Wenn ich nach meiner Lieblingsserie gefragt werde, muss ich nicht lange nachdenken. Als großer Serienfan verbringe ich jede Woche die ein oder andere Stunde damit, mein gegenwärtiges Serienpensum zu bewältigen. Ich werde gut unterhalten, lache und leide mit den Charakteren und kann anschließend kaum erwarten, dass die lange Woche des Wartens bis zur nächsten Folge ein Ende findet. Doch eine traurige Erkenntnis holt mich immer wieder ein: Nichts wird jemals so gut sein, wie Arrested Development!
Arrested Development ist eine US-amerikanische Fernsehserie, die von 2003 bis 2006 auf dem Sender FOX ausgestrahlt wurde. Die ursprüngliche Idee zur Serie stammt vom bekannten Regisseur Ron Howard (Apollo 13, A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn, The Da Vinci Code – Sakrileg), ausgefeilt und umgesetzt wurde sie von Mitchell Hurwitz.
In Kritikerkreisen hochgelobt und vielfach ausgezeichnet kamen die Zuschauerzahlen leider nie an die Erwartungen des Senders heran und so wurde das Format nach drei Staffeln, von denen die letzte lediglich noch 13 anstatt 22 Folgen hatte, eingestellt.
Im deutschen Raum wurde Arrested Development auf SF zwei und Comedy Central ausgestrahlt, doch auch bei diesen beiden Sendern schaffte es die Serie nicht, die erhoffte Quote zu erreichen.
Der Inhalt
Michael Bluth (Jason Bateman) lebt mit seinem Sohn in einem Musterhaus der Bluth Company und arbeitet seit Jahren in eben dieser auf den Tag seine Beförderung zum Präsidenten der Firma hin. Als seine Mutter an seiner Stelle befördert wird, beschließt er, die Familie endlich hinter sich zu lassen und ein neues Leben aufzubauen.
Just in diesem Moment wird sein Vater auf Grund diverser Delikte festgenommen und die Familie ist auf ihn angewiesen. Als er dann auch noch feststellt, wie sehr sein Sohn, den er seit dem Tod seiner Frau alleine aufzieht, an der Familie hängt, entscheidet er, wider besseren Wissens zu bleiben und sich um Familie und Firma zu kümmern.
Dies erweist sich als noch komplizierter als erwartet, da sämtliche Familienmitglieder mehr oder weniger exzentrisch sind und vor allem an sich selbst denken. George Sr. (Jeffrey Tambor), das Oberhaupt der Familie, versucht aus dem Gefängnis heraus, weiter die Familie zu manipulieren, während seine Frau Lucille (Jessica Walter) sich weniger um ihn sorgt als um ihr Ansehen und die verschlechterte finanzielle Lage. Gob (Will Arnett), der älteste Sohn, verfolgt eine Karriere als Zauberer, die steil bergab geht, seit er aus der Allianz der Magier verstoßen wurde. So muss er im Verlauf der Serie die ein oder andere tote Taube entsorgen. Buster (Tony Hale), der jüngste Sohn, wohnt noch bei seiner Mutter und leidet unter Panikattacken. Michaels Zwillingsschwester Lindsay (Portia de Rossi) lässt sich von der Familie ihren exklusiven Lebensstil finanzieren und führt eine absurde Ehe mit ihrem Mann Dr. Tobias Fünke (David Cross), der seine Lizenz als Psychiater („An Analyst and a Therapist, the world’s first Analrapist“) verloren hat und, einer plötzlichen Eingebung folgend, beschließt, Schauspieler zu werden. Dass ihre gemeinsame Tochter Maeby (Alia Shawkat) alles daran setzt, gegen ihre Eltern zu rebellieren, geht meist völlig unter, da diese zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind. Michaels eigener Sohn, George-Michael (Michael Cera), ist noch mehr als sein Vater darauf bedacht, stets das Richtige zu tun und kämpft vergeblich gegen die verbotene Liebe zu seiner Cousine.
Da die finanzielle Lage angespannt ist, muss das Privatflugzeug verkauft werden, das Treppenfahrzeug wird zum neuen und einzigen Fortbewegungsmittel erkoren und ein Großteil der Familie zieht gemeinsam ins Musterhaus. Probleme sind daher vorprogrammiert.
Das Besondere
Arrested Development besticht vor allem durch die skurrilen Charaktere und eine Überdosis an hervorragendem Wortwitz. Dies wird besonders in der Rolle des Tobias deutlich, der mit beinahe jedem Satz unwissend eine homosexuelle Doppeldeutigkeit von sich gibt. Running Gags sind an der Tagesordnung und werden teilweise durch alle drei Staffeln gezogen. Auch nach mehrmaligem Anschauen der Folgen, entdecke ich noch neue Witze und Anspielungen.
Alle Schauspieler überzeugen, angefangen mit Jeffrey Tambor als lüsterner Patriarch, über David Cross als scheiternder Schauspieler, bis zum damals noch unbekannten Michael Cera als schüchterner George-Michael . Jede Rolle ist wunderbar besetzt und trotz ihrer Eigenarten unglaublich liebenswert.
Grandios auch Ron Howard als Sprecher (im Original), der ursprünglich nur für die Pilotfolge der Serie einsprang und schließlich allen 53 Folgen seine Stimme lieh.
Auch die Gaststars geben sich bei Arrested Development die Klinke in die Hand. Zach Braff, Liza Minnelli, Ben Stiller oder Charlize Theron sind nur ein Bruchteil vieler prestigeträchtiger Namen, die im Laufe der drei Staffeln immer wieder auftauchen und nicht nur ihr Gesicht herhalten, sondern in kleinen und großen Nebenrollen perfekt integriert werden.
Zwar kam das Ende der Serie nach drei Staffeln viel zu früh, allerdings hält Arrested Development vielleicht auch deshalb die stets gleich bleibend hervorragende Qualität. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien, die auf Grund guter Quoten bis an die Schmerzgrenze weiter geführt werden, enttäuscht Arrested Development nie. Jede Staffel und jede Folge begeistern aufs Neue.
Die Zukunft
Schon in der letzten Folge der Serie gibt es einen Hinweis auf einen Kinofilm. Ron Howard hat einen Cameo-Auftritt, in dem ihm ein Skript für eine Serie über die Bluth-Familie angeboten wird. Er sagt daraufhin: „I don’t see it as a series. Maybe a movie“. Seitdem verdichten sich die Gerüchte um das Projekt in regelmäßigen Abständen. Seit Jason Bateman Anfang 2008 das erste Mal bestätigte, dass ein Film in Arbeit sei, gibt es wechselnde Aussagen von den an der Serie beteiligten Machern und Schauspielern. Inzwischen bestätigte auch Mitchell Hurwitz, dass er an der Kinofassung des Films arbeite. Das halbe Skript ist angeblich geschrieben und das Projekt wird bei IMDb für 2012 aufgeführt. Jetzt heißt es nur noch Daumen drücken
Tipps zum Schluss
Arrested Development lebt von Humor und Wortwitz und sollte daher dringend auf Englisch gesehen werden. Die deutsche Synchronisation schafft es leider nicht annähernd, die Einzigartigkeit des Originals zu halten.
Jede Folge endet mit den Worten „On the next Arrested Development…“, woraufhin eine kurze Vorschau auf die nächste Episode folgt. Auch wenn ihr mehrere Folgen am Stück seht (was ich dringend empfehle), solltet ihr diesen Part auf keinen Fall überspringen!