Warum ich es hasse, Pretty Little Liars zu lieben

24.08.2017 - 09:56 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Pretty Little LiarsABC Family
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Wir alle kennen sie: Serien, die kaum cineastische Qualitäten aufweisen, alle paar Folgen mit den gleichen Ideen aufwarten und uns doch bis zum bitteren Ende an die TV-Geräte fesseln. Mein Herz für Serie geht diese Woche an das Paradebeispiel Pretty Little Liars.

Für manche ist es Lost, für andere ist es Vampire Diaries, für mich ist es Pretty Little Liars: Die Serie, die man in jungen Jahren anfing zu schauen und der man bis zum Ende treu geblieben ist - trotz allem. Denn das Mystery-Drama um die fünf Freundinnen Aria, Spencer, Emily, Hanna und Alison aus der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Rosewood hat mich nicht selten dazu verleitet, über lächerliche Plot-Twists die Augen zu verdrehen, über plötzlich auftauchende Figuren den Kopf zu schütteln und dennoch jede Folge wieder einzuschalten. So häufig ich auch über die auf der Jugendroman-Reihe von Sara Shepard basierende und von I. Marlene King 2010 auf die Fernsehbildschirme gebrachte Serie geflucht habe, so oft habe ich sie auch heimlich bewundert. Daher schenke ich mein Herz für Serie in dieser Woche meiner Jugendsünde und Hassliebe und erkläre euch (spoilerfrei), was Pretty Little Liars so unwiderstehlich ambivalent macht.

Pretty Little Liars: Hanna, Emily, Spencer und Aria

Die verräterische Kunst des Cliffhangers
Die Mystery-Serie folgt einer Gruppe von Freundinnen in ihren Teenager-Jahren, bestehend aus Aria (Lucy Hale), Emily (Shay Mitchell), Hanna (Ashley Benson) und Spencer (Troian Bellisario) sowie dem Zentrum ihrer Clique, Alison (Sasha Pieterse). Bei einer Übernachtungsparty verschwindet Ali plötzlich spurlos und die Polizei geht von Mord aus. Seitdem werden die zurückgelassenen Freundinnen von Text-Nachrichten einer unbekannten Person, genannt A, heimgesucht, die droht, die Geheimnisse der Mädchen zu veröffentlichen, sollten diese nicht nach ihrer Pfeife tanzen. So versuchen die Teenagerinnen Alisons Mörder und ihren persönlichen Peiniger zu finden. Handelt es sich dabei um dieselbe Person? Oder ist Alison dem Tod entgangen und stellt den Mädchen nun selbst mittels SMS nach?

Somit ist die Grundlage für eine von Spannung getragene Storyline geschaffen, die Pretty Little Liars auch in ihren dunkelsten Stunden Abhilfe verschafft. Die Frage, um wen es sich bei der mysteriösen Person A handelt, geht Hand in Hand mit den Ereignissen, die von dieser kreiert werden. So sorgt der Stalker dafür, dass die Freundinnen sich mal mehr und mal weniger nah stehen, ihre Familien, Freunde und Liebhaber belügen müssen und jede Menge Alleingänge machen, die eine Thriller-artige Atmosphäre erzeugen. Beinahe jede Folge endet dabei mit einem Cliffhanger, der ankündigt A oder die Geheimnisse der Mädchen auffliegen zu lassen. Dass dies stets mit einer Szene, in der sich eine Kapuzengestalt auf den nächsten Rachefeldzug an den Mädchen vorbereitet, abgerundet wird, lässt auf spektakuläre Konsequenzen hoffen, die das Spannungselement mit seinen dann doch oft enttäuschenden Folgen so gerissen wie verräterisch macht.

Pretty Little Liars: Wer ist A?

American Beauty
Ein weiteres tragendes Element der Mystery-Serie sind die Figuren, die sich stets zwischen Sympathie und Antipathie bewegen. Denn inmitten der Idylle der amerikanischen Vorzeige-Vorstadt Rosewood geht es nicht so rosig zu, wie es der Schein vermuten lässt. So gibt es keine einzige Figur, die zu jedem Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen trifft und auch die Protagonistinnen können sich nicht mit einer weißen Weste rühmen. Jedes der Mädchen trägt ein Geheimnis mit sich rum - sei es um das eigene Liebesleben oder familiäre Hintergründe, und bringt sich für dessen Wahrung regelmäßig in äußerst fragwürdige Situationen.

Die Figurenzeichnung setzt dabei auf den Identifikationsfaktor einer jugendlichen Zielgruppe mit den Mädchen. Es werden relevante Jugendthemen wie Liebe, Freundschaft, Sexualität, Mobbing oder Drogen- und Alkoholkonsum angesprochen, deren Aufarbeitung teilweise äußerst gelungen und bahnbrechend ist, beispielsweise mit der Wahl einer lesbischen Protagonistin. Doch erinnern die beinah lächerlich perfekten äußeren Erscheinungen der Figuren, die den Titelseiten Cosmopolitan-ähnlicher Modemagazine entsprungen sein könnten, sowie die überspitzten Ereignisse den Zuschauer doch immer wieder daran, dass es sich hier um Unterhaltung handelt, wie sie nur aus Amerika kommen kann. Vielleicht ist es jedoch auch gerade diese Gratwanderung, welche die Figuren so faszinierend macht und dafür sorgt, dass einem ihr Schicksal irgendwie doch am Herzen liegt.

Pretty Little Liars: Auch in der Schule top gestyled

Und täglich grüßt der entfernte Verwandte
Wie jede gute Seifenoper lebt auch Pretty Little Liars zusätzlich von der Möglichkeit, dass alles, also wirklich alles(!), passieren kann. So ist keine Beziehungskonstellation zu verrückt und kein Erklärungsversuch verfahrener Handlungsstränge zu weit hergeholt. Regelmäßig werden Figuren eingeführt, deren Herkunft äußerst schleierhaft erscheint und längst vergessene oder tot geglaubte Kleinstadtbewohner werden nach einiger Zeit wieder ausgegraben (im wahrsten Sinne des Wortes). Dass hierbei aufgrund von fehlender Logik ab und zu laut aufgelacht werden muss, sorgt zusätzlich zu den häufig recht Wortwitz-starken Dialogen für den komödiantischen Kick, der bei all den dramatischen Wendungen gerade noch gefehlt hat. Ein Bonus ist, dass sich die Serie dabei auch nicht allzu ernst nimmt.

Letztendlich trifft es das Wort Unfall vielleicht am besten: Man sollte es wahrscheinlich, aber kann dann doch nicht wegschauen. Fans von Drama- und Mystery-Serien oder auch Genre-lose Suchende des Suchtfaktors sind in Rosewood zweifellos gut aufgehoben.

Die ersten fünf Staffeln von Pretty Little Liars findet ihr auf Netflix.

Was haltet ihr von Pretty Little Liars?

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