Achtung, Spoiler zu Vikings! Vikings geht mit den Gefühlen seiner Fans momentan alles andere als zimperlich um. Vergangene Woche hieß es Abschied nehmen von Lagertha und damit von einer der tragenden Figuren seit Staffel 1. In der neusten Episode stirbt zwar zum Glück niemand, aber sie markiert trotzdem eines der emotionalsten Kapitel der gesamten Serie.
Dass die legendäre Schildmaid Lagertha (Katheryn Winnick) als Lebewohl eine große Wikinger-Zeremonie erhalten würde, war gewissermaßen klar. Dass die Vikings-Macher um Showrunner Michael Hirst eine ganze Episode lang andächtig Trauerarbeit leisten und wir am Ende gestärkt aus dem jüngsten Schock hervorgehen, überrascht hingegen - und begeistert zugleich.
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Vikings huldigt Lagertha und rührt zu Tränen
Wer es nicht gut mit der Episode Die Mutter von Norwegen (im Original: The Ice Maiden) meint, könnte ihr vorwerfen, dass abgesehen von der Beisetzung praktisch nichts passiert. Wer die Folge sofort ins Herz geschlossen hat und in einem Meer aus eigenen Tränen versinkt, kann aber bedenkenlos das selbe Argument anführen.
Nachdem es in Vikings zuletzt hektisch zuging und sich die Lagertha-Prophezeiung des Sehers viel zu überstürzt erfüllte, kommt die Serie für einen Moment zur Ruhe und entfaltet all ihre Stärken. Lagerthas konstruierter Tod wurde der Figur nicht gerecht, ihre Bestattung indes umso mehr. Durch das regelrechte Zelebrieren des Rituals vermittelt uns die Inszenierung die Bedeutung Lagerthas über die Grenzen des Fassbaren hinweg. Eben dies gelang in der vorigen Folge lediglich in Ansätzen.
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Gemeint ist an der Stelle nicht nur Björn (Alexander Ludwig), der den Tod seiner Mutter bereits vor seiner Heimkehr spürt und dessen Niederlage gegen Harald bei der Wahl zum König von Norwegen plötzlich bedeutungslos erscheint. Seine ehrlichen, berührenden letzten Worte für Lagertha sind nur die Kirsche auf dem Kummer-Kuchen und das will schon was heißen.
In der neuen Staffel 6-Folge findet Vikings zu sich selbst
Eindruck schindet vor allem eine Figur, die wir ganz neu kennen lernen: Die junge Gyda erklärt sich bereit, Lagertha nach Walhalla zu begleiten und steht bald darauf dem Todesengel gegenüber. Allzu menschliche Spuren von Angst in ihrem Gesicht werden von etwas viel Größerem überschattet.
Gydas durch tiefen Glauben genährte selbstlose Todessehnsucht ist nach Maßgabe unserer postmodernen Perspektive geradezu verstörend. Doch der Szene wohnt eine unbeschreibliche morbide Pracht inne, welche uns tief in die nordische Mythologie hineinzieht. Ob wir wollen oder nicht.
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Selbiges gilt für Lagerthas eigentliche Beisetzung durch geschminkte "Priester" nach Wikinger-Tradition. Das Schiff, auf dem der tote Körper der Schildmaid liegt, wird mit Blut getauft, bevor es in See sticht, wo sodann Feuer-Pfeile ihren Dienst erledigen. Vier abgetrennte Pferdeköpfe runden das Bild ab. Vikings erntet ein visuelles Spektakel, das die Serie zu einem melancholischen Blockbuster erhebt. Game of Thrones für arme? Heute nicht!
Endlich wieder in Vikings vereint: Ragnar und Lagertha
Und nein, damit ist der schaurig schöne Gottesdienst noch immer nicht beendet. Mit Ragnars Tod lieferte sich Vikings in Staffel 4 eine Steilvorlage für ein späteres Wiedersehen in Walhalla und wen sollte unser Held dort wohl eines Tages treffen, wenn nicht seine geliebte Lagertha? Wenn wir ehrlich sind, gab es immer nur die beiden.+
Ganz zum Schluss blickt Lagerthas Enkelin Asa daher fast standesgemäß durch die Eisschicht des Sees und wird Zeugin der Ankunft ihrer Großmutter im versprochenen Reich. Die Walküren reiten voran, bis der leblose, engelsgleiche Körper auf den Grund hinab gesunken ist und Lagertha ihren Platz neben Ragnar (bzw. einem Abbild von ihm) einnimmt.
Derart schamlosen Fan-Service lieferte Vikings selbst für seine Verhältnisse womöglich noch nie, allerdings ist jetzt nicht der Zeitpunkt für Vorwürfe. Niemand, der die Serie jemals mochte, wird dieser Alles-oder-nichts-Romantik widerstehen können. Es scheint, als haben die Autoren mit jeder Sekunde der mehr als 5 Staffeln hierauf hingearbeitet.
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Das Paar schließlich zu Staub zerfallen zu sehen, müssen wir zwar noch verdauen, aber das gehört zum therapeutischen Effekt der Folge, deren deutscher Titel vielleicht noch zu bescheiden anmutet. Lagertha ist tot und hat ihren Frieden gefunden. Die Zusammenhänge dringen bis zu Ivar durch, wie eine subtile Schnee-Montage suggeriert. Mehr geht nicht. Fast möchte man den Göttern danken, auch als Atheist.
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