Die besten Filme - Berlinale 2015
- Koza?6.572Drama von Ivan Ostrochovský mit Peter Baláž und Zvonko Lakčevič.
Koza, die Ziege, nennen sie ihn. Seine besten Tage als Boxer hat er hinter sich. Manchmal schaut er sich seinen Kampf bei der Olympiade 1996 auf Video an. Jetzt braucht er Geld, denn seine Freundin ist schwanger. Deshalb beschließt er, noch einmal in den Ring zu steigen. Sein Boss, für den er sonst Metallschrott sammelt, begleitet ihn als eine Art Box-Impresario auf dieser Tour, die eher Leidensweg als Triumphzug ist. Kozas Körper hält das Training kaum durch, seine Kämpfe verliert er meist in der ersten Runde. Anders als das Leben geht der Film barmherzig mit seinem Protagonisten um. In diesem melancholischen Roadmovie zeigt die Kamera weniger die Boxkämpfe, sondern bleibt backstage, zeigt das unglamouröse Drumherum. Die Fahrten durch winterliche Landschaften, die Tage, an denen es nie richtig hell wird und die Cola im kalten Auto in der Flasche gefriert, das unrühmliche Ende der Kämpfe – all das zeigt der Film in exquisit kadrierten Bildern, die seinem Antihelden einen anderen Raum als den des Boxrings geben. Der slowakische Boxer Peter Baláž, der sich hier selbst spielt, ist ein Glücksfall für den Film. Den Vergleich mit anderen boxenden Filmhelden muss er keineswegs scheuen. (Text: Berlinale)
- Der FallJudas4521Drama von Rabah Ameur-Zaïmeche mit Nabil Djedouani und Rabah Ameur-Zaïmeche.
In dem Drama Der Fall Judas erzählt Regisseur Rabah Ameur-Zaïmeche die Geschichte von Judas und Jesus als innige, loyale Freundschaft.
- H.6.5242Drama von Daniel Garcia und Rania Attieh mit Roger Robinson und Don Rittner.
Die Leben zweier Frauen ändern sich in H. schlagartig, als sich in ihrem Umfeld mysteriöse Ereignisse häufen.
- Nuclear NationII?41Dokumentarfilm von Atsushi Funahashi.
Im Jahr 2012 zeigte Atsushi Funahashi seinen Film Nuclear Nation über die Folgen der Reaktorkatastrophe in Fukushima Daiichi im März 2011. 1400 Einwohner aus dem nahegelegenen Futaba wurden in einer Schule in einem Vorort von Tokio untergebracht. Einfühlsam dokumentierte Funahashi die verzweifelte Lage der Menschen und zeigte das Ausmaß der Zerstörungen. In diesem Jahr nun präsentiert er die Fortsetzung. Der damalige Bürgermeister – ehemals aktiver Befürworter der Atomenergie und nach dem Unglück leidenschaftlicher Kämpfer für die Opfer der Katastrophe – wurde durch einen jüngeren ersetzt. Auch der unbeirrte Rinderzüchter aus dem ersten Teil taucht wieder auf. Er hatte sich der Anweisung der Regierung widersetzt, das Katastrophengebiet zu verlassen und seine Herde zu töten. Heute sieht man die Folgen der radioaktiven Verseuchung an seinen Tieren: offene Stellen und Geschwüre. Erst Ende 2014 haben die letzten Bewohner die Schule verlassen. In ihre Heimat werden sie wohl nicht zurückkehren. Die zentral betroffene Region wird zur Giftmülldeponie erklärt. Die Menschen von Futaba, die einst durch die Atomenergie zu Wohlstand kamen, zahlen nun den hohen Preis allein. (Text: Berlinale)
- FreieZeiten?22Dokumentarfilm von Janina Herhoffer.
Eine Mädchenband macht Musik. Frauen sprechen in einem Diätkurs über erfolgreiches Abnehmen durch kontrolliertes Essverhalten. Jugendliche tanzen oder sind auf Shopping-Tour. In einer Männergruppe findet ein Rollenspiel zu Konflikten am Arbeitsplatz statt. Andere machen Yoga, Klangreisen, Lockerungsübungen mit Kauderwelsch oder Lauftraining in der Sporthalle. Ein Dokumentarfilm, der den Blick auf Freizeitaktivitäten in der Gruppe richtet. Es sieht schon ziemlich verrückt aus, wenn beim Yoga alle kopfüber in den Seilen hängen. Ein Bild, das fasziniert und befremdet zugleich. In Momenten wie diesem wirken die Protagonisten wie unbekannte Wesen, die merkwürdige Rituale vollführen. Der Film sieht und hört ihnen dabei genau zu. Die fixe Kamera und die mit Bedacht gewählte Kadrierung sorgen für Klarheit und Konzentration. In der Montage gelingt es, die konkreten Beobachtungen aus wiederkehrenden Situationen in Abstraktionen zu überführen. Es setzt sich ein Bild zusammen von Freizeit als Projekt, um am eigenen Körper, am Bewusstsein, an der Performance zu feilen, mit Disziplin, spielerisch oder im Gespräch. Dass Freizeitforschung visuell so anschaulich sein kann, hätte man nicht gedacht. (Text: Berlinale)
- FlotelEuropaDK (2015)?21von Vladimir Tomic.
Als der Regisseur dieses Films noch ein Kind war, stand er vor dem “Flotel Europa” – und war begeistert, dass dieses riesige Schiff im Hafen von Kopenhagen fortan für ihn, seinen älteren Bruder und seine Mutter das neue Zuhause sein würde. Zusammen mit etwa eintausend anderen Flüchtlingen aus Ex-Jugoslawien begann für sie auf dem Schiff ein neuer Lebensabschnitt. Dem Vater schickte die Familie, wie es viele Anfang der 90er Jahre machten, “Videobriefe” in die alte Heimat. Bilder aus der Gemeinschaftsküche, von der fensterlosen Kabine, dem Fernsehsaal, von den Ausflügen mit den coolen Kumpels und einer Tanzdarbietung der unnahbaren Melisa. Durch die Montage des Materials, vor allem aber durch seine Erinnerungen an jene Zeit gelingt es Vladimir Tomic, aus Privatdokumenten, die auch für die Bebilderung von Flüchtlingselend und eine gestohlene Kindheit herhalten könnten, etwas Neues, Eigenes, Anderes zu machen. Die Perspektivverschiebung von innen nach außen macht Flotel Europa zu einem autobiografischen Film über ein Schicksal, das einen sonderbar berührt, weil es den Flüchtling aus der Opferrolle befreit – und einen schüchternen Jungen in einen sympathischen Filmstar verwandelt. (Text: Berlinale)
- Portrait of theArtistFR (2014)?von Antoine Barraud mit Géraldine Pailhas und Bertrand Bonello.
Ein chinesischer Aphorismus lautet: Der Dichter träumt, dass er ein Schmetterling sei, dabei ist es vielleicht der Schmetterling, der träumt, er sei ein Dichter geworden. In Le dos rouge sucht ein berühmter Filmemacher, von Bertrand Bonello gespielt, nach einem Bild des Unheimlichen. Eine exzentrische Kunsthistorikerin begleitet ihn durch Museen, sie betrachten und diskutieren etliche Kunstwerke. Nach und nach findet eine Verwandlung statt. Auf dem Rücken des Filmemachers tauchen rote Flecken auf. Es scheint, dass der Blick auf das Monströse den Zuschauenden verwandelt. Bonello, Opfer eines Stendhal-Syndroms, versinkt langsam in Bewunderung des erhabenen Unheimlichen. Wenn er von den Kunstwerken hypnotisiert wird, übt er eine ebenso große Faszination wie diese aus. Es ist ein Genuss, dem Blick des einen Künstlers auf den anderen zuzuschauen. Denn dieser Film ist eine vielschichtige Mise en abyme. Indem er das fiktive Porträt eines Ästheten schafft, lässt Barraud auf subtile Weise Gemälde mit seinen neu erschaffenen Bildern in Dialog treten. Künstlichkeit trifft auf Kunst, und auf der Suche nach dem idealen Monstrum entfaltet sich eine ästhetische und verspielte Verzauberung. (Text: Berlinale)
- The Days Run Away Like Wild Horses Over theHills?63Drama von Marcin Malaszczak mit Natalie Warlow und Maria-Christine Brehmer.
Als Familien ihre Geschichten noch in Fotoalben dokumentierten, folgten auf den Sommerurlaub oft die Schnappschüsse vom Weihnachtsabend, wobei die Zwischenzeit bilderlos entwischte. The Days Run Away Like Wild Horses Over the Hills entlehnt seinen Titel einer Sammlung von Gedichten, die Charles Bukowski seiner Geliebten widmete. Auch die Momentaufnahmen des Alltags in diesem Film wirken wie Gedichte: drei junge Frauen an einem Sommerabend in einer fast leeren Wohnung. Eine von ihnen versenkt sich später in die süße Gegenwart kleiner Kinder, doch nur stundenweise, als Tagesmutter. Sie schminkt ihr Gesicht, der Film wird farbig und spielt fortan in der von einem langen Leben vollgestopften Wohnung der polnischen Großmutter. Auch zu ihr kommen Freundinnen zum Reden. Ein Mann ist gestorben, sie trinken Tee, das Leben geht weiter. Es wird Herbst und Winter: Mit zärtlicher Nähe sucht der Film im privaten Kosmos nach Momenten, in denen sich die Zwischenzeit im Blick der vorbeieilenden Pferde kurz und klar konzentriert. Dabei entsteht eine berührende Illusion, so als wäre es Marcin Malaszczak gelungen, die fliehende Zeit des Lebens zwischen den “turning points” filmisch festzuhalten. (Text: Berlinale)
- DariMarusan5.651Drama von Izumi Takahashi mit Hiromasa Hirosue und Miho Ohshita.
Die traditionelle japanische Daruma-Holzpuppe trägt keine Ohren. Dari Marusan – das ist der Spitzname, den ihre Mitschüler der gehörlosen Filmheldin in Anlehnung an die Puppe gegeben haben. Den Namen hat sie sich zu eigen gemacht, die Verletzung aber kann sie nicht verwinden.
Yoshikawa (gespielt von Takahashis langjährigem Mitstreiter Hiromasa Hirosue) ist ein schwer traumatisierter Mann, der sich von anderen Menschen fernhält und mit seiner Vergangenheit gebrochen zu haben glaubt. Als die einfühlsame Dari und der schroffe, rücksichtslose Yoshikawa einander begegnen, brechen bei beiden alte Wunden auf.
Die Filme von Izumi Takahashi sind von Versehrten bevölkert, psychisch wie auch körperlich verletzten Menschen, die einander verwunden, die Verwundung sogar suchen, aber wider alle Kränkung immer auch nach Heilung streben und dazu ihren Gegenpart finden müssen.
Dari, die für eine Haustiere-Detektei verlorene Katzen aufspürt, erhält den Auftrag, einen Papagei zu finden, der Yoshikawa zwei Jahre zuvor entflogen ist. Sie wird herausbekommen müssen, was ihrem Auftraggeber in Wirklichkeit verloren gegangen ist, und dabei ihre eigene Würde finden. (Text: Berlinale) - End ofWinter?71Drama von Dae-hwan Kim mit Chang-gil Moon und Lee Young-lan.
Sung-geun, Lehrer der Cheolwon Technical High School, wird pensioniert. Die beiden Söhne und eine Schwiegertochter reisen an, um die Feierlichkeiten gemeinsam zu begehen. Bei einem Essen verkündet Sung-geun, dass er die Scheidung einreichen werde. Die Nachricht lässt die Gesichtszüge seiner Frau und Kinder einfrieren. Auch die Provinzstadt Cheolwon ist vereist, es fahren keine Busse mehr. Eine Familie sitzt im wahrsten Sinne des Wortes fest.
Auch wenn Kim Dae-hwans Regiedebüt nur während weniger Tage spielt, erzählt der Film doch eine gesamte Familiengeschichte. Die vergangenen Jahre sind in der Wohnung der Eltern präsent. In der Enge der Räume kommt zum Vorschein, dass es schon lange keine Nähe mehr zwischen ihnen gibt. Stets tritt die Kamera einen Schritt zurück, die Einstellungen werden zu präzisen Stillleben von Gefühlen, die nicht mehr da sind oder vielleicht nie vorhanden waren. Und liegt im Ausbruch des Vaters nicht auch eine utopische Bewegung? Der Vater hat sich bereits einen neuen Ort gesucht, kocht Kartoffeln, die er dort im eigenen Garten angebaut hat. Auch so kann man zum Ernährer werden – eine Familie beginnt, sich neu zu finden. (Text: Berlinale) - TheGulls?2Drama von Ella Manzheeva mit Evgeniy Sangadzhiev und Evgenia Manzhieva.
Elza lebt in einer kleinen Stadt in Kalmückien am Kaspischen Meer. Wieder geht ein Jahr zu Ende, es ist kalt und etwas Schnee liegt auf der Steppe. Als ihr Mann, der von illegalem Fischfang lebt, sie am Abend fragt, was sie getan habe, lügt Elza ihn an. Sie war nicht bei ihrer Mutter, sondern an der Bushaltestelle: Sie wollte fort. Oder – ausprobieren, wie es sich anfühlen könnte, der lieblosen kleinen Welt in unendlicher Weite zu entfliehen. Sie traut sich nicht, bleibt und verkriecht sich vor aller Augen in sich selbst. Von einer riskanten Bootstour kehrt ihr Mann nicht zurück. Man sagt in der Gegend, dass ein Fischer nur dann zurückkehrt, wenn eine Frau auf ihn warte. Und dass die Möwen die Seelen der verschollenen Fischer seien. Am Beginn einer eher überraschenden Schwangerschaft, verwitwet und allein läuft Elza immer weiter durch die Stadt, bis sie auf ihrer Gratwanderung zwischen Tradition und Gegenwart das vertraute Territorium hinter sich gelassen hat. Ella Manzheeva inszeniert in ihrem Debütfilm Landschaften, Wohnzimmer, Büros, Flure und Straßen als visuelle Zugänge zu Elzas Innenleben. Kalmückien ist in Chaiki keine Kulisse, eher ein Seelenzustand. (Text: Berlinale)
- This Gigantic Furrowing of theGround?Dokumentarfilm von Claire Angelini.
Die Normandie ist ein geschichtsträchtiger Ort – nach der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 war sie umkämpfter Schauplatz des Zweiten Weltkriegs. Mit Bezug auf Jean Grémillons 1944/45 unmittelbar unter dem Eindruck der völlig zerstörten Region gedrehten Film Le six juin à l’aube unternimmt dieser dokumentarische Essay 70 Jahre später eine Ortsbegehung auf der Suche nach Spuren der Geschichte. Allerdings: Landschaften sind stumm. Sie erzählen von sich aus wenig. Die Narben der Vergangenheit zeigen sie nicht ohne weiteres her. Wie also Geschichte filmisch in der Gegenwart sichtbar machen? Zunächst formuliert ein alter Mann, der als Jugendlicher von den Auswirkungen des Krieges betroffen war, seine Erinnerungen. Danach sind Orte aus Grémillons Film im heutigen Zustand zu sehen, versehen mit der dramatischen Musik und dem Kommentar des Erzählers von damals. Zuletzt dann aus dem Off Überlegungen zur Architektur des Wiederaufbaus und Bilder von Gebäuden, die für „urbane Modernität“ stehen. Die dreiteilige Struktur und die präzise Arbeit mit Bild und Ton legen verschiedene zeitliche Schichten und historische Sedimente frei, die dem Terrain – dann sichtbar – eingeschrieben sind. (Text: Berlinale)
- BenZaken?1Drama von Efrat Corem mit Chani Elemlch und Rom Shoshan.
Die Familie Ben Zaken lebt in der israelischen Kleinstadt Ashkelon in einer heruntergekommen Wohnsiedlung. Die Ben Zakens, das sind der alleinerziehende Shlomi mit seiner elfjährigen Tochter Ruhi, sein Bruder Leon und die Mutter der beiden Brüder. Die Lebensumstände sind ein wenig prekär. Die schmucklose Wohnung ist eng, die Nerven liegen manchmal blank. Die Fürsorge hat besonders die mutterlose Ruhi im Blick, die in der Schule gemobbt wird und kein einfaches Kind ist.
Efrat Corems bemerkenswerter Debütfilm ist das sensible Porträt eines Milieus, das von mangelnden wirtschaftlichen und emotionalen Ressourcen und Stagnation geprägt ist. Der Film erzählt davon in ruhigen Szenen mit einem beobachtenden Abstand, aber dennoch empathisch. Oft bestehen sie nur aus einer Einstellung und stellen weniger Trostlosigkeit aus als die Frage in den Raum, was eigentlich Familie ist. Reichen der gleiche Name und ein gemeinsames Dach über dem Kopf als Definition, oder ist es vielmehr eine uneigennützige Verantwortung füreinander? Auf diese allgemeine Frage muss Ruhis Vater im Laufe des Films eine ganz konkrete Antwort geben und in seine Rolle als Vater finden. (Text: Berlinale) - Balikbayan #1 - Memories of Overdevelopment ReduxIII?7.8171Drama von Kidlat Tahimik mit Kidlat Tahimik und Mitos Benitez.
Balikbayan #1 Memories of Overdevelopment Redux III erzählt vom ersten Weltumsegeler der Geschichte, den kaum jemand kennt: Enrique von Melakka, seines Zeichens Diener von Magellan.
- TheValley?12Drama von Ghassan Salhab mit Carlos Chahine und Carol Abboud.
Ein Mann, der bei einem Autounfall sein Gedächtnis verloren hat und umherirrt, wird von den Bewohnern einer Farm im libanesischen Bekaa-Tal aufgegriffen. Ihr geheimes Geschäft ist die Herstellung von Drogen in einem Labor auf dem streng bewachten Gelände. Die Anwesenheit des namenlosen Fremden hat Folgen für die klandestine Gemeinschaft. Schönheit und Schrecken liegen hier nah beieinander. Die Weite der erhabenen Landschaft ist durchzogen von latenter Gefahr. Eine Katastrophe kündigt sich an. Auch in der Enge des Hauses nehmen die Spannungen zu. Die Identität des Mannes ohne Vergangenheit steht zunehmend in Frage, Zweifel an seiner Amnesie kommen auf. Ist er Arzt oder Mechaniker, ein Engel oder ein Spion? Wie ein unbeschriebenes weißes Blatt eignet er sich für Imaginationen aller Art – und wird schließlich zum Gefangenen. Konkret und entrückt zugleich, mit kraftvollem Soundtrack und Bildern von großer Intensität zeigt der Film melancholische Existenzen am Vorabend der Apokalypse. Neben Radio-Nachrichten zu aktuellen politischen Krisen räumt er Poesie, Malerei und einem Liebeslied großen Platz ein und befragt so den Status der Kunst in Zeiten von Terror und Krieg – hier und heute. (Text: Berlinale)
- PettingZoo6.47.8434Drama von Micah Magee mit Devon Keller und Deztiny Gonzales.
In Petting Zoo verändert sich das Leben einer Bestnoten-Schülerin, nachdem sie ungewollt schwanger wird und ihre Familie ihr die Abtreibung untersagt.
- 600Miles5.363811Drama von Gabriel Ripstein mit Kristyan Ferrer und Tim Roth.
In Gabriel Ripsteins Debütfilm 600 Miles zweifelt ein junger mexikanischer Schmuggler, ob er den Agent Tim Roth an seine Auftraggeber ausliefern soll.
- Land withoutEvil?2Drama von Juan Carlos Valdivia mit Juan Carlos Valdivia und Elio Ortíz.
Andrés hat den Bezug zu sich selbst verloren und durchlebt eine kreative und existenzielle Krise. Er ist besessen von der Idee einer authentisch und zurückgezogen lebenden Guaraní-Bevölkerung und glaubt, bei ihr die Antworten auf seine Fragen zu finden. Andrés beauftragt Yari, ihn auf einen Road-Trip durch Bolivien in die Tiefen des Guaraní-Landes zu begleiten, wo Andrés als weißer ‚Karai‘ zur Minderheit gehört. Für beide wird es zu einer Reise der Selbstfindung und des Verstehens über anfängliche kulturelle Grenzen hinweg. Auf der Suche nach dem Yvy Maraey (Land ohne Übel) muss Andrés lernen, zuzuhören und begreift, dass die Guaraní keine anthropologischen Forschungsobjekte sind. Metaphorisches Porträt über die Essenz des Filmemachens und eine philosophischer Blick auf die persönliche Entwicklung. (Text: Berlinale)
- Sip’ohi - Manduréplace?2Dokumentarfilm von Sebastián Lingiardi.
Gustavo Salvatierra kehrt in sein Heimatdorf Sip’ohi zurück, das in den undurchdringlichen Wäldern des Chaco im Nordwesten Argentiniens liegt. Mithilfe der tief verwurzelten Tradition des Geschichtenerzählens will er seine Kultur bewahren. Gustavo sucht die Erzähler seines Dorfes auf und lauscht ihren Geschichten respektvoll und andächtig. Die Legenden der Wichí sind von einer Ausdruckskraft, die weit über die filmische Ebene hinaus die Fantasie anregen. Gustavo und sein Assistent Felix fragen sich: Welchen Zweck hat es eine Kultur zu bewahren? Wer profitiert davon – die Gemeinschaft selbst oder die Außenwelt? Sebastián Lingiardi dokumentiert Gustavos Schaffensprozess mit ruhigen, poetischen Bildern, in denen sich die Vorstellungen der Wichí von der Natur und dem Rhythmus des Lebens widerspiegeln. (Text: Berlinale)
- SilvestrePantaleón?Dokumentarfilm von Roberto Olivares.
Silvestre Pantaleón ist von den Gebrechen des Alters geplagt und so empfiehlt ihm der Dorfheiler ein komplexes Ritual, um seine Leiden zu mildern. Als versierter Seiler bittet er seine Familie um Hilfe bei Fertigung und Verkauf eines speziellen Seils für eine religiöse Prozession, damit er die kostspielige Behandlung bezahlen kann. Obgleich die Grenzen seiner Eigenständigkeit dabei deutlich werden, übt er sein traditionelles Handwerk mit großem Können aus. Kontrastiert mit weiten Wüstenlandschaften und untermalt von einem Geigen-Leitmotiv, beschreibt dieses vielschichtige Porträt den Versuch, den Lauf der Zeit für eine Weile anzuhalten. (Text: Berlinale)
- The QuispeGirls?4Drama von Sebastián Sepúlveda mit Alfredo Castro und Catalina Saavedra.
Die Schwestern Justa, Lucía und Luciana leben abgeschieden in den unwirtlichen Bergen des Atacama-Plateaus. Trotz der Hingabe zu ihrer Arbeit als Ziegenhirtinnen sind sie von der Einsamkeit geplagt. Meist unterdrücken sie ihre Gefühle und ihre Weiblichkeit, um zu überleben. Die Nachricht, dass ein offizieller Befehl Pinochets das Hirtentum in der Region verbieten wird, ist der Wendepunkt in ihrem leisen Kampf um die Bewahrung ihrer Lebensweise. Die bevorstehende Verordnung der Regierung bedroht die Existenz der Schwestern bis zur Unerträglichkeit – es scheint keine Lösung in Sicht. Weite Landschaften und die emotionale Abgeklärtheit des Dialogs verstärken den sachlichen Stil dieses Debütfilms, der auf wahren Ereignissen beruht. (Text: Berlinale)
- The master andDivino?Dokumentarfilm von Tiago Campos Tôrres.
Adalbert Heide und Divino Tserewahú sind beide Filmemacher in der Xavante Gemeinde Sangradouro. Ihre Zuneigung füreinander und der gegenseitige Respekt sind trotz des Konkurrenzdenkens und der Kritik am Anderen offensichtlich. Adalbert kam 1957 nach Mato Grosso, um die Einwohner zu missionieren. Mittlerweile missbilligt er, dass die Xavante-Rituale in Vergessenheit geraten. Divino, einst Adalberts Schüler in der Missionarsschule, fragt sich, wie seine Zukunft ausgesehen hätte, wenn Adalbert nicht mit der Super-8 Kamera in sein Leben getreten wäre. Trotz all ihrer Unterschiede haben sie die gleiche Ambition: Filme zu drehen und so die Traditionen der Xavante zu dokumentieren. Der Film zeigt ihre vielschichtige Freundschaft als ein Porträt des Hin- und Hergerissenseins zwischen Tradition und Moderne. Die Produktion Vídeo nas Aldeias ist ein Pionierprojekt, das sich in den letzten Jahrzehnten im Bereich der audiovisuellen, indigenen Medien in Brasilien verdient gemacht hat. (Text: Berlinale)
- Ma Ê Dami Xina - I’ve already become anImage?Dokumentarfilm von Zezinho Yube.
Über Jahrzehnte wurden die Hunikui von den Besitzern der Kautschukplantagen versklavt. Der Zugang zu moderner Videotechnik war begrenzt, aber wesentlich für das Wiederaufleben ihrer Kultur. Ein fesselnder Bericht aus der Sicht der Hunikui selbst. (Text: Berlinale)
- Gone with theRiver?3Drama von Mario Crespo mit Eddie Gómez und Yordana Medrano.
Das Leben im Orinoco-Delta erweckt in Dauna eine große Neugier auf das, was jenseits des Flusses liegt. Ihr natürliches Talent für Sprachen und ihr Lerneifer wurden schon von klein auf durch ihre Familie und Pater Julio gefördert. Tarcisio, ihre Jugendliebe, unterstützt sie ebenfalls geduldig, weiß aber nicht mit dem gesellschaftlichen Druck innerhalb der Warao-Gemeinde umzugehen. Dauna liebt Tarcisio, aber sie befürchtet, dass er den strengen Regeln der Tradition nachgeben wird, welche ihr Streben nach akademischer Selbstverwirklichung behindern. Der allgegenwärtige sepiafarbene Fluss symbolisiert den Lauf der Handlung, die geprägt ist von Distanzierung und Annäherung. Die gekonnte Kameraführung untermalt diese sensible Darstellung von Kultur als einem lebendigen Organismus, der ständige Entwicklung erfordert. (Text: Berlinale)
- Koltavanej?Dokumentarfilm von Concepción Suárez Aguilar.
Aus der Gefangenschaft heraus erzählt Rosa López Díaz ihre bedrückende Geschichte. Sie wurde zu 27 Jahren Haft verurteilt – für eine Tat, die sie nicht begangen hat. In Mexiko, wo indigene Frauen häufig unter Folter zu falschen Geständnissen gezwungen werden, ist ihre Situation kein Einzelfall. (Text: Berlinale)