Wir schauen Homeland - Staffel 1, Episode 10

08.04.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Eine Niederlage jagt die nächste
Showtime
Eine Niederlage jagt die nächste
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Episode 10 von Homeland markiert den bisherigen Tiefpunkt der CIA sowie den anscheinend unaufhaltsamen Aufstieg des Nicholas Brody. Yummy, yummy, yummy, yummy!

Carrie (Claire Danes) kassiert in Representative Brody (Der Kandidat) einen Rückschlag nach dem anderen und kommt nur knapp mit dem Leben davon. Episode 10 der ersten Staffel von Homeland scheut sich nicht, eine ihrer Hauptfiguren als unsympathischen Manipulator zu entblößen und die andere einer fast schon erbärmlichen Fehleinschätzung auszuliefern. An Humor fehlt es der Folge trotzdem nicht, die eine der zitierfähigsten Szenen der ganzen Serie enthält, wenn auch ihre Anwendung in der Öffentlichkeit genauestens durchdacht werden sollte. Obendrauf sehen wir die wohl traurigste Erdnussbutter-Szene der Fernsehgeschichte.

Was passiert: Vizepräsident Walden (Jamey Sheridan) bietet Brody (Damian Lewis) an, für den Kongress zu kandidieren. Jess (Morena Baccarin) fürchtet, dass der Gang in die Politik die notdürftig geflickte Familie auseinanderreißt. Also ‘überredet’ Brody Mike (Diego Klattenhoff), Jess zur Zustimmung zu überreden. Carrie und Saul nehmen den saudischen Diplomaten Mansour Al-Zahrani (Ramsey Faragallah) ins Visier, der sich mit seinen sexuellen Neigungen und enormen Schulden erpressbar macht. Als sie ihn zu einem Treffen mit dem gesuchten Tom Walker drängen, endet die Aktion in einer Katastrophe. Aus dem Krankenhaus muss die verletzte Carrie mit ansehen, wie Brody mit seiner unangenehm glücklich wirkenden Frau in die große Politik startet. Über allem schwebt die Frage: Wer ist der Spitzel in den eigenen Reihen? Und haben die Brodys genügend Vitaminwasser im Kühlschrank?

Die Agency: Es gibt einen Moment in Representative Brody, in dem die Überschreitung institutioneller Rechte so richtig cool erscheint und die Bush-Ära-Paranoia wie die berühmte Mücke aussehen lässt, aus der Aktivisten einen Elefanten machen. Ein Vertreter des State Departments findet es gar nicht gut, dass die CIA im Inland ermittelt. “Fuck the charter”, meint Saul (Mandy Patinkin). “He doesn’t mean that”, relativiert Estes. “Yes I do.” Im Verhör von Al-Zahrani wird Sauls ungestümer Umgang mit den rechtlichen Grenzen seiner Behörde belohnt. Dank Carries Improvisationsgeschick gewinnen sie einen wichtigen Informanten.

Legitimiert Homeland, in dem die Autoren ausgerechnet das moralische Zentrum diesen Satz sagen lassen, das gezeigte Vorgehen? Einerseits haben wir es mit einer dramaturgischen Abkürzung zu tun, die uns neue Figuren aus dem FBI erspart und Carrie/Saul stets mitten in der Aktion platziert. Deswegen ist es auch Carrie, die bei der Überwachungsaktion im Park am nächsten dran ist. Andererseits stellt die Verhörszene unsere Sympathien überraschend auf den Kopf. Erst erarbeitet sich Al-Zahrani unseren Respekt, in dem er die Erpressungsversuche erhobenen Hauptes abschmettert, dann unsere Empathie, als Carrie ihm droht, das Leben seiner Tochte zu ruinieren. Als wäre das nicht genug, endet die großartige CIA-Aktion im Tod von fünf Menschen. Noch vor ein paar Folgen sahen wir, wie das FBI zwei Unschuldige in einer Moschee tötete. Das Versagen der Sicherheits-Institutionen gehört zum Modus operandi der Homeland-Erzählung und je legerer der Umgang mit den Regeln gerät, desto schwerere Opfer müssen gebracht werden.

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