What/If - Den Netflix-Thriller rettet auch Renée Zellweger nicht

26.05.2019 - 09:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Netflix will euch mit seiner Thriller-Soap What/If begeistern. Am Ende stellt sich Renée Zellweger die Frage: Was wäre, wenn diese Serie bloß gut geworden wäre.

Netflix holt für die 1. Staffel seiner neuen Anthologie-Serie What/If mit Renée Zellweger einen Filmstar der späten 1990er und frühen 2000er ins große Becken seines Serienpools und lockt Fans von soapigen Thriller-Serien wie Revenge (gleicher Creator) oder How to Get Away with Murder mit pikanten Mysterien rund um Treue, Schuld und düstere Geheimnisse.

Ob euch What/If tatsächlich vor den Bildschirm fesseln kann, erfahrt ihr in unserem Seriencheck.

What/If auf Netflix: Die wichtigsten Erkenntnisse

  • Renée Zellweger möchte für 80 Millionen Dollar mit deinem Mann schlafen. Was würdest du tun?
  • Der neue Netflix-Thriller kann mit toller Besetzung leider wenig aus der spannenden Grundidee herausholen.
  • What/If ist leicht bekömmliches Serien-Fastfood und ein kurzweiliger Netflix-Binge.

What/If: Ein schlechter Thriller aus den 1990er Jahren

Entscheidungen, Vertrauensbrüche und ihre Folgen spielen in der neuen Netflix-Serie eine große Rolle. Im Zentrum steht das junge Ehepaar Sean (Blake Jenner) und Lisa (Jane Levy), das von der finsteren Unternehmerin Anne (Zellweger) ein unmoralisches Angebot erhält. Für eine sinnliche Nacht mit Sean bietet sie Lisa ein Multimillionen-Dollar-Investment in deren Start-Up an. Euch kommt diese Prämisse bekannt vor?

What/If erinnert an die guten 90er

Das könnte daran liegen, dass What/If in seiner Pilotfolge wie ein schamloser Abklatsch des Thrillers Ein unmoralisches Angebot wirkt. Wenn ihr also in der 1. Folge den Satz "Diese ganze Idee kommt aus einem schlechten 90er Jahre Film." hört, könnt ihr für euch selbst entscheiden, ob das ein witziger Meta-Kommentar oder ein peinliches Eingeständnis ist.

Von der Inszenierung der Bilder - warum gewittert es so oft? - bis hin zur Musik wirkt What/If wie aus der Zeit gefallen und entfaltet mit seinem Retro-Thriller-Feeling einen gewissen Charme. Eine Bitte aber an alle Serienmacher da draußen: Hört auf Flashbacks mit dick aufgetragenen Weichzeichnern zu überlagern. Das geht auch besser.

What/If und der dreiste Etikettenschwindel
 

Wenn ihr eines von What/If lernen könnt, dann dass ihr bei einem Vertragsabschluss immer das Kleingedruckte lesen solltet. Denn aufgrund einer Vertragsklausel wird Protagonistin Lisa nie erfahren, was zwischen ihrem Mann und der intriganten Anne passiert ist. Was ist wirklich in dieser Nacht geschehen? Wird dieses Geheimnis ihre Ehe zerfressen? Diese Fragen scheinen die treibende Kraft zu sein, die What/If in der ersten Staffel vorantreiben.

Jane Levy und Blake Jenner in What/If

Aber weit gefehlt, denn nach der Pilotfolge vollzieht die Serie einen Richtungswechsel. Von der Ästhetik und den omnipräsenten Gewittern ist nichts mehr zu sehen und auch das Thriller-Feeling ist passé. Stattdessen verkommt What/If schnell zu Drama-Standardware mit uninteressanter TV-Optik. Einzig die fragwürdige Motivation für die schrecklichen Taten von Renée Zellweges Figur treibt die Serie bis zum Ende voran.

Renée Zellweger rettet die Serie auch nicht

Nach Uma Thurman im grauenvollen Chambers krallt sich Netflix den nächsten Hollywood-Star für ein Serien-Comeback. In ihrer ersten Serienhauptrolle überhaupt gibt es Renée Zellweger in einer Rolle zu sehen, die nicht weiter von der tollpatschigen Bridget Jones entfernt sein könnte.

Sie ist ein kaltherziges und manipulatives Biest, das wie ein Sturm durch das Leben der Protagonisten fegt und komplette Zerstörung hinterlässt - eine echte Soap-Bösewichtin eben! Und Renée Zellweger lässt sich voll und ganz mit todbringenden Blicken und herablassendem Gemurmel auf den Seifenopfer-Glanz ein.

Für einen Thriller ist die von Anne ausgehende Bedrohung allerdings nicht permanent greifbar und präsent genug. So wird das Geheimnis um die besagte Nacht schon nach wenigen Folgen nahezu vergessen und erst kurz vor dem Finale wieder hervorgekramt. Auch wenn Renée Zellwegers eiskalte Darstellung fasziniert, täuscht sie nicht über die vielen Fehler hinweg.

Renée Zellweger in What/If

Ein verheerender Makel an der neuen Netflix-Serie ist dabei der fehlende Fokus, der What/If in eine Identitätskrise stürzt. Denn neben der Story um das unmoralische Angebot gibt es noch zwei weitere Handlungsstränge um eine verhängnisvolle Affäre und eine Ménage-à-trois, die bis zum Ende keinerlei Einfluss aufeinander haben. Somit beinhaltet What/If eigentlich 3 Serien in einer.

Für eine Thriller-Serie ist What/If einfach zu zahm und nach heutigen Sehgewohnheiten bleibt die Serie selbst als Melodram aufgrund mangelhafter Wendungen zu spannungsarm. Viele Nebenplots straucheln belanglos nebeneinander her und werden nur durch eingestreute Sexszenen aufgepeppt.

Netflix' What/If hat ein grauenvolles Ende

Zu oft scheint die Serie nicht zu wissen, wie sie die 10 Folgen füllen will. So beginnt Sean recht früh eine Feuerwehr-Ausbildung, die wenig später gar keine Rolle mehr spielt. Zudem ist das Setting der Haupthandlung und Lisas Unternehmen völlig austauschbar. Würde sie nicht erwähnen, dass sie an genetisch geeigneter Immunitätsmedizin forscht, könnten die Räume ihres Büros auch zu einer Papierhandelsfirma gehören.

Renée Zellweger hat ein großes Geheimnis in What/If

Den bittersten Beigeschmack hinterlässt allerdings das Finale. Achtung Spoiler: Die Auflösung des großen "Was geschah in der Nacht"-Mysteriums könnte nicht unspektakulärer sein und der selten dämliche Twist um Annes Motivation lässt What/If mehr zur schlechten Star Wars Episode V-Kopie verkommen, als zu schockieren. Stellt euch drauf ein, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Spoiler Ende.

Im Gegensatz zu manch anderen Netflix-Serien vergeht die 10-teilige Trash-Unterhaltung What/If allerdings wie im Flug. Wenn euch die biestige Bösewichtin von Renée Zellweger in ihren Bann ziehen kann, könnte What/If zu eurer neuen Guilty Pleasure-Serie avancieren, sofern euch grauenhafte Dialoge nicht stören:

Sie nannten mich Peter Pan. [...] Ich bin nicht schwul ... ich bin pan.

Die 1. Staffel von What/If umfasst 10 Episoden, die am 24.05.2019 bei Netflix veröffentlicht wurden. Als Grundlage für diesen Seriencheck diente die komplette 1. Staffel.

Werdet ihr What/If auf Netflix schauen?

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