Achtung, Spoiler zu Infinity War und Endgame: Nach dem epischen und niederschmetternden Avengers 3: Infinity War fragten sich viele Fans, ob das noch getoppt werden kann. Aber lassen sich Avengers 4: Endgame und sein Vorgänger überhaupt vergleichen? In puncto Marvel-Humor, Action und überraschenden Wendungen nehmen sich beide Kapitel des Thanos-Konflikts nicht viel. Doch in einem Punkt ist Endgame seinem Vorgänger haushoch überlegen: die Charaktere.

Professor Hulk spricht es in Endgame schon treffend an: Es gibt die Muskeln und es gibt das Hirn. Und wenn Infinity War das Muskelspiel des Marvel Cinematic Universe ist, dann zeigt es in Endgame endlich sein Hirn.

Infinity War: Das Schaulaufen des MCU

Die Charaktere in Infinity War waren zugleich Stärke als auch Schwäche des Films. Nahezu jede wichtige Figur aus 19 Marvel-Filmen erhielt mindestens einen besonderen Moment. Das war's dann aber auch schon. Mehr als ein paar Oneliner und Meme-Momente waren den meisten Nebenfiguren nicht vergönnt, denn Zeit für eine Charakterentwicklung gab es in dem Marvel-Epos nicht wirklich.

Dies ist auch ein typisches Phänomen vieler Crossover-Events aus den Marvel-Comics, in denen das große Zusammentreffen zahlreicher Helden eher dazu dient, den Lesern Lust auf die einzelnen Solo-Geschichten zu machen. In Infinity War lag der Fokus eindeutig darin, die in der Galaxis verstreuten Helden aufeinander treffen zu lassen, ohne großen Anspruch an die einzelnen Charaktere.

Endgame ist der Film, den die Avengers verdient haben

Nachdem Thanos Fingerschnippen die Heldenriege ordentlich ausgedünnt hat, können sich die verbleibenden Avengers nun aus dem engen Plot-Korsett des Vorgängers befreien, um endlich durchatmen zu dürfen und mehr zu sein als reine Plot-Devices - außer die enttäuschende Captain Marvel vielleicht.

Endgame widmet sich voll und ganz den Ur-Avengers und gibt nebenbei noch ein paar unterschätzten Charakteren wie Ant-Man, Hawkeye oder Nebula unerwarteten Freiraum, ihre emotionale Dichte zu beweisen. Besonders das erste Drittel des Film wirkt fast wie eine Entschuldigung an die Avengers, die in Infinity War nicht mehr als das Baumeister-Motto "Jo, wir schaffen das!" posaunen durften.

Schon länger war bekannt, dass Endgame das letzte Kapitel für Captain America und Iron Man sein würde, die seit Civil War getrennte Wege gingen. Auch in Infinity War kam es zu keiner Aussprache zwischen den beiden. Doch nun stehen sie im Rampenlicht, Endgame ist ihr persönlicher Abschiedsbrief von den Fans.

Mit intimen, emotionalen und manchmal auch selbstironischen Szenen blickt der Film mit Würde auf den langen Werdegang der zwei Ur-Avengers zurück und bringt ihre Reise zu einem würdigen Abschluss, der noch lange nachhallen wird - und nicht durch den nächsten Film komplett nichtig gemacht wird.

Ohne Infinity War wäre Endgame gar nicht möglich

Im Vergleich zu Infinity War hat Endgame mehr Fleisch an den Knochen. Es gibt emotionale Momente en masse, richtige Bögen für die Charaktere und tiefgründige Themen wie Verlust, Trauer und Depressionen - auch wenn der alkoholkranke Dad Bod-Thor etwas zu viel des Guten war.

Bei all dem Lob für Endgame darf jedoch nicht vergessen werden, dass die emotionale Fallhöhe seinem Vorgänger zu verdanken ist. Ohne den Schock, den Thanos' Dezimierung hinterlassen hat, wären die Avengers nicht in diese ausweglose Lage geraten, die es ihnen ermöglicht, ihre tiefsten Sorgen und Ängste preiszugeben.

Denn nur dank Infinity War kann Endgame seine zutiefst menschliche Botschaft überbringen: So ausweglos eine Lage auch erscheint, die Hoffnung darf niemals aufgegeben werden - auch wenn die Chancen 14 Millionen zu 1 stehen. Alleine dafür ist Endgame nicht nur der bessere, sondern auch wichtigere Film für alle, die schon mal die Hoffnung aufgegeben haben.

Hier nochmal mein persönlicher Eindruck von Avengers: Endgame zusammengefasst:

Avengers: Endgame ist sicherlich kein perfekter Film. Es gibt schreckliche Logikfehler, unmotivierte Sinneswandel, Black Widow und Hawkeye sind wieder Avengers 2. Klasse und die Russos können immer noch keine ordentlichen Actionszenen inszenieren. Doch all die Kritik verpufft mit einem Schnippen, denn Endgame ist ein Geschenk an alle Fans, die mit dem MCU 11 Jahre ihres Lebens verbracht haben.

Außerdem: Avengers 4 - Die 12 größten Fragen nach dem Ende von Endgame

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Avengers: Endgame ist viel besser als Infinity War

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