Wie sich Star Wars ohne George Lucas anfühlt

22.04.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Überbleibsel des Vorherigen in Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht
Disney
Überbleibsel des Vorherigen in Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht
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George Lucas hat die künstlerische Kontrolle über seine Sternenkriegssaga abgegeben. Vorerst kann man nur spekulieren, welche genauen Konsequenzen sich daraus für Episode VII ergeben. Doch das Star-Wars-Universum wird künftig ein anderes sein.

Weit über 100 Millionen Mal wurde der vergangene Woche wie ein gewaltiger Sternenzerstörer über das Internet hinwegfegende zweite Teaser Trailer zu Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht allein auf YouTube angesehen. Die wenigsten Fans dürfte er unberührt zurückgelassen haben, vielen verschaffte er wohlige Gänsehaut, rief Kindheitserinnerungen wach, sorgte vor allem für ein Gefühl tiefer Wehmut: Star Wars, vermittelten seine ausgewogen neuen wie nostalgischen Bilder und ganz besonders ja auch Töne, weiß nun erst recht um Erbe und Verantwortung der seit vier Jahrzehnten – zum Teil wider besseres Wissen – anhaltenden Franchise-Euphorie. Diese Aussicht auf ein Erlebnis wie beim ersten Mal kann man als sklavisch fanorientierte PR-Masche abtun (was stimmen mag und trotzdem noch lange nicht verwerflich ist). Man kann sie aber auch als ziemlich entschlossene Ansage des Disney-Konzerns werten, es mit Star Wars und seinen Fans nach der milliardenschweren Übernahme von Lucasfilm im Jahr 2012 ernst zu meinen.

Das führt zu einigen Überlegungen. Star Wars wird zu sein haben, wie wir es kennen und lieben; Star Wars wird Wege beschreiten, die seine neue Distanz zum eigenen Schöpfer legitimieren. Von Disney also hängt nun ab, ob sich daraus ein Widerspruch ergibt. Wenn Star Wars so sein soll, wie es eigentlich nicht mehr sein kann, ist das zunächst kaum mehr als eine kommerzielle Absicherung. Interessant wird es deshalb erst dort, wo Star Wars den Verlust seiner prägenden und bislang wesensbestimmenden künstlerischen Kraft produktiv machen wird. George Lucas, nach dem Verkauf seines Imperiums noch zum creative consultant ernannt, ist in Episode VII jedenfalls weniger involviert als gedacht. Dessen Vorschläge über einen möglichen Storyverlauf weiterer SW-Filme habe Disney verworfen, ließ er CinemaBlend  wissen. Zuvor kündigte das Unternehmen bereits an, dass es das sogenannte Expanded Universe  – eine multimediale und fortan nicht mehr kanonische Erweiterung der Geschichten um Star Wars – ignorieren werde.

Auftritt J.J. Abrams, über den man sicherlich geteilter Meinung sein kann. Von Studios und Produzenten für handwerkliches Können und eine zuverlässige Arbeitsweise geschätzt, hat er sich bislang vor allem als Erfüllungsgehilfe bestehender Ideen und etablierter Franchise-Maschinen bewährt. Er zählt zu einer Generation von aktuell besonders gefragten Filmemachern mit Wurzeln in Fernsehen oder Werbung, die das etwas langweilige Privileg besitzen, postmoderne Kinoklassiker rebooten, remaken, fortsetzen oder eben irgendwie neu und anders verfilmen zu dürfen. Ein flüchtiger Blick auf die großen Blockbuster des Jahres 2015 genügt, um im endgültig auf Wiederverwertungsmodus umgestellten Hollywood der Gegenwart viele solcher Namen zu identifizieren. Es ist daher kaum überraschend, wenn die Trailer zu Filmen wie Jurassic World (von Colin Trevorrow) oder Terminator 5: Genisys (von Alan Taylor) Fanservice-Absichten und Verbindungen zum jeweiligen Original fast selbstironisch ausstellen. Denn ihre Regisseure sind mit diesen Stoffen aufgewachsen – und ihre Filme richten sich an ein Publikum, das auf vertraute Bilder entsprechend reagieren soll.

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