Wir sind das Volk, wir lassen uns verarschen

28.05.2011 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Scheint süß, ist es aber nicht
Twentieth Century Fox / moviepilot
Scheint süß, ist es aber nicht
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Die Woche brachte wieder einige Meldungen hervor, die so richtig zum Ärgern waren. Die Schuld an der Misere findet sich manchmal jedoch nicht in der eigentlichen Nachricht.

Es ist wieder an der Zeit, mal ordentlich Dampf abzulassen. Anlässe gibt es genügend, alleine wer täglich U-Bahn fährt, hat schon morgens Minimum 20 Dinge, die es wert wären, vor Ärger in die Gleise zu beißen. Aber diese Woche gab es eine Neuigkeit, bei der einem die Haare vor Ärger ausfallen. Und noch übler wird es, wenn wir dem Kern auf den Grund gehen.

Unser Aufreger der Woche ist, oberflächlich betrachtet, The Biggest Movie of All Time 3D , das neueste Verbrechen von Jason Friedberg und Aaron Seltzer.

Witz komm raus, du bist umzingelt
Wir haben euch vor kurzem berichtet, dass Jason Friedberg und Aaron Seltzer, die Macher von so humoristischen Rohrkrepierern wie Date Movie, Meine Frau, die Spartaner und ich oder Beilight – Biss zum Abendbrot, einen neuen Film planen. Diesmal nimmt sich das Duo Infantile Avatar – Aufbruch nach Pandora, den Blockbuster von James Cameron, vor, und will ihm einen, wie sie es nennen, parodistischen Anstrich geben. Die Chancen, dass dabei ein gelungener Spoof-Movie herauskommt, sind so schlecht wie die Leberwerte von Charlie Sheen. Aber sich über miese und dumme Filme aufzuregen, würde wohl den baldigen Herztod bedeuten. Vielmehr gilt der Ärger denjenigen, die es ermöglichen, dass immer wieder solche Plagen entstehen.

Para-Parodie & der Weg dorthin
Wieso spielte denn Date Movie weltweit beinahe 85 Millionen Dollar ein? Wie konnte Meine Frau, die Spartaner und ich ebenso erfolgreich sein? Und wie zum verdüdeldüten Teufel konnte Beilight – Biss zum Abendbrot auch über 80 Millionen Dollar bringen? Diese Summen sind wohlgemerkt nur die Kinoeinnahmen, DVD-Verkäufe etc. sind dabei nicht eingerechnet! Wir können Jason Friedberg und Aaron Seltzer keinen Vorwurf machen, dass sie immer weiter ihre schrottigen Klamauk-Abarten produzieren, denn wer würde schon freiwillig auf solch eine Batzen Kohle verzichten? Es sind die Konsumenten, denen ein Spiegel vorgehalten gehört! Jason Friedberg und Aaron Seltzer haben sich nicht nächtens in die Zimmer von fremden Menschen geschlichen und ihnen die Kröten aus dem Sparschwein geklaut. Nein, es gab ganz offensichtlich reichlich Leute, die, sei es aufgrund mangelnder Erfahrung, unverständlicher Hoffnung oder fortgeschrittener Hirnerweichung, freiwillig Geld dafür gezahlt haben, um sich diese Filme im Kino anzugucken.

Der Griff an die eigene Nase
Wir beschweren uns des Öfteren darüber, dass das Niveau der Werke, die uns vorgesetzt werden, immer niedriger wird. Beispiele für Filme, bei denen der Qualitätsverlust beklagt wurde, gibt es massig. Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen zum Beispiel wurde und wird regelrecht gehasst, aber allein der erste Teil spielte weltweit annähernd 400 Millionen Dollar ein, aus Deutschland kamen davon ca. 24 Millionen. Und wenn dieses Geld komplett von jungen Mädchen stammt, dann bedeutet das, dass es viele Teenager gibt, die unfassbar wohlhabend sind. Wir können uns darüber auskotzen, dass solche Filme Erfolg haben, oder dass Spoof-Movies mittlerweile mit Filmen wie Beilight – Biss zum Abendbrot oder The Biggest Movie of All Time 3D und nicht mehr mit wirklich komischen Vertretern wie Die nackte Kanone oder Hot Shots! – Die Mutter aller Filme in Verbindung gebracht werden. Jede Generation hat jedoch seine Filme, die es für den schleichenden Niedergang der Kulturlandschaft verantwortlich macht. Letztlich ist jedoch jeder, der für solche Filme zahlt, auch wenn es nur dem Ziel gilt, das Gesehene im Anschluss zu zerreißen, schuld daran, dass immer wieder neue Vertreter auf den Markt kommen. Dem Geld kann nicht angesehen werden, aus welchen Gründen es ausgegeben wurde.

Jeder, der tatsächlich möchte, dass Jason Friedberg und Aaron Seltzer bzw. andere Filmemacher ohne Talent damit aufhören, uns alle mit ihrem Ausstoß zu belästigen, sollte diese Filme konsequent boykottieren. Andererseits stellt sich natürlich die Frage, weshalb Filme dieser Art überhaupt solche Hits sind. Es wäre zu billig, mangelnde Bildung oder ähnliches als Erklärung anzuführen. Vielmehr hat die Industrie es probiert, uns mit C-Ware abzuspeisen, und sie hatten damit Erfolg, weil wir nicht achtsam waren und es zuließen. Wir werden also verarscht, weil wir es zugelassen haben und zulassen. Der Aufreger der Woche gilt somit eigentlich uns selbst.

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