Wir schauen Game of Thrones - Staffel 4, Folge 6

13.05.2014 - 10:42 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Game of Thrones
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Die 4. Staffel von Game of Thrones gab Peter Dinklage bisher enttäuschend wenig zu tun. Damit räumt The Laws of Gods and Men auf. Der voranschreitende Zerfall der Lannisters findet nun auf großer Bühne statt, wenn auch der Prozess ein intimer Psychokrieg zwischen Vater und Sohn bleibt.

Der hohe Norden macht in der 6. Episode der 4. Staffel von Game of Thrones Pause, denn ein Großteil von The Laws of Gods and Men wird von King’s Landing beansprucht. Wie wir es sonst nur von Hochzeiten gewohnt sind, führen uns einige nicht unbedeutende Abstecher in andere Regionen der Game of Thrones-Welt gemächlich zum Kernstück der Folge: dem Prozess um Tyrion Lannister (Peter Dinklage). Der Vorwurf: Er habe seinen Neffen Joffrey ermordet. Obwohl sich der erste größere (und erwartbare) Twist der Folge noch in seiner Motivation beweisen muss, und obwohl die letzte Wendung dann doch einen arg praktischen Abschluss für die Autoren bildet, haben wir es mit einer weiteren starken Folge im Mittelteil der 4. Game of Thrones-Staffel zu tun. Woran wir das am ehesten merken? Selbst der Theon-Handlungsstrang lockt wieder Interesse hervor.

Was passiert: In den vergangenen Episoden ist verdächtig oft der Name Braavos gefallen. So erinnerte uns Arya beispielsweise, dass ihr Tanz- bzw. Schwertkampflehrer Syrio aus der Metropole stammt. Braavos liegt zwar auf dem selben Kontinent wie Meereen, wo sich Daenerys gerade aufhält. Allerdings zählt die Stadt nicht zur Slaver’s Bay, sondern ist die Perle der Free Cities (so das Braavos Tourism Board). Dorthin reist Stannis Baratheon mit seinem getreuen Halbfinger Davos, um die Iron Bank auf seine Seite zu bringen. Wieder einmal scheuen die Game of Thrones-Produzenten keine Mühen, um die prächtige, auf mehreren Inseln gelegene Stadt darzustellen, die in ihren zu erahnenden Bauten an einen hochmittelalterlichen italienischen Stadtstaat erinnert. Zwischen den riesigen Beinen des Titan of Braavos, nicht zu verwechseln mit dem Koloss von Rhodos, segelt ihr Schiff und ähnlich herablassend werden sie auch von Tycho Nestoris (Mark Gatiss im arroganten Mycroft Holmes-Modus) empfangen. Stannis will den Iron Bänker dazu bewegen, seinen Krieg gegen die Lannisters zu finanzieren, doch erst Davos gelingt es, Eindruck zu schinden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Iron Bank von Stannis ihr geliehenes Geld wiederbekommt, sei einfach höher als bei den unberechenbaren Lannisters. Stannis lasse seinen Worten – ob in der Rechtssprechung oder anderswo – verlässlich Taten folgen.

“Everything they’ve done to him they’ve done to you”, versucht Yara Greyjoy ihre Krieger zu motivieren, mit denen sie ihren Bruder Theon aus der Dreadfort befreien will. Doch die Loyalität eines Davos Seaworth findet im gequälten “Reek” eine grausame Überspitzung. Anstatt mit seiner Schwester zu fliehen, bleibt Reek bei seinem Peiniger Ramsay Bolton. Ist der Identitätswechsel tatsächlich geglückt? In einem finalen Test plant Ramsay jedenfalls, Reek in seine alte Rolle als Greyjoy-Spross schlüpfen zu lassen, um Moat Cailin einzunehmen.

Bevor sich die Folge ganz auf King’s Landing konzentriert, sehen wir Daenerys als Regentin von Meereen. Zwei Akte der Rechtssprechung hat sie zu meistern, der eine leicht, der andere eine Herausforderung, an der sich Herrscher-Spreu vom Weizen trennt. Ihr spätpubertärer Drache (was für Effekte!) hat eine Ziegenherde gegrillt, ein belangloses Ereignis aus Sicht eines Mächtigen, aber die Gefährdung der Existenz eines Untertanen und seiner Familie. Daenerys entschädigt ihn ausgiebig. Hätte es Autor Bryan Cogman bei dieser Episode belassen, wäre es eine zu simple Darstellung ihrer Güte. Schwieriger aber ist der Fall des Sohnes, der seinen Vater begraben will. Gekreuzigt endete er vor den Toren der Stadt wie seine Sklaven. “Is it justice to answer one crime with another?” Ist es ein Zeichen von Schwäche, den Bestraften eine würdigere Beerdigung zuteil werden zu lassen, als es den Unfreien vergönnt war? Dany muss gleichermaßen ihre Autorität wahren und ihre neuen Untertanen durch den nötigen Respekt und Zugeständnisse für sich gewinnen. “Bury your father”, lautet ihre weise Antwort.

In einem feinen Übergang ist das “Kind” in Meereen auch Thema des neu zusammengesetzten Small Councils in King’s Landing. Oberyn Martell, Cersei Lannister, Maester Pycelle, Mace Tyrell, Tywin Lannister und Varys (Varys!) beraten, was hinsichtlich der immer mächtiger werdenden jungen Dame zu tun ist. Während die einen (sprich: Cersei) die Gefahr kleinreden, befindet Tywin nach ausführlicher Beratung: “She must be dealt with.” Außerdem gibt die Szene Anlass zur Grübelei, ob Jorahs ursprünglicher Auftrag nochmal eine Rolle spielt, im Konkurrenzkampf der Berater zum Beispiel. Aber kehren wir zu den schönsten fünf Buchstaben des Game of Thrones-Universums zurück: Varys! Der wird nämlich im Anschluss mit einer ausgezeichneten Szene beschenkt, die er vor zwei Staffeln vielleicht noch mit Littlefinger geteilt hätte. Was begehrt Varys, fragt der Hedonist Oberyn und bekommt eine von Conleth Hill genüsslich vorgetragene Antwort: “When I see what desire does to people, what it’s done to this country, I’m very glad to have no part in it. Besides, the absence of desire leaves one free to pursue other things.” Der Blick auf den Thron verrät, um was es sich dabei handeln könnte.

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