Zum 40. Geburtstag von Joaquin Phoenix

28.10.2014 - 09:20 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Joaquin Phoenix in Her
Warner
Joaquin Phoenix in Her
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Joaquin Phoenix ist einer der facettenreicheren Menschen in der Traumfabrik. Seinen Geburtstag nehmen wir zum Anlass, den Mann mit dem stechenden Blick und der faszinierenden Selbstbestimmtheit besser kennen zu lernen. Alles Gute zum Geburtstag, Leaf!

Obwohl er dafür noch nicht einmal etwas konnte, war sein Leben schon vor seiner Geburt zum Besonderen prädestiniert: Joaquin Phoenix’ Eltern waren Hippies, die einer Sekte beitraten und als Missionare durch die Welt reisten, um in Puerto Rico ein Geschwisterkind für River und Rainbow zu gebären: den kleinen Joaquin. Bald wurden die insgesamt fünf Kinder für zahlreiche Talentshows angemeldet, als das Geld knapp und ihr Erfolg auf der Straße groß war. Eine Agentin verschaffte Joaquin Phoenix diverse Nebenrollen im Glanz seines großen Bruders, z.B. im Jahr 1989 in Eine Wahnsinnsfamilie neben River, Steve Martin und Keanu Reeves. Der kleine Bruder wünschte sich auch einen Namen, der mit denen seiner Geschwister mithalten konnte, und wurde von seinem Vater kurzum Leaf genannt – vorerst sollte das auch der Name sein, mit dem er in den frühen Produktionen wie z.B. dem Fernseherfolg Eine Braut für sieben Brüder auftrat.

Nicht nur das: Mit 3 Jahren traf er die bewusste Entscheidung vegan zu leben. Der Zeitung dna india erklärte er 2006: “Ich war 3 Jahre alt – es kommt mir vor wie gestern. Meine Familie und ich waren angeln auf einem Boot. Als wir einen Fisch gefangen hatten, krümmte und wand er sich und wurde gegen eine Bootswand geschleudert. Man kann es nicht schönreden – das ist, was wir Tieren angetan haben, um sie zu essen. Dieses lebenssprühende, kräftige Geschöpf musste um sein Leben kämpfen und starb einen brutalen Tod. Da erkannte ich es – wie auch meine Geschwister.” Seitdem besteht der US-Schauspieler darauf, dass seine Kostüme, wenn es denn sein muss, aus falschem Leder oder Fell sind. Hut ab für diese frühe Reflektion!

1993, Viper Room LA: nachdem der große Bruder im Beisein des 19-jährigen Joaquin Phoenix an einer Überdosis stirbt, kehrt der zurückgelassene Bruder dem Filmgeschäft für einige Jahre den Rücken und schaut nach Puerto Rico. Doch ist das Rampenlicht nun auf ihn übergeschwenkt und schließlich kehrt er zurück ins Geschäft: an der Seite von Nicole Kidman im Drama To Die For. Einen Golden Globe und eine Oscar-Nominierung erhält er für seinen Commodus in Gladiator im Jahre 2000. Geehrt wurde er auch durch Johnny Cash, der Joaquin Phoenix eigens auswählte, um die Countrylegende im preisgekrönten Biopic Walk The Line zu spielen. Der Schauspieler verinnerlichte die Rolle so gut es ging, ließ sich sogar JR nennen und musste nach den Dreharbeiten einen Entzug machen. Ganze 5 Jahre später weiß die Welt nicht mehr, was los ist mit ihrem Lieblingstalent: verlottert, verfilzt und verstummt sitzt er auf Lettermans Couch. Smalltalkverweigerung, stattdessen seine Ankündigung: Der damals erschienene Two Lovers von James Gray (Lettermans Lob dazu wurde beinahe ignoriert) soll sein letzter Film gewesen sein! Er hängt die Schauspielerei an den Nagel, er möchte jetzt Rapper sein.

So weit, so gut. Im Nachhinein wissen wir alle, dass das nur Teil seiner Mockumentary I’m Still Here war. Casey Affleck und der Protagonist spielten der Weltöffentlichkeit monatelang vor, dass der Bärtige mit Drogenproblem statt der Schauspielerei jetzt den Rap für sich entdeckt hat. Das Ganze folgte einer peniblen Planung, die mit überzeugenden Homevideos und dem Talkshow-Auftritt 2009 als Höhepunkt auffuhr. Das Genie trickste die Fans aus, er stellte sie sogar mutig auf die Probe: "Ich hatte gehofft, wenn ich in eine Talkshow gehe, gibt’s was auf die Mütze, und so war es auch. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken. (Spiegel) Im Nachhinein entschuldigte sich Phoenix für seinen verstörenden Auftritt à la Gemurmel, launige Kommentare und Kaugummikauen beim amerikanischen TV-Urgestein. Gemunkelt wurde, ob Letterman den charismatischen, jetzt wieder glattrasierten Schauspieler einfach so davon kommen lässt “oder sogar auf 1 Millionen Dollar klagt” (NYDailyNews).

Für uns hat sich diese Performance auf jeden Fall gelohnt – denn nichts macht einen Menschen interessanter als Unberechenbarkeit. Und Selbstbestimmheit. Joaquin Phoenix erklärte der Huffington Post, dass das Herausbringen der Mockumentary unheimlich half, seine Karriere und sein Spiel von Zwängen zu lösen: “Ich möchte so gut sein, dass ich mir selbst in den Weg komme. Es ist wie die Liebe: Wenn du dich verliebst, bist du nicht mehr natürlich. Du verlierst die Kontrolle darüber, du selbst zu sein und deine besten Seiten zu zeigen – alles, was andere sehen, ist völlige Verzweiflung. Und das ist ziemlich unattraktiv. Als ich mich erstmal richtig zum Affen gemacht hatte, war ich frei von diesen Zwängen!”

Nicht nur talentiert, sondern auch weise und refkletiert – alles Gute zum 40. Geburtstag, Joaquin Phoenix! Ich hoffe, es geht so weiter wie bisher und es bleiben uns noch ein paar Überraschungen offen. Wir sind gespannt auf sein neuestes Projekt mit Woody Allen und die Kussszene mit Emma Stone.

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