David Lynch - (m)ein filmischer Würgereflex

20.01.2011 - 12:00 Uhr
Mulholland Drive
Universal
Mulholland Drive
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Ich habe es wirklich versucht! Doch auch mehrere ernsthafte Bemühungen um eine Annäherung ändern nichts daran, dass ich die Filme von David Lynch abstoßend, künstlich und, im schlimmsten Falle, langweilig finde.

Ich habe absolut nichts gegen David Lynch, aber viel gegen seine Filme. Als Cineastin fühlte und fühle ich mich seit Jahren verpflichtet, hoch gelobten Regisseuren einen Besuch abzustatten, ihre Filme zu verschlingen und mir daraus eine Meinung zu bilden. Doch David Lynch stellt mich von Anfang an vor eine ungeahnte Herausforderung. Ich kann seine Filme einfach nicht sehen und lange Zeit wusste ich nicht mal, warum.

Meine erste DVD war ausgerechnet Dune – Der Wüstenplanet. Ein gutes Omen hätte das sein können, doch für mich war es der Anfang einer Geschichte abstoßender oder gescheiterter Filmerlebnisse. Dune – Der Wüstenplanet langweilte mich, doch bei manch anderem Film des Regisseurs würde ich nicht einmal bis zum Abspann durchhalten. Was in den Jahren danach folgte, waren beispielsweise: eine abgebrochene Sichtung des Klassikers Blue Velvet, zwei Mal Mulholland Drive, bei dem ich zwei Mal an der selben Stelle weggedöst bin und eine durchgehaltene (lies: durchlittene) Vorführung von Eraserhead in einem hellen Raum mit vielen Menschen und harten Stühlen.

Es ist gar nicht so, dass ich David Lynch für einen schlechten Filmemacher halte. Wie könnte ich auch? Eines ist trotzdem sicher: Seine Werke sind für mich ein einziger Würgereflex. Doch woran liegt das? Andere Filme punkten schließlich gerade dadurch, dass sie den Zuschauer ein nicht abzuschüttelndes Unwohlsein aufzwingen, dass sie weh tun und noch Tage später im Magen rumoren. Mal abgesehen von dem wirklich schönen Eine wahre Geschichte – The Straight Story, ist David Lynch vielleicht der Regisseur des filmischen Unwohlseins. Doch weder das Unbehagliche, noch die teilweise undurchdringliche Symbolik sind das, was mich an den Filmen von David Lynch dermaßen stört. Es ist etwas ganz anderes, etwas, das tief im künstlerischen Konzept des Regisseurs verankert scheint: Ich nenne es mal Falschheit.

Damit ist eine Falschheit im Sinne der Überzeichnung und Karikatur gemeint, die jede Nähe zum Leben, zu echten Menschen, ja sogar zur Wahrheit, im Keim erstickt. Die Filme von David Lynch beinhalten deshalb für mich hermetisch verschlossene Welten, die einen Zugang strikt verwehren. Sie rufen vielleicht Gefühle hervor, klar, aber kein Interesse. Wenn ich Blue Velvet, Mulholland Drive und andere sehe, dann sehe ich einem Marionettenspieler bei der Arbeit zu, der es zu keinem Zeitpunkt schafft, dass ich seine Puppen für Menschen halte.

Weitere Texte in unserem kleinen Special zum 65. Geburtstag von David Lynch:
- Wild at Heart – Der Zauberer von Oz in der Hölle
- David Lynch – Genie und Wahnsinn?
- Poesie & Seelenfrieden – David Lynchs andere Seite
- David Lynch ist schuld, dass ich bei moviepilot bin

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