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20 Jahre SCREAM – SCHREI!

30.08.2017 - 18:12 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Bild zu 20 Jahre SCREAM – SCHREI!
STUDIOCANAL Germany GmbH
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Der Horrorfilm wurde und wird in verlässlicher Regelmäßigkeit totgesagt. Auch bei mir stellen sich solche Phasen der Ermüdungserscheinung ein. Doch hin und wieder gibt es die Lichtblicke. Dann, wenn alle Hoffnung begraben scheint, kommt ein Film um die Ecke, der dem Genre neue Impulse, originelle Ideen und frisches Blut verleiht!
Deutsches Kinoposter

Als „Scream“ 1996 wenige Tage vor Weihnachten in die US-Kinos kam, war noch nicht abzusehen, dass ein Wandel stattfinden wird. Der Mundpropaganda sei Dank entwickelte sich aus dem Independent-Filmchen aus der Produktionsschmiede Dimension Films ein waschechter Kino-Hit, der nicht nur dem Horrorfilm auf die Sprünge half, sondern auch sein Subgenre, den Slasher-Film, wiederbelebte. Ende der 70er-Jahre bis tief in die 80er-Jahre wurden die meist kostengünstigen Katz-und-Maus-Abschlacht-Szenarien am laufenden Band gedreht, nicht zuletzt begünstigt durch den Video-Boom. In den 90er-Jahren ebbte der finanzielle Erfolg ab, inhaltlich stagnierte der Slasher-Film schon länger.

Wes Craven, der 1984 mit „A Nightmare On Elm Street“  für einen Überraschungserfolg und zweiten Frühling im Slasher-Genre sorgte und nebenbei die Produktionsfirma New Line Cinema vor dem Bankrott rettete, machte sich 12 Jahre nach der Erschaffung seines ikonischen Traumkillers Freddy Krueger erneut daran, einen bleibenden Eindruck in seinem Fachgebiet zu hinterlassen. Nach einem holprigen Start avancierte der intelligente, selbstironische Mix aus Horror-Thriller und High-School-Teenie-Serie zum erfolgreichsten seiner Gattung und spielte weltweit über $170 Millionen ein. Das Drehbuch von Kevin Williamson („Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, „The Faculty“, „Tötet Mrs. Tingle“) ist gespickt mit Verweisen auf Horror-Klassiker wie „Psycho“, „Der Exorzist“ und „Halloween“. Selbstverständlich dürfen auch Anspielungen auf die „Nightmare“-Reihe  nicht fehlen. In einer Szene lässt es sich Horrorlegende Craven nicht nehmen, als Schulhausmeister Fred seine bekannteste Schöpfung höchstpersönlich zu referenzieren.

In Deutschland eröffnete die längst in den USA gefeierte Renaissance des Horrorfilms das Fantasy Filmfest 1997 in der Unrated Fassung. Die deutschen Rechte sicherte sich Filmverleih Kinowelt (heute Studiocanal), der Anfang des Jahres mit „Der englische Patient“ den bis dato größten Erfolg seiner Firmengeschichte verbuchen konnte. „Scream – Schrei!“ startete am 30. Oktober sowohl in der geschnittenen FSK16-Fassung als auch in der ungekürzten, von der FSK ab 18 Jahren freigegebenen Fassung und landete mit insgesamt 1,8 Millionen Zuschauern und einem Einspiel von umgerechnet € 8.990.043 auf einem souveränen Platz 25 in den Jahrescharts. Damit markierte „Scream – Schrei!“ die höchste Chartplatzierung eines Horrorfilms in diesem Jahr, sofern man in „Alien – Die Wiedergeburt“ (der auf Platz 23 landete) weniger einen Horror- als mehr einen Science-Fiction-Thriller sieht. Zuletzt gelang einem Horrorfilm eine solche Platzierung im Jahr 1994, als „Interview mit einem Vampir“ mit 1,6 Mio. Besuchern Platz 18 der Jahrescharts belegte.

Programmheft Fantasy Filmfest 1997

Während im Kino die Version zu sehen war, welche auf der R-Rated-Fassung basierte, veröffentlichte man später auf DVD den ‚Unrated Director’s Cut‘, der 6 Sekunden mehr an Schauwerten zu bieten hat. Am 3. Dezember 1998 wurde der Eintrag in die Liste der jugendgefährdenden Schriften durch die Bundesprüfstelle beschlossen. In der Indizierungsbegründung  heißt es unter anderem:

Zur Begründung führt der Antragsteller aus, dass der Videofilm geeignet sei, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren, da der Inhalt auf Kinder und Jugendliche verrohend wirke. In diesem Film würden zahlreiche Personen bestialisch getötet. Darüber hinaus würden diese Tötungsszenen in epischer Breite gezeigt.

(…)

Wie der Verfahrensbevollmächtigte der Verfahrensbeteiligten ausgeführt hat, genießt dieser Film ein hohes Ansehen beim Publikum, da er sich darstellt als Persiflage auf das Horrorfilmgenre insgesamt. Dies hat auch das Gremium der Bundesprüfstelle nicht verkannt. Gerade diejenigen, die häufiger mit Horrorfilmen vertraut sind, sind die Anspielungen auf andere Horrofilme unter anderem auch die von Wes Craven selbst durchaus bewußt geworden. (…) Dennoch hat das Gremium der Bundesprüfstelle dahingehend votiert, dem Jugendschutz Vorrang vor dem Kunstschutz einzuräumen. Die Argumente liefen insbesondere darauf hinaus, dass es sich bei den Filmen, auf die in Anspielungen verwiesen wird, um Filme handelt, die entweder von der FSK gekennzeichnet wurden mit „nicht freigegeben unter 18 Jahren“, die von der Bundesprüfstelle indiziert wurden oder die sogar durch entsprechende Beschlüsse bundesweit beschlagnahmt wurden, also alles Filme, die Kindern und Jugendlichen aufgrund der Gesetze zum Jugendschutz von vornherein nicht zugänglich sind. Kindern und Jugendlichen wird daher die Persiflage auf diese Filme nicht transparent.

Blöd, wenn all die Filme, auf die in „Scream“ angespielt wird, hierzulande auf dem freien Markt nicht zu erwerben sind.

Im Zuge des Kino-Releases von „Scre4m“ wurde das Original im Mai 2011 vom Index gestrichen und ist seitdem in seiner ungeschnittenen (R-Rated- und Unrated-)Fassung ab 16 Jahren freigegeben.

Als damals 11-jähriger bekam ich den Hype um „Scream“ zwar mit, durfte ihn aber natürlich nicht sehen. Auch als die Verleih-Kassette erschien, scheiterte jeder Versuch, meine Eltern dazu zu bringen, mir den Film auszuleihen. Aber es sollte nicht lange dauern, bis ich ihn – trotz Jugendsperre – auf Premiere schauen konnte. Seitdem ist er fester Bestandteil in der Liste meiner Lieblingshorrorfilme und Highlights aus dem Jahre 1996 – nicht zuletzt aufgrund seines tollen Soundtracks!

https://www.youtube.com/watch?v=-d2k2flgIIk

Ein Wiedersehen auf großer Leinwand ergab sich dank des Kinostarts von „Scre4m“ 2011 dann doch. In einem Double Feature zeigte man vor dem neusten Teil noch Cravens Original von einer – wie man deutlich sehen konnte – schlecht gelagerten oder durchgenudelten (oder beides) 35mm-Kopie. Trotzdem oder gerade deshalb hatte es seinen Charme. Und dieses Schmuckstück der 90er-Jahre überhaupt im Kino sehen zu können, war ein tolles Erlebnis.

https://www.youtube.com/watch?v=iU9IIdD-EWk

„Scream“ brachte es auf insgesamt drei Fortsetzungen – die inklusive Teil 1 über eine halbe Milliarde Dollar einspielten – und eine MTV-Serie, welche bisher zwei Staffeln und ein Halloween-Special umfasst. Eine dritte Staffel (Stand: August 2017) ist für März 2018 angesetzt.

Die komplette Quadrilogy gibt es ungeschnitten auf Blu-ray und DVD, wobei die meisten DVD-Auflagen des 1. Teils über den Unrated Director’s Cut verfügen, welcher aus Materialgründen bisher nicht auf Blu-ray erschien.


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