Warum werden Serien besser bewertet als Filme?

11.03.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Serienbewertung: Daumen hoch für 30 Rock, Twin Peaks, 2 Broke Girls
NBC / ABC / CBS
Serienbewertung: Daumen hoch für 30 Rock, Twin Peaks, 2 Broke Girls
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Ich stelle mir die Frage, warum Serien auf Plattformen wie moviepilot unterm Strich meist viel positivere Bewertungen einfahren können als Filme. Meine Theorie dazu ist einfach und hoffentlich einleuchtend.

Ist euch auch schon einmal aufgefallen, dass Serien im Gesamtbild betrachtet auf Webseiten wie moviepilot oder der IMDb  häufig bessere Bewertungen aufweisen, als ihre Film-Verwandten? Ich habe das Gefühl, bei den Filmen, die ich so gesehen habe, rangiert der Bewertungs-Anklang der Community breitgefächert im vollen Spektrum zwischen 0 und 10, während Serien eher zwischen 5 und 10 eingeordnet werden. Heißt das, ich habe bisher ganz einfach nur die "richtigen" Serien gesehen oder steckt da noch mehr dahinter? Ich habe eine Theorie.

Das andere Bewertungsverhalten bei Serien

Ich schaue Serien genauso gern wie Filme und doch bewerte ich sie anders. Aber woran liegt das? Wieso habe ich, wenn ich zurückblicke (nicht im Mengen-, sehr wohl aber im prozentualen Vergleich) mehr gute Serien als gute Filme gesehen - bzw. mehr schlechte Filme als schlechte Serien? Wenn ihr moviepilot-User seid, dann macht den Vergleich und schaut auch in eurem Profil die niedrigsten Bewertungen eurer gesehenen Serien an und vergleicht sie mit euren schlechtesten Filmbewertungen.

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Warum wir Serien als Investitionen bewerten

Die Antwort auf die Frage, warum meine Serienbewertungen so viel höher ausfallen, ist eine denkbar einfache: Wenn ich einen durchschnittlich zweistündigen Film sehe, kann ich danach aus dem Kino gehen oder vom Sofa aufstehen und mein gutes oder schlechtes Urteil abgeben. Wenn ich die erste Episode einer Serie anschaue, werde ich die Show vermutlich weitergucken, wenn mir diese erste Folge gefallen hat. Doch was passiert, wenn der Pilot mir nicht zusagt? Dann werde ich die Serie in der Mehrzahl der Fälle nicht weiterverfolgen. Meine Zeit ist mir einfach zu schade, um sie in eine Sendung zu investieren, die meinen Geschmack nicht getroffen hat.

Doch wenn ich eine "ausprobierte" Serie nicht weiterverfolge, werde ich sie auch nicht bewerten, denn die eine Folge, die ich gesehen habe, ist schlicht kein Maßstab dafür, die gesamte Serie mit einer Punktzahl auszustatten. Ein anderer Serienzuschauer hingegen wird die von mir aufgegebene Show vielleicht mögen, deshalb weiterschauen und am Ende bewerten - und zwar mit einer hohen Punktzahl. Denn wenn er sie nicht von Anfang an gemocht hätte, hätte er ja nicht die Zeit für alle 13, 22 oder sonst wie vielen Episoden aufgebracht. Das führt im Grunde zur Verzerrung, dass fast nur Nutzer, die eine Serie mögen, diese auch bewerten und folglich viele Serien eine überdurchschnittliche gute Punktzahl vorweisen können. Auch eine Einzelepisoden -Bewertung, wie die IMDb sie hat, ist da nicht zwangsläufig eine Lösung, denn auch hier bewerten natürlich nur Fans spätere Episoden, weil sie "dranbleiben". (Häufig gerade wegen ihrer "Schlechtheit" gehasste und trotzdem geschaute Reality-TV-Formate würde ich an dieser Stelle einmal außen vor lassen.) Selbst wenn ich ein hartnäckiger "Durchhalter" bin, würde ich eine schlechte Show nur zu Ende schauen, wenn ihr baldiges Ende absehbar ist.

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Und was soll ich jetzt mit dieser nutzlosen Serien-Erkenntnis anfangen?

Meine Überlegungen zur positiveren Bewertung von Serien sollen jetzt kein Aufruf sein, fortan zu Fackeln und Heugabeln zu greifen und den Schnitt aller Formate herunterzuziehen, wenn der Auftakt einer Serie euerMissfallen erregt. Bitte fangt nicht an, gesamte Serien vernichtend zu bewerten, wenn ihr einen Piloten seht, der euch nicht gefällt. Denn es gäbe ja immer noch die Möglichkeit, dass ihr mehrere Anläufe oder mehr als eine Folge gebraucht hättet, um richtig in die Serie einzusteigen. Im umgekehrten Fall will ich euch aber auch keinesfalls dazu überreden, Serien, denen ihr einfach nichts abgewinnen könnt, bis zum Ende zu schauen, um dann - vielleicht beeindruckt von eurem bewundernswerten Durchhaltevermögen, aber unbefriedigt von der furchtbaren Serie - aus gutem Grund eine schlechte Bewertung abzugeben.

Vielleicht könnt ihr stattdessen, so wie ich es mittlerweile bewusster tue, Serienbewertungen schlicht differenzierter betrachten: Während Filme für mich weiterhin von 0 bis 10 rangieren, fängt die Serienskala in meinem Kopf erst bei 5 so richtig an, was bedeutet, dass eine Serie mit einem Schnitt von 6 anders als ein Film mit dieser Wertung eben nicht "ganz gut", sondern eher zu vernachlässigen ist, wenn viele Nutzer sie gesehen und nicht höher bewertet haben.

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Außerdem könnt ihr das nächste Mal, wenn ihr euch für ein Serien-Phänomen nicht begeistern könnt, zumindest daran denken, dass es sicherlich noch mehr Serien-Abbrecher da draußen gibt, die einen Hype nicht nachvollziehen können - dies aber nirgends in belegbaren Zahlen statistisch nachprüfbar kundtun. Bevor ihr selbst eine Serie wirklich ausprobiert habt, ist der hohe Bewertungs-Durchschnitt für jeden einzelnen Zuschauer damit nur begrenzt aussagekräftig.

Habt ihr euch selbst auch schon mal Gedanken über Serienbewertungen gemacht?

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