Als der College-Abbrecher Charles Dolan 1965 das Fernsehunternehmen Sterling Manhattan Cable gründete, war nicht abzusehen, dass der kurz darauf in Home Box Office umgetaufte Sender knapp 50 Jahre später zu den größten und innovativsten Unternehmen der amerikanischen Unterhaltungsbranche zählen würde. Um diesem Aufstieg Tribut zu zollen, haben wir in der heutigen Top 7, die besten Serien-Formate HBO’s zusammengestellt. Und glaubt uns, wir haben es uns nicht leicht gemacht. Nach langen Diskussionen innerhalb der Redaktion präsentieren wir euch nun aber eine Liste, mit der wir alle d’accord gehen. Und bevor ihr in den Kommentaren schreit, ja, wir sind uns bewusst, dass solch illustre Namen wie Game of Thrones, Entourage, True Blood, Flight of the Conchords, How to make it in America, Sex and the City und In Treatment – Der Therapeut unter den Tisch gefallen sind.
7. Lass es, Larry! – Die humoristische Ausnahme
Als einzige Comedy in unserer Liste kommt Curb Your Enthusiasm (amerik.) mit einem ganz eigenen Humor daher, der zumindest mit einem beachtlichen siebten Rang gewürdigt werden musste. Seinfeld -Co-Autor Larry David spielt darin eine fiktionale Version von sich selbst und stolpert von einer skurrilen Situation in die andere. Auch 12 Jahre nach der ersten Ausstrahlung ist die Serie auch heute nicht mehr wegzudenken aus dem Programm des TV-Riesen und genießt nicht umsonst Kult-Status.
6. Boardwalk Empire – Abstieg in den Sündenpful
Mit all seiner Erfahrung kreierte Sopranos-Autor Terence Winter vor zwei Jahren das 20er-Jahre-Drama Boardwalk Empire, dass für HBO neue Standards in Sachen Budget setzte und sogar Film-Größen wie Martin Scorsese für die einst verschriene TV-Welt begeistern konnte. Mit minutiöser Liebe zum Detail und herausragenden Darstellern etablierte sich die Serie um den zwielichtigen Politiker Enoch Nucky Thompson schnell im HBO-Universum und steht nach zwei erfolgreichen Staffeln vor einer blühenden Zukunft. In unserem Ranking reicht das für Platz sechs, mit Luft nach oben!
5. Oz – Hölle hinter Gittern – Hier ist jeder schuldig
Mit Oz fing alles an. Die sechs Staffeln umfassende Show von Tom Fontana (Homicide) war die erste einstündige Dramaserie von HBO und zeigte ab 1997 der Konkurrenz gleich, wo der (Dusch)Haken hängt. Gezeigt wird der Alltag in einem Hochsicherheitsgefängnis, in dem sich Wärter und Gefangene durch ein Dickicht an Verschwörungen rivalisierender Banden kämpfen müssen. Derart schonungslos geht Oz mit Rassismus, Vergewaltigung und ähnlichen Themen um, dass das Zuschauen in den seltensten Fällen Spaß macht. Abstoßende Charaktere wie der Fascho Vern Schillinger (J.K. Simmons), der in der ersten Folge den harmlosen Anwalt Tobias Beecher (Lee Tergesen) unter seine missbrauchenden Fittiche nimmt, fesseln nichtsdestotrotz.
4. Six Feet Under – Gestorben wird immer – Gestorben wird immer
Schon die Ausgangssituation der Geschichte, die in Six Feet Under erzählt wird, klingt nicht gerade gewöhnlich. Als Nathaniel Fisher Sr. bei einem Autounfall ums Leben kommt, liegt es an seinen beiden Söhnen Nate und David das familieneigene Bestattungsunternehmen fortzuführen, wodurch sich innerhalb der Familie Fischer ganz neue Spannungen entwickeln. Besonders beeindruckend an der Serie ist dabei, wie ihre Macher es schaffen, trotz schwieriger Themen wie Tod, Verlust und Schicksalschläge, stets eine ordentliche Portion schwarzen Humor in die einzelnen Folgen einzuweben. Hinzu kommen immer wieder herrlich surreale Momente, wie sie David Lynch nicht besser inszenieren könnte. Solch dramatische TV-Unterhaltung reicht für unseren Platz Nummer 4.
3. Deadwood – Geburt einer Zivilisation
Wenn David Milchs Deadwood nicht so ein verfrühtes Ende genommen hätte, wäre der Abstand zu den beiden Spitzenreitern deutlich enger. Mit diesen teilt die Serie ihr Thema: die amerikanische Gesellschaft. Deren Geburt schildert David Milch an Hand der Goldgräberstadt Deadwood, in der sich zufällig zusammengewürfelte Gestalten wie der Saloon-Besitzer Al Swearengen (Ian McShane) und der Ex-Sheriff Bullock (Timothy Olyphant) zusammenraufen müssen, um der wachsenden Stadt zumindest den Anschein von Ordnung zu verleihen. In Deadwood gibt es keine Helden, aber einen ganzen Haufen Menschen, deren barocke Syntax von Fucks nur so durchzogen ist. Bektannlich verbergen sich die Wurzeln jeder noch so schönen Blume im Dreck.
2. The Wire – It’s all in the game
Den Sopranos ganz dicht auf den Fersen und damit unsere Nummer 2 ist das Baltimore Epos The Wire. Fernab von kischeebehafteter TV-Krimi Kost gelingt es den Machern rund um den Fernsehautor David Simon hier perfekt das Große im Kleinen zu erzählen. Das Kleine ist in diesem Fall die vom Drogenkrieg und Turbokapitalismus zerrütettete Stadt Baltimore, das Große eine Reflektion der kompletten amerikanischen Gesellschaft. Selten war eine Serie so nah an den Menschen, von denen sie erzählt und nie wurde der Alltag auf Amerikas Straßen realistischer und gleichzeitig so unterhaltsam in Szene gesetzt. Wer es immernoch nicht gesehen hat, ist selbst dran Schuld. Und immer dran denken: “It’s all in the game!”
1. Die Sopranos – Der HBO-König
Ihr habt es geahnt! Nach einer ganz kurzen Diskussion konnten wir uns mit Die Sopranos im Endeffekt einstimmig auf den König der HBO-Serien einigen. Das tiefgehende Mafia-Epos um das Oberhaupt Tony Soprano und dessen zwei Familien sucht trotz schlagkräftiger Konkurrenz noch immer seinesgleichen. Selten schaffte es eine Serie, eine derartige Konstanz an den Tag zu legen und gleichzeitig ein solch umfangreiches Figuren-Kabinett kunstvoll in Einklang zu bringen. Das Sahnehäubchen bildet nach etlichen Stunden italo-amerikanischem Unterwelt-Drama aber das kaum in Worte zu fassende Serien-Finale. Wir sagen Danke, für ein unabkömmliches Stück Fernseh-Geschichte!
Wie sähe eure HBO-Top 7 aus? Wir sind gespannt!