Erstaunlicher Start für Netflix-Konkurrent Disney+: Der Kampf wird heißer

06.02.2020 - 08:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Disney+ wird aus Marvel- und Star Wars-Serien bestehen
Walt Disney
Disney+ wird aus Marvel- und Star Wars-Serien bestehen
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Disney+ gibt erstmals Mitgliedzahlen bekannt und alles sieht nach einem Durchmarsch aus. Aber die Euphorie ist trügerisch. Der umkämpfte Streaming-Markt wird Disney und Netflix Probleme bereiten.

Der Netflix-Gründer Reed Hastings meinte mal , dass er mehr Angst vor dem Spiel Fortnite hat als vor Disney+ und Amazon. Mit dem angeblich süchtigmachenden Fortnite verbringen Teenager offenbar besorgniserregend viele Stunden am Tag, der eben nur 24 Stunden zum Totschlagen zur Verfügung stellt.

Vielleicht hätte Reed Hastings gerne mehr Serien mit Suchtfaktor in seinen Reihen. Vor allem aber wollte er deutlich machen, dass der Kampf um Streaming ein Kampf um Zeit ist - die Zeit der Nutzer mit Internetanschluss, die neben Serien schauen auch noch ein paar Stunden Schlaf bekommen, essen, arbeiten, lernen und Sport machen müssen. Es ist eine knappe Ressource, um die sich die Streaming-Dienste balgen.

Und jetzt setzt sich auch noch ein gefräßiger Großstreamingdienst dazu. Das Gewicht von Disney+ können wir erstmals mit Zahlen messen und daraus auch das Interesse, das Nutzer dem Streaming-Dienst entgegenbringen, ablesen.

Disney+ legt beeindruckende Nutzerzahlen vor

Seit 3 Monaten ist der große Netflix-Konkurrent Disney+ online. Seit 3 Monaten testet Disney+, was sich aus einem von der Konkurrenz über zwei Jahrzehnte geernteten Markt noch herauskratzen lässt. Gestern veröffentlichte Disney die ersten Mitgliederzahlen in der kurzen Geschichte seines Streaming-Dienstes.

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28,6 Millionen Kunden zahlen derzeit für Disney+, schreibt der Hollywood Reporter . Natürlich sammelte Disney diese Nutzer mit einem dicken Euphorie- und Neugierde-Schub. Noch ist der Dienst in den Flitterwochen. Baby Yoda hat seinen Teil dazu beigetragen, dass viele Neunutzer ihre Zeit mit Disney+ verbringen. Und natürlich der vergleichsweise niedrige Kampfpreis von gerade mal 6.99 US-Dollar, mit dem man bei Disney+ alles auf einmal kriegt und der trotzdem niedriger ist als das günstigste Netflix-Abo.

Disney+ wird seine Preise im Laufe der Jahre erhöhen müssen, genau wie Netflix es alle paar Jahre tut. Beeindruckend ist das trotzdem. Disney+ ist in gerade mal einer Handvoll Länder gestartet (USA, Kanada, Neuseeland, Australien, Niederlande) und erreichte dennoch innerhalb kürzester Zeit ein Sechstel der Nutzer von Netflix (160 Millionen weltweit). Bei normaler Wachstumskurve dürfte Disney+ in den nächsten 2 Wochen etwa halb so viele Nutzer haben wie Netflix in den USA (61 Millionen).

Die wachsende Konkurrenz bereitet Netflix Probleme

Da kommen einem wieder großkotzige Sätze in den Kopf wie der von Disneys Vizechef Kevin Mayer von vor zwei Jahren, der doch allen Ernstes meinte, mit Disney+ versuche man nicht, Netflix zu verletzen oder gar zu töten.

So schlimm steht es nun wirklich nicht um Netflix. Aber zumindest in den USA hat Disney nun das Wachstums-Momentum übernommen, das Netflix abhanden gekommen ist. In den USA spielt sich gerade ein ungemütliches Gedränge um die letzten Streaming-Kunden ab, das in Deutschland und dem Rest der Welt erst noch auf die großen Streaming-Dienste zukommt.

Für die Kunden ist das toll. Klar, die Filme und Serien verteilen sich auf verschiedene Dienste, das macht die Filmsuche etwas komplizierter. Aber ein Überangebot wirkt sich früher oder später zugunsten der Kunden aus. Wenn es denen zu unkomfortabel wird, müssen die Dienste technische Lösungen anbieten. Sonst dünnt sich der Markt von selber wieder aus, weil die Kunden sich auf ein oder zwei Dienste zurückziehen.

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In den USA spürt Netflix das schon. In den letzten 3 Quartalen stagnierte der Nutzerzuwachs, schreibt Business Insider . Einmal wanderten sogar mehr Kunden ab als Netflix dazugewann, das erste Mal seit Jahren. Die USA hat Netflix durchgespielt, glauben Experten . Hier ist kaum noch etwas zu holen. Mickrige 420.000 Nutzer kamen zwischen Oktober und Dezember dazu, 180.000 unter der Zielsetzung.

Ist der Markt groß genug für Netflix und Disney+?

Dass der Markt in den USA abgegrast ist, untermauern weitere Statistiken. Anfang 2019 hatten 58 Prozent einen kostenpflichtigen VOD-Dienst abonniert. Laut einer Erhebung von YouGov  wollen 37 Prozent der Amerikaner nicht mehr als 20 Dollar für Streaming-Abos ausgeben. Das würde in den USA gerade so für ein Netflix- und ein Disney-Abo reichen. Aber eben für nichts anderes.

Zwischen Deutschland und den USA liegen da Welten. Zum selben Zeitpunkt im letzten Jahr besaßen laut GFK 11 Millionen Personen ein SVoD-Abonnement, was einer Verbreitung von von 16% entspricht. Hier ist also noch viel Luft nach oben, aber auch in Deutschland breitet sich die Streaming-Konkurrenz aus - noch vor dem Start von Disney+ Ende März. RTL mit TV NOW und ProSieben mit Joyn bieten kostengünstige Alternativen an. Joyn meldet steigende Nutzerzahlen. Egal wo wir hinblicken: Es wird eng für Disney und Netflix.

Habt ihr noch Platz für Disney+?

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