22 Jump Street ist ein starkes Comedy-Sequel

01.08.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
22 Jump Street
Sony Pictures
22 Jump Street
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Die Liste von wirklich überzeugenden Comedy-Sequels ist enttäuschend kurz. Gott sei Dank gehört 22 Jump Street zu dieser Elite. Doch was machen Phil Lord und Chris Miller anders?

Kermit der Frosch und Fozzie Bär haben das Filmgeschäft perfekt verstanden: “We’re doing a sequel. That’s what we do in Hollywood! And everybody knows that the sequel’s never quite as good!” Im ersten Lied von Muppets Most Wanted machen sich die Muppets über Hollywood und ihre eigene Franchise lustig. Der Song ist das Highlight des Films: er ist spritzig, satirisch und originell; was wir vom Rest nicht wirklich behaupten können. Es ist vor allem witzig, weil eine große Portion Wahrheit drin steckt. Vor allem Komödien bemühen sich oft vergeblich, dem Original gerecht zu werden.

Mehr: Was sagen die Kritiker zu … 22 Jump Street?

Die Anzahl an wirklich guten Comedy-Sequels ist sehr gering. Anfang dieses Jahres schaffte es Anchorman 2 – Die Legende kehrt zurück, keineswegs ein schlechter Film, nicht an die Genialität des Originals anzuknüpfen. Wie bei jeder Regel gibt es eine Ausnahme: 22 Jump Street läuft seit gestern in den deutschen Kinos und strapaziert die Lachmuskeln. Die Fortsetzung zu 21 Jump Street, der 2012 zum Überraschungshit wurde, ist noch witziger als sein Vorgänger. Doch was machen Phil Lord und Christopher Miller anders als Adam McKay und Will Ferrell?

Bewusste Wiederholungen
Wie Nick Schager im Atlantic argumentiert, ist das Hauptproblem für Comedy-Sequel die Wiederholungsgefahr. Größer, lauter, explosiver – wie es meist bei Actionfilmen gemacht wird – bedeutet nicht unbedingt lustiger, wenn die Witze die gleichen bleiben. Das beste Beispiel hierfür ist Hangover 2. Eins zu eins werden die Gags des ersten Teils wiederholt, diesmal allerdings in Thailand. Das Resultat ist katastrophal.

Lord und Miller versuchen es gar nicht erst, dieses Problem zu vermeiden. Im Gegenteil: Sie schummeln und drehen den Spieß einfach um. Sie treiben die Wiederholungen so sehr auf die Spitze, dass sie selbst zum Gag werden. Die Struktur des zweiten Films ist fast identisch: Eine neuartige Droge wird unter Studenten (anstelle von Schülern) verbreitet und Schmidt und Jenko müssen ermitteln. Ihr Boss ist nach wie vor ein sehr wütender Ice Cube und ihr Hauptquartier befindet sich an 22 (anstelle von 21) Jumps Street in einer vietnamesischen (anstelle einer koreanischen) Kirche. Ihr habt es verstanden: Alles kommt einem ein bisschen bekannt vor. Immerhin werden diesmal keine Genitalien abgeschossen. Dieses Déjà-vu empfinden nicht nur die Zuschauer: Auch die Figuren bringen ihre Verwunderung über die unheimliche Ähnlichkeit der Ereignisse konstant zum Ausdruck. Da die Wiederholungen als Quelle für Lacher dienen, können wir sie nur schwer kritisieren.

Meta-Text
In gewisser Hinsicht ist 22 Jump Street der erwähnte Muppets-Song in Spielfilmlänge. Der Film erzählt eine konventionelle Geschichte, doch alles funktioniert auch auf einer Meta-Ebene. Wie bereits in der besten Szene aus 21 Jump Street, ist die Polizei eine Metapher für Hollywood. Das Sequel hat ein höheres Budget, also hat die Polizeieinheit im Film auch mehr Geldmittel zur Verfügung. Sie haben (fast) Cate Blanchett im Budget. Dabei nehmen sich Lord und Miller ständig selbst auf die Schippe. Alles ist zweideutig. Nach einer guten Aktion von Jenko in einem Football-Spiel, schreit der Coach: “No one tell him he’s good, or he’s not going to be here much longer” – Eine klare Anspielung auf die Karriere von Channing Tatum.

Das Gehirn der Zuschauer springt ständig zwischen der Ebene des Films und dieser Meta-Ebene hin und her. Fast alles kann zweideutig verstanden werden und ist oft sogar doppelt lustig. In einem Satz können sich zwei oder sogar drei Gags verstecken. Die Komplexität dieses Humors ist eine Form der Comedy, die über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden kann. Die Meta-Ebene findet ihren Höhepunkt während dem urkomischen Abspann, über den wir hier nicht zu viel verraten wollen.

Channing and Jonah sitting in a tree
Wofür Lord und Miller oft unterschätzt werden, ist der menschliche Aspekt. Die Chemie zwischen Channing Tatum und Jonah Hill funktioniert großartig. Jenko und Schmidt sind wohl das beste Polizisten-Duo seit Riggs und Murtaugh (Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis). Die Beziehung zwischen den Beiden überschreitet die Bromance und wird zu einer wahren Liebesgeschichte. Während Tatum und Hill ständig rumalbern und lustig sind, spielen sie ihre gemeinsamen dramatischen Momente, ohne eine Miene zu verziehen. Plötzlich verwandelt sich die Buddy Cop-Komödie in einen ernsten Liebesfilm.

Diese Momente sind gleichzeitig unheimlich lustig und irgendwie berührend. In dieser Hinsicht hat 22 Jump Street gegenüber von Filmen wie Anchorman 2, wo die Geschichte unglaubwürdig und erzwungen wird, die Nase vorn. So witzig Ron Burgundy auch ist, wir empfinden wenig Emotionen für die Figur. Unterm Strich ist der Grund, warum 22 Jump Street funktioniert, jedoch ein sehr einfacher: Der Film ist einfach lustiger als die meisten Comedy-Sequels.

Werdet ihr euch 22 Jump Street dieses Wochenende anschauen?

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