Die Tribute von Panem ruiniert eine der wichtigsten Figuren in nur 20 Sekunden – danach konnte ich sie nie wieder ernst nehmen

12.05.2023 - 10:00 UhrVor 11 Monaten aktualisiert
Die Tribute von PanemStudiocanal
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Peeta gehört zu den wichtigsten Figuren im ersten Die Tribute von Panem-Film. Nach seiner haarsträubenden Verwandlung in einen Stein (!) hätte er aber ebenso gut tot sein können.

In der Brust der Tribute von Panem-Reihe schlagen drei Herzen. Erstens sind es Teenie-Dramen mit jungen Figuren und romantischen Wirren. Zweitens funktionieren die Filme als fantastische Sci-Fi, die eine dekadente Gesellschaft in knallbunten Farben inszeniert. Am wichtigsten für die Stimmung der Filme ist aber der Action- oder Thriller-Aspekt. Jede Entwicklung geschieht vor dem Hintergrund brutaler Todesspiele, in denen junge Menschen grausam gegeneinander gehetzt werden. Diese Formel soll auch dem neuen Panem-Film The Ballad of Songbirds & Snakes bald zum Erfolg verhelfen.

Wir brennen für Katniss (Jennifer Lawrence) und Peeta (Josh Hutcherson), solange ihr Schmerz und ihre Entbehrungen für uns glaubhaft sind. Der erste Film Die Tribute von Panem - The Hunger Games hat es allerdings in 20 Sekunden geschafft, mir Peeta komplett madig zu machen. Weil er sich mithilfe seiner Bäckerei-Skills in einen Stein verwandelt. Ja, genau. In einen Stein!

Die Tribute von Panem-Held Peeta sieht als Steinmensch einfach lächerlich aus

Die Szene kommt etwa zur 100-Minuten-Marke. Katniss findet an einem Flusslauf Peetas Spuren, die sie zu einem Steinhaufen führen. Plötzlich regt sich die steinerne Masse, ein Gesicht kommt darin zum Vorschein. Peeta hat seine Dekorationsqualitäten als Konditorlehrling genutzt, um sich zur Tarnung an die Umgebung anzupassen.

Peetas Stein-Szene könnt ihr euch auf YouTube  anschauen.

Peeta in Steinform

Danach war es für mich mit Peeta und der Glaubhaftigkeit des ersten Films vorbei. Warum? Zunächst mal, weil Peetas Mimikry schlicht lächerlich aussieht. Er sieht aus, wie der Stuhlgang eines inkontinenten Granitmonsters auf Paleo-Diät. Ein Fluch der Karibik-Zombie, der seit 30 Jahren in einer Disneyland-Abstellkammer anstaubt. Der generische Fiesling einer alten Sci-Fi-Serie, der aus grauen Schaumstoffballen und angepinselten Augen besteht. Eine hässliche Kreuzung aus Korg und Dr. Manhattan, die man aus Langeweile bei Wish bestellt hat!

Die Stein-Szene zerstört die mörderische Hunger Games-Stimmung

Aber das größere Problem ist, dass der Moment die dichte Survival-Stimmung der Hungerspiel-Szenen zerstört. Gerade habe ich gesehen, wie sich Katniss mit ihrem Gürtel an einen Baum binden musste, um nicht herunterzufallen. Wie sie ein Wespennest als Waffe genutzt hat. Wie viel Aufwand es erfordert, ihr nur eine kleine Dose Heilsalbe zukommen zu lassen. Je realistischer das Todesspiel ausfällt, desto mehr fiebere ich mit.

Aber eine Stein-Tarnung? Als natürliche Transferleistung eines Bäckergesellen? Mit welchen Mitteln hat Peeta die Tarnung denn angefertigt? Und wann? Hat er sich fünf Stunden lang mitgebrachte Glasur ins Gesicht gepinselt, schwer verletzt, während die anderen Hunger Games-Teilnehmer russisches Roulette gespielt haben? Und warum hat der ärmste Distrikt von Panem eigentlich eine Konditorei, deren Torten offenbar mehr Finesse erfordern als die Zubereitung eines japanischen Kugelfischs?
Katniss (Lawrence) und Peeta (Hutcherson) in Die Tribute von Panem

Neben dem unfreiwillig komischen Make-Up hat die Szene also eine fantastische Note, die die brutalen Todesspiele ins Lächerliche zieht. Auf der einen Seite wird ein junges Mädchen von einem Speer durchbohrt. Auf der anderen Seite verkleidet sich ein Junge als Stein. Kann der nächste Kandidat dann fliegen wie Ikarus, weil er zu Hause Gänse rupft?

Nach dem ersten Die Tribute von Panem-Film war Peeta verloren

Die Glaubhaftigkeit des ersten Panem-Films und einer seiner wichtigsten Figuren war für mich danach zerstört. Die Dekadenz der Reichen, die bittere Armut, die Brutalität mordlüsterner Teenager – man konnte ihr offenbar mit Make-Up entkommen. Und meine Einschätzung von Peeta als Figur ist stark an diese Szene gekoppelt, weil die Tarnung der größte Einfall seines ansonsten fundamental hilflosen Charakters ist.

Das ist keine Generalkritik an der Hunger Games-Reihe. Sie funktioniert auch deshalb, weil sie das Trauma der Überlebenden nach Film 1 thematisch ausbaut. Nur Peeta Mellark war für mich nie mehr derselbe. Er liegt immer noch an einem Flussufer und hat sein Gesellenstück im Gesicht.

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