Überschätzt: Jon Snow ist zu langweilig für eine eigene Game of Thrones-Serie

18.06.2022 - 14:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Kit Harington als Jon Snow in Game of ThronesHBO
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Jetzt ist es raus: Der nächste Game of Thrones-Ableger soll die Geschichte von Jon Snow weitererzählen. Aber warum bekommt ausgerechnet der langweilige Jesus von Westeros ein Spinoff?

Damit hat wohl niemand gerechnet: Nur wenige Wochen vor dem Start von House of the Dragon wurde bekannt, dass HBO an einer weiteren Game of Thrones-Serie arbeitet. Mittelpunkt des Projekts, dessen Geschichte nach Staffel 8 der Hauptserie ansetzen soll: Jon Snow, der erneut von Kit Harington gespielt werden soll.

  • Hier gibt's alle bisher bekannten Infos zur neuen Game of Thrones-Serie mit Jon Snow

Mehr Game of Thrones klingt erstmal nach einer guten Nachricht. Ein Sequel könnte den Schmerz der umstrittenen achten Staffel und des ... sagen wir mal, nicht so gut aufgenommenen Serienfinales mildern. Es gibt nur ein Problem: Jon Snow ist der mit Abstand überschätzteste Charakter in ganz Westeros.

Niemand in Game of Thrones ist so langweilig und eindimensional wie Jon Snow

Cersei Lannister (Lena Headey) mag eine der moralisch verkommendsten Figuren in Game of Thrones sein, ist gleichzeitig aber auch eine faszinierende Frauenfigur zwischen Privileg und Unterdrückung. Mindestens die Hälfte aller guten One-Liner aus der Serie stammen von ihr - und würden selbst Roger Sterling aus Mad Men neidisch machen.

Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) ist zwar deutlich eindimensionaler und langweiliger als Cersei, hat aber Drachen. Und durchläuft zumindest in den letzten drei Folgen eine Art Charakterentwicklung.

Als Jon Snow schaffte Kit Harington den Durchbruch:

Game of Thrones - S08 Featurette The Cast Remembers (English) HD
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Littlefinger (Aidan Gillen) ist unsympathisch und schmierig, man weiß aber auch nie, was er als Nächstes plant. Ramsay Bolton (Iwan Rheon) ist ein verabscheuungswürdiger Sadist, beweist gleichzeitig aber ein gutes Gefühl für komödiantisches Timing und sorgt für eines der besten Wurst-Memes aller Zeiten. Game of Thrones ist nicht (nur) wegen seiner Fantasy-Welt oder den Special Effects so eine gute Serie, sondern vor allem wegen seiner vielschichtigen Charaktere.

Und Jon Snow, der von Beginn der Serie an als liebenswerter Underdog aufgebaut wird und gerade in den späteren Staffeln zunehmend als eigentlicher Held von Game of Thrones positioniert wird? Er guckt große Teile seiner Screentime betroffen an der Kamera vorbei und wiederholt seine immer gleichen Catchphrases. Beim "Bastard" von Winterfell gibt es keine komplexen Motive, keinen doppelten Boden. Er ist weder witzig, noch abgründig, noch passiert in seinem Handlungsstrang über große Teile der Serie hinweg sonderlich viel.

Selbst die Enthüllung seiner wahren Eltern, von der ersten Folge an ein Kernthema der Figur, sorgte für ... nun ja, nichts eigentlich. Keine Sinnkrise, keine tiefgreifenden Fragen, keine größeren Auswirkungen auf das Endgame von Game of Thrones. Jon Snow bleibt die Teflon-Pfanne unter den Game of Thrones-Charakteren: nichts bleibt an ihm haften.

Jon Snow ist die falsche Figur, um Game of Thrones nach Staffel 8 weiterzuerzählen

Die Sache ist: Auch in Game of Thrones darf und soll es Charaktere geben, die keine Meistermanipulator*innen sind oder andere ungewöhnliche Fähigkeiten haben. Natürlich ist es irgendwie absurd, wie sehr der heimliche Thronerbe von seinem Umfeld zum großen Retter stilisiert wird, obwohl für seine größten Erfolge (Battle of the Bastards, Sieg gegen die White Walker und Cersei) andere verantwortlich sind (Sansa, Arya, Daenerys). Aber: Wenn Jon nicht der klügste oder spannendste oder fähigste Mensch in Westeros ist – wen interessiert's?

Jon Snow im Norden ohne die White Walker? Semi-spannend.

Nun, es sollte zumindest die interessieren, der auch nur irgendein Interesse an der Expansion des Game of Thrones-Serienuniversums haben. Denn wenn sich das geplante Sequel wirklich primär um Jon Snow dreht, haben wir ein Problem. Der ist nämlich nicht nur beeindruckend langweilig, sondern befindet sich am Ende der achten Staffel auch in einer wenig spannenden Situation. Jon wird nach seinem Mord an Daenerys zurück in den Norden geschickt. Um den Bereich jenseits der ehemaligen Mauer zu sichern und weiter an der Beziehung zu den Wildlingen zu arbeiten, voraussichtlich. Also das, was er schon in der Hauptserie gemacht hat – nur ohne gruselige Eiszombies, die dem Thema zumindest noch einen Anflug von Spannung verliehen haben.

Wir halten also fest: Die Weiterzählung einer der größten Serien aller Zeiten wird sich um den mit Abstand langweiligsten Hauptcharakter drehen, der – nach allem, was wir wissen – gewohnt missmutig und wortkarg durch verschneite Landschaften reitet, ohne akut um sein Leben fürchten zu müssen. Sorry, aber: Diese Prämisse könnte nicht einmal Tormund retten.

Die ursprüngliche Version dieses Textes erschien zuerst im April 2021. Der Text wurde seither aktuellen Ereignissen angepasst.

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Was haltet ihr von dem Game of Thrones-Spinoff mit Jon Snow?

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