David Lynch ist schuld, dass ich bei moviepilot bin

20.01.2011 - 12:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Wild at Heart
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Heute feiert David Lynch seinen 65. Geburtstag. Mich hat der Filmemacher mit dem Kino-Virus infiziert. Ein größeres Lob für einen Regisseur gibt es wohl nicht.

Ihr kennt das bestimmt: Irgendwann gibt es eine Initialzündung und eine Leidenschaft ist geboren, für einen Menschen, eine Politik, eine Kunst. Die Liebe zum Kino begann für mich in einem kleinen dunklen Saal auf hölzernen, unbequemen Stühlen mit einem Film, der anders war, als alles, was ich bis dahin gesehen hatte. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gerade zu den euphorischen Filmfanatikern zählte, dafür war ich noch viel zu sehr auf der Suche nach mir selbst und durch die Mauer leider eingeschränkt, was meine Filmauswahl betraf. Ich hatte eigentlich keine Ahnung. Aber mit wissenschaftlicher Distanz und kühlem Kopf schaute ich viele Klassiker, analysierte und abstrahierte, verifizierte und falsifizierte, brach Filmkunst auf Strukturen und Subtexte herab.

Dann kam Wild at Heart im September 1990 und ich verlor mein Herz an das Kino. Wild at Heart überraschte mich: Es war Liebe auf den ersten Blick, weil alles zusammenkam. Eine spannende, doppelbödige Geschichte, eine gewaltige, eigenwillige Bildsprache, eine verwirrende Gefühlswelt, die auch mich durcheinander brachte. Schlangenlederjacke, Zigarettenrauch, Blutrausch, Rock’n’Roll und coole Sprüche – Wild at Heart war exzentrisch, kitschig, brutal, märchenhaft, schmutzig, ironisch, widerwärtig, menschlich. Kino pur.

Nach diesem Film hatte mich das Kino und ich wurde Fan von David Lynch. Natürlich holte ich alles nach und schaute seine Filme, mehr und mehr infizierte mich sein Kino. Lost Highway war der absolute Höhepunkt. Seitdem bin ich fasziniert von Doppelgängergeschichten aller Art. Mitte der 1990er Jahre entdeckte ich, dass das Kino des David Lynch mein Denken veränderte. Seitdem liebe ich Filme, die anders sind … irgendwie. Sie müssen nicht gleich das Kino revolutionieren, aber sie sollten mich in wenigstens einer Sache – sei sie noch so winzig – überraschen: Ein ungewöhnliches Bild, eine kleine Wendung in der Geschichte oder interessante Tonkulissen, irgendetwas muss mich aus meiner bequemen und arroganten Sitz- und Denkposition heraus katapultieren.

Mit David Lynch habe ich einige dieser unvergesslichen Kinomomente erlebt. Sie haben mir wegen ihrer Emotionalität Tränen in die Augen getrieben oder ein kleines Zittern produziert, sie haben sich trotz intellektueller Anstrengungen meiner Kontrolle entzogen, weil ich sie nicht in konventionelle Schubladen pressen kann.

David Lynch hat mich mit dem Kino-Virus angesteckt. Nach seinen Filmen wollte ich nur noch mit Filmen zu tun haben, sie waren meine Initialzündung für eine Leidenschaft, die zum Beruf geworden ist. Besser geht es wohl nicht. Allein dafür zum 65. Geburtstag meinen Dank, ohne ihn könnte ich nicht andere mit diesem faszinierenden Bazillus anstecken und das ist immerhin in gewisser Weise meine Aufgabe bei moviepilot.

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