"Unsinn ohne Relevanz": Streit um deutsche Mega-Serie Der Schwarm geht in die nächste Runde

18.02.2023 - 15:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Der SchwarmZDF
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Millionen Menschen haben den Sci-Fi-Roman Der Schwarm von Frank Schätzing gelesen. Vor dem Start der aufwendigen ZDF-Serie krachen der Autor und der Serienschöpfer aneinander.

Der Schwarm ist die vielleicht größte deutsche Serienproduktion der Geschichte, höchstens übertroffen von der Netflix-Mystery 1899. Die Verfilmung von Frank Schätzings erfolgreichem Sci-Fi-Roman läuft ab nächster Woche in der ZDF-Mediathek. Auf "Marvel-Niveau" soll sich das international geprägte Mega-Projekt bewegen – es könnte alles so schön sein.

Wenige Tage vor dem Start kriegen sich aber die zwei wohl wichtigsten Personen in die Haare: Roman-Schöpfer Fank Schätzing und Serien-Schöpfer Frank Doelger. Im letzten Schritt schaltete sich sogar das ZDF ein.

Frank Schätzing ist mit der Adaption seines Romans unzufrieden

Worum geht es in Der Schwarm? In unterschiedlichen Ecken der Welt gehen plötzlich seltsame Phänomene vor, die mit dem Meer in Verbindung stehen: Wale, die in Kanada Touristen-Boote angreifen. Muscheln, die Frachter unbrauchbar machen. Hummer, die in einem französischen Restaurant eine Krankheitswelle lostreten.

Wissenschaftler:innen beobachten die zerstörerischen Tiere mit Sorge. Um hinter den Grund für die ökologische Bedrohung zu kommen, müssen sie ihre Erkenntnisse bündeln. Gibt es in den Tiefen der unerforschten Ozeane intelligente Wesen, die einen Angriff koordinieren?

Der Schwarm - Teaser Trailer (Deutsche UT) HD
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Die Wurzel des Der Schwarm-Streits liegt weit in der Vergangenheit. Bereits bei der frühen Entwicklung der Serie zog sich Schätzing vom Projekt zurück, als Doelger mit der Vereinbarung brach, Schätzing das Storytelling der Serie zu überlassen. "Wir waren schlicht kein Team mehr", so der Autor gegenüber der Zeit .

Aus der Ferne beurteilt Schätzing nun auch die Qualität der Serie und sein Fazit ist düster: "Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt."

Doelger habe es zudem verpasst, die Geschichte mit aktuellen Entwicklungen in der Klima-Katastrophe zu verflechten, was sich absolut angeboten hätte:

2004 [als das Buch erschien] war der Klimawandel weniger präsent, es gab keine Social Media. Seitdem hat sich die Medien- und Kommunikationsdynamik enorm beschleunigt. Dem trägt die Serie ebenso wenig Rechnung wie aktuellen sozialen und geopolitischen Entwicklungen. Selbst die Figuren wirken seltsam entmodernisiert.

Und wenn die Serie dem Roman etwas hinzufügt, dann nicht sinnvoll. Einen neuen Subplot bezeichnet Schätzing als "zusammengeschusterten Unsinn ohne aktuelle Relevanz".

So wehrt sich Frank Doelger gegen die Der Schwarm-Kritik

Frank Doelger ist ein renommierter Serienmacher. Er war als Produzent unter anderem an Game of Thrones beteiligt. Natürlich lässt er die Kritik nicht auf sich sitzen. Gegenüber DWDL  gibt Doelger an, dass Bestseller-Verfilmungen "immer eine enorm heikle Angelegenheit" seien. "Und man hofft immer, dass der Autor mit der darauf basierenden Fernsehserie oder dem Film zufrieden ist."

Zu den Unterschieden zum Buch sagt Doelger: "Jede erfolgreiche Adaption muss auf ihre eigene Art und Weise erfolgreich sein. Deshalb schlug ich vor, aus Der Schwarm eine charakter-orientierte Serie zu machen: die Wissenschaft zu vereinfachen, aber darauf zu achten, dass der Kern intakt bleibt und in die Geschichte passt."

Zudem sei der mangelnde Bezug auf aktuelle Phänomene eine bewusste Entscheidung gewesen: "Mit unserer Serie wollen wir ein sehr komplexes Thema – Wissenschaft und Klimawandel – auf äußerst unterhaltsame und spannende Weise erzählen. Um dieses breite und allumfassende Thema zeitlos zu behandeln, haben wir darauf verzichtet, explizit auf bestimmte aktuelle politische Phänomene einzugehen, wie z.B. die Fridays-for-Future Bewegung."

Anfangs hätten er und Schätzing ihre Vision auch noch geteilt, doch "als sich die Serie zu verselbstständigen begann, gingen unsere und seine Vorstellungen davon, was die Serie sein könnte, auseinander."

Wie das ZDF auf den Der Schwarm-Streit reagierte

Der Sender ZDF bemüht sich , die Stimmung um sein teures Projekt aufzuhellen. "Aus unserer Sicht ist Der Schwarm eine sehr gelungene und zeitgemäße Adaption des Romans aus dem Jahr 2004."

Wer nun Recht hat und ob das 40 Millionen Euro teure Projekt, wenn schon nicht den Erwartungen von Schätzing, dann doch wenigstens denen des Publikums entspricht, das könnt ihr ab dem 22. Februar in der ZDF-Mediathek sehen. Die lineare Ausstrahlung von Der Schwarm beginnt am 6. März.

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