Eine der großen Science-Fiction-Hoffnungen 2015? Das war definitiv Jupiter Ascending. Die Blockbuster-Landschaft war zu diesem Zeitpunkt schon mehr als deutlich von den großen Franchises geprägt. Und dennoch leisteten Lana und Lilly Wachowski, die bereits drei Jahre zuvor mit Cloud Atlas eines der wohl ambitioniertesten Sci-Fi-Projekte der letzten Dekade auf die große Leinwand gebracht haben, unermüdlich Widerstand.
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Noch bevor Star Wars ins Kino zurückkehrte, hätte Jupiter Ascending die nächste große Weltraumsaga werden können. Schlussendlich entpuppte sich die kostspielige Produktion als gigantischer Flop. Bei einem kolportierten Budget, das bis zu 200 Millionen US-Dollar verschlungen haben soll, spielte Jupiter Ascending in den USA nicht einmal 50 Millionen US-Dollar ein. Weltweit kam der Film auf 184 Millionen US-Dollar.
Jupiter Ascending war ein finanzielles Desaster
Für Warner Bros. eine Katastrophe und für die Wachowski-Schwestern ein potentieller Karriere-Killer: Nicht nur wurde hier ein Tentpole von den Kritikern in der Luft zerrissen und von den Kinozuschauern verschmäht. Nein, auch das Vorhaben, eine originelle Geschichte in Stellung zu bringen, ist in den Augen der Buchmacher Hollywoods grandios gescheitert. Die Wachowskis sind derweil zu Netflix weiterzogen.
Der Erfolg war definitiv nicht auf Seiten des Science-Fiction-Blockbusters, der mit Channing Tatum und Mila Kunis zwei Stars zusammenbrachte, die damals ihren vorläufigen Karriere-Höhepunkt erreicht hatten. Während Tatum vom Magic Mike-Hype und dem 21 Jump Street-Reboot zehrte, kam Kunis von Komödien wie Freunde mit gewissen Vorzügen und Ted. Dazu der damals aufstrebende Eddie Redmayne als großer Bösewicht - was sollte schiefgehen?
Stürzt euch hinein in diesen hemmungslosen Blockbuster
Ausgehend von den Reaktionen einiges: Zu abschreckend gestaltete sich das Design von Channing Tatums Space-Warrior Caine Wise, der mit spitzen Ohren, merkwürdigen Tattoos und blond gefärbten Haaren auf die Erde kommt, um die von Mila Kunis verkörperte Jupiter Jones über ihre wahre Bestimmung aufzuklären. Denn entgegen ihrem unscheinbaren Leben stammt sie von einer der mächtigsten Familien des Universums ab.
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Eine Prämisse, die eigentlich viel zu albern ist für einen Blockbuster, der in den 2010er Jahren die Bühne betritt und nicht zufällig im Windschatten bunter Superheldenfilme fährt. Tatsächlich hat Jupiter Ascending deutlich mehr Farben zu bieten als die meisten Marvel-Filme: Mit einer unglaublichen Lust stürzen sich die Wachowskis in ihre digitalen Welten, die von einem riesigen Universum mit abenteuerlichen Formen träumen.
Von einem zweiten Speed Racer ist der Film zwar weit entfernt, dennoch sprüht Jupiter Ascending abseits seiner eindrucksvollen Gestaltung auf der audiovisuellen Ebene mit seinem Gespür für Bewegung - vor allem dann, wenn Channing Tatum mit seinen Gravity Boots in einer wilden Actionszene durch die Lüfte fliegt und sich Chicago im Angesicht der Dämmerung in einen prächtigen Abenteuerspielplatz verwandelt.
Jupiter Ascending ist ein waschechter Wachowski-Film
Endlos scheinen hier die Möglichkeiten und dann gibt es bei all dem Bombast immer noch ein neues Panorama zu entdecken, das einem die Sprache verschlägt, ehe im Finale eine Explosion die nächste jagt. Da sprühen nicht nur Funken, sondern wieder auch die Farben. Wo viele Blockbuster in ihrem CGI-Geschwurbel untergehen, verstehen es die Wachowskis, das Effektgewitter aus dem Computer für ihre Zwecke zu bändigen.
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Jupiter Ascending ist riesig und erzählt von einem Konflikt, der sich bis in die unendlichen Weiten des Weltraums erstreckt. Gleichzeitig finden die Wachowskis in Mila Kunis' Figur einen - im wahrsten Sinne des Wortes - geerdeten Kontrast, der sich erst einmal gar nicht in den Film fügen will. Wo Channing Tatum als cooler Action-Held durch die Gegend springt, ist die Königin des Universums damit beschäftigt, Kloschüsseln zu putzen.
Im Laufe der Handlung soll sich das Verhältnis zwischen den Figuren verändern, während die Wachowskis ihrer verrückte, hemmungslose Space Opera eine gesellschaftliche Dimensionen verleihen und den vielen Märchenklischees trotzen, die sich im Fundament des Films verstecken. Schon bald muss die Prinzessin nicht mehr vom tapferen Ritter gerettet werden, sondern entscheidet selbst über ihre Zukunft - und ihr Erbe.
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So abgedreht und überbordend Jupiter Ascending in einzelnen Momenten ist: Plötzlich offenbart der Film seine nahbare Seite, die sich auf den großen Krieg in den Sternen projizieren lässt, jedoch ebenso auf das unscheinbare Leben auf der Erde zutrifft. Überall gibt es sie, Hierarchien, die die Gesellschaft bestimmen. Einmal mehr erzählen die Wachowskis also auch vom Ausbruch aus einem System.
Jupiter Ascending läuft heute Abend um 20:15 Uhr auf ProSieben. Die Wiederholung folgt am Samstag um 22:45 Uhr. Darüber hinaus könnt ihr den Film aktuell auch bei Netflix streamen.
Findet ihr auch, dass Jupiter Ascending ein unterschätzter Film ist?