Warum Netflix und Co. nicht das Kino töten, sondern das Fernsehen

18.12.2018 - 13:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Netflix
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Herrscht Krieg zwischen Streaming-Diensten à la Netflix und dem Kino? Eine Studie widerspricht der öffentlichen Wahrnehmung und sieht vielmehr eine parallele Entwicklung.

Es herrscht ein Kampf um die Zukunft des Films. So oder ähnlich martialisch sehen Kritiker den Aufstieg von Streaming-Plattformen wie Netflix, und deren mutmaßlich schädigende Wirkung auf das Kino. Eines der wohl aufsehenerregendsten Symptome dieser mutmaßlichen Kluft liegt in der Verbannung von Netflix aus dem Wettbewerb beim Cannes Film Festival. Eine nun erschienene Studie sieht jedoch keinen Krieg Streaming vs. Kino, sondern behauptet, dass beide Plattformen auch schadlos koexistieren können. Die Beeinflussung des Kinos durch Streaming liege ganz woanders.

Das sind die Ergebnisse der Studie zum Verhältnis von Streaming und Kino

Die Untersuchung wurde von der US-Kinobetreibervereinigung National Association of Theater Owners (NATO)  in Auftrag gegeben, die Netflix zuvor dafür kritisierte, seine Filme nicht regulär ins Kino zu bringen, berichtet Variety . Bis jetzt erschienen nur wenige Eigenproduktion im Rahmen von limitierten Kinoauswertungen, darunter Alfonso Cuaróns vielgelobtes Drama Roma, gegen den auch deutsche Lichtspielhäuser wetterten und der letztlich auch auf deutschen Leinwänden lief. Insgesamt nahmen 2500 Personen an der Studie im November teil, von denen 80 Prozent im vergangenen Jahr mindestens einen Film im Kino anschauten.

Die Erkenntnisse der Studie im Überblick:

  • Personen, die neunmal oder mehr das Kino in den letzten zwölf Monaten besuchten, schauten mehr Streaming-Inhalte, als Personen, die das Kino ein- bis zweimal im letzten Jahr besuchten.
  • Personen, die neun oder mehr Filme im Kino sahen, schauten im Durchschnitt elf Stunden Streaming-Inhalte pro Woche.
  • Personen, die ein- bis zweimal das Kino aufsuchten, sahen im Schnitt sieben Stunden Streaming-Inhalte in der Woche.
  • Fast die Hälfte der Personen, die angaben, das Kino nicht einmal besucht zu haben, nutzten auch kein Streaming.
  • Nur 18 Prozent der Personen, die nicht ins Kino gingen, streamten pro Woche acht oder mehr Stunden.
Netflix-Film Roma

Die Ergebnisse zur Studie über das Verhältnis von Streaming und Kino kommentierte Phil Contrino, Leiter für Medien und Forschung bei der NATO, wie folgt:

Die Botschaft hier ist die, dass es keinen Krieg zwischen Streaming und Kino gibt. Personen, die Inhalte lieben, schauen diese plattformübergreifend und alle Plattform haben einen Platz im Kopf der Konsumenten.

Streaming stört nicht das Kino, sondern etwas anderes

Ferner führten Netflix und Co. ebenso wenig zur Abwanderung von Jugendlichen aus den Kinos. Studienteilnehmer im Alter zwischen 13 und 17 Jahren schauten sich durchschnittlich 7,3 Filme im Kino an und verbrachten wöchentlich 9,2 Stunden mit Streaming. Damit stellte diese Altersgruppe den Höchstwert auf.

Die wenigsten Kinobesuche, sechs an der Zahl, entfielen auf die demografische Gruppe von 18 bis 37 Jahren, welche im Wochenschnitt 8,6 Stunden (dritthöchster Wert unter den Altersgruppen) mit Streaming-Content verbrachte.

Symbolbild: Hier soll der wahre Einfluss von Netflix und Co. liegen

Der Einfluss von Streaming liege nach Ansicht von Contrino im Ungleichgewicht des Home Entertainment. Vor dem Hintergrund begrenzter Einkommen würden Netflix und andere VoD-Dienste die Zuschauer vom traditionellen Fernsehen sowie Pay-TV-Kanälen abziehen. "Hier wirkt es sich störend/zerstörerisch [engl.: disruptive] aus."

Der Bericht verweist auf Schätzungen des Forschungsunternehmens eMarketer , demzufolge die Zahl der Konsumenten, die jemals gebührenpflichtiges Kabelfernsehen oder andere zu bezahlende TV-Dienste abbestellten, im Jahr 2018 um 32,8 Prozent auf 33 Millionen erwachsene US-Bürger ansteigen könnte.

Was sagt ihr zum mutmaßlichen Kampf Streaming vs. Kino und den Studienergebnissen?

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