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Vom brillanten Theaterstück zu großem Kino

07.03.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Im August in Osage County
Tobis Film
Im August in Osage County
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Im August in Osage County läuft seit dieser Woche in den Kinos und beweist, wie Theaterstücke auf der Leinwand brillieren können – mit messerscharfen Dialogen und pointiertem Witz.

Keine Frage, Meryl Streep sah schon mal besser aus als in der Rolle der pillenabhängigen Matriarchin Violet Weston. Aber selten zuvor hat sie überzeugender gespielt. Vorhang auf für Im August in Osage County. Die Irrungen und Wirrungen der Familie Weston wurden ursprünglich von Tracy Letts als Tragikomödie für die Theaterbühne geschrieben. Zahlreiche Auszeichnungen später, darunter der Tony Award und der Pulitzerpreis, durfte Autor Tracy Letts seine ungewöhnliche Familiengeschichte jetzt auch für die große Leinwand adaptieren, nicht ohne die Übersetzung in das Medium Film für sich zu nutzen. Wir haben einmal genau nachgeschaut, was Im August in Osage County schließlich zu einer gelungenen Filmadaption macht.

Mehr: Weitere Infos zu Im August in Osage County im Tobis Filmclub

Da ist zum einen die große Emotionalität… Räumliche Distanz schafft auch eine emotionale Barriere. Hier hat das Kino einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Theater – die Großeinstellung. Während die Theatermimen raumgreifend aufspielen müssen, bemerken wir im Kinofilm jeden Wimpernschlag, jede Nuance im Spiel des großartigen Ensembles von Im August in Osage County. Das schafft eine physische Nähe zu den Figuren, die im Theater nur schwer zu erreichen ist.

Die Kamera als Auge des Zuschauers erlaubt außerdem den Fokus auf das Wesentliche, zeigt uns, worauf wir achten müssen. Eine Zensur, die uns bewusst viele Informationen vorenthält und dadurch gleichzeitig die wichtigsten bündelt. Die Kamera fokussiert auf Julia Roberts, die offen und mit verbitterter Miene gegen ihre Mutter, die Matriarchin Meryl Streep, rebelliert, zeigt hinter der naiv-grinsenden Fassade von Juliette Lewis, dass sie die Liebe ihrer Mutter unterbewusst schon lange aufgegeben hat, entlarvt das unsichere Auftreten von Benedict Cumberbatch als heimliche Liebe zu seiner Cousine (Julianne Nicholson). Die Kamera hilft uns, näher an jeden einzelnen dieser Charaktere zu kommen. So bewegt der Film nicht nur durch seine Geschichte, sondern auch durch die vielen Einzelschicksale, durch Figuren, die wir am Ende des Films so gut zu kennen glauben, wie unsere eigene Familie.

Und auch das Setting vermag der Film näher zu bringen als das Theater. Dass es ungewöhnlich heiß in diesen wenigen Tagen im August in Osage County ist, ist ein entscheidender Faktor der Geschichte. Die Charaktere schwitzen, die Gemüter kochen leicht hoch und so bringt am Ende auch die Hitze die dunkelsten Geheimnisse der Familie Weston zu Tage. Im Film bekommen wir dies über die Bilder vermittelt, weil wir mit der Kamera die Theaterbühne, also das Haus verlassen können. Dank dieser Aufnahmen bekommen wir einen Eindruck von der von Dürre geplagten Landschaft in Osage County und erfahren damit auch zugleich, was es heißt, in den Weiten von Oklahoma zu leben. Aber auch das Haus, die Zimmer und die Personen präsentieren sich uns aus vielerlei Blickwinkeln. Wir sehen, wie die Schwestern aufgewachsen sind, in diesem Haus, dessen viele Regalmeter voller staubiger Bücher von der Leidenschaft von Beverly (Sam Shepard) für das geschriebene Wort künden. Aus den Aufnahmen vom Haus und der Landschaft formt sich ein glaubwürdiges Gebilde, welches zwar unsere eigene Vorstellungskraft einschränken mag, aber die Geschichte physisch erlebbar macht.

So entsteht ein dynamisches Gefüge, das uns mit all seinen filmischen Eigenschaften, wie der Montage, Kameraeinstellungen und dem jeweiligen Fokus direkt nach Osage County, Oklahoma katapultiert. Wir werden Teil des Weston-Clans, Teil dieses Irrenhauses, das sich Familie nennt.

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