad und tatsächlich verbindet die beiden Blockbuster sehr viel. Etwa hektische Überarbeitungen, die irgendeine Handschrift oder künstlerische Vision oder wenigstens einen Plot bis zur Unkenntlichkeit verwischen.
Suicide Squad und King Arthur sollten mehr sein als ein Film und zerbrachen daran.
Wie sich der Aufbau des KACU im Film bemerkbar macht
King Arthur floppte an den Kinokassen. Mit 149 Millionen US-Dollar spielte er sein Budget nicht ein, landete also tief in den roten Zahlen, wenn wir etwa Marketingkosten noch hinzurechnen. Doch sein Niedergang begann schon vor dem eigentlich Anfang. Wenn ihr King Arthur gerade bei ProSieben schaut, fühlt sich der Film wahrscheinlich seltsam unrhythmisch an, als würde hier und da was fehlen.
Das liegt daran, dass der 6-Filme-Komplex, wie ihn King Arthur-Mastermind Harold im Kopf hatte, nie auch nur im Ansatz umgesetzt wurde. Stattdessen wurden die Ideen, Skripte und Outlines für Figuren in einen einzigen Film gestopft, was mich ein bisschen an so ein Iglu-Zelt erinnert, das vielleicht mal in die Tasche gepasst hat. Nach dem ersten Gebrauch ragen aber überall Stangen und Fetzen aus dem Beutel.
Zuschauer können mit King Arthur nichts anfangen
Regisseur Guy Ritchie nimmt vor und während des Drehs erhebliche Änderungen an der King Arthur-Story vor . Er schreibt den Plot um und quetscht Elemente aus dem geplanten Spin-off Arthur & Lancelot dazu, das ja eigentlich irgendwann später die Geschichte fortführen sollte.
Nach katastrophalen ersten Test-Screenings folgen Nachdrehs, die die Unebenheiten ausgleichen sollen und Storylines hinzufügen, um King Arthur nicht wie den Rumpf wirken zu lassen, der er nun mal ist.
King Arthur ist sechs Filme auf einmal, aber keiner davon so richtig
Astrid Bergès-Frisbey sollte eigentlich die für die Sage sehr wichtige Guinevere spielen, wurde aber zur geheimnisvollen Mage, sodass jene Guinevere in dieser Arthur-Geschichte gar nicht vorkommt. Ebensowenig wie Lancelot, einer der prominentesten Ritter der Tafelrunde, auf den kein Drehbuchautor, der bei Sinnen ist, freiwillig verzichten würde. Stattdessen erleben wir neu ausgedachte Figuren wie Sir George (Tom Wu), was nicht schlecht ist, aber zum chaotischen Gesamteindruck beiträgt.
Der eigentliche Franchise-Starter wird zu einem überladenen und doch irgendwie leeren Team-Film, in dem die Ideen eines gesamten Cinematic Universe verbaut und verschweißt sind. King Arthur ist sechs Filme auf einmal, aber keiner davon so richtig. Ein Film mit vielen Anfängen und ohne echtes Ende.
Er ist vielleicht die frustrierendste (und amüsanteste) Art Kino, wie sie eigentlich nur in den 2010er Jahren entstehen konnte.
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