Bei der Jubiläumsausgabe des Filmfestivals in Venedig wurde zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder ein italienischer Beitrag mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Doch auch sonst überraschte die Jury unter dem Vorsitz von Bernardo Bertolucci mit ihren Entscheidungen. Der Hauptpreis ging mit dem Film Das andere Rom von Gianfranco Rosi nämlich auch erstmals in der Geschichte des Festivals an eine Dokumentation. In den Jahren zuvor waren nicht-fiktionale Beiträge aus dem Wettbewerb ausgeschlossen. Sacro GRA beschäftigt sich mit den Anwohnern der Autostrada A90, einer über 68 Kilometer langen Autobahn, die Rom umkreist.

Zu den weiteren Preisträgern gehören der von der Kritik zwiegespalten aufgenommene Die Frau des Polizisten, der erste Film von Philip Gröning seit Die große Stille (2005). Das 175 Minuten lange Werk über häusliche Gewalt wurde mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Mit zwei Preisen wurde Miss Violence von Alexandros Avranas prämiert, womit Venedig wieder einmal seine Vorliebe für das neue griechische Kino der Marke Dogtooth und Attenberg zur Schau stellte.

Die von vielen als Favoritin gehandelte Judi Dench (Philomena) ging leer aus. Stattdessen wurde Philomena von Stephen Frears mit dem Drehbuchpreis nach Hause geschickt. Tsai Ming-liang, der mit dem sperrigen, aber vielerorts gefeierten Drama Stray Dogs als einer der Favoriten für den Goldenen Löwen ins Rennen gegangen war, wurde mit dem Großen Preis der Jury vertröstet. Leer ging hingegen die in Venedig teils frenetisch gefeierte Rückkehr von Jonathan Glazer ins Kino aus. Weder Under the Skin noch die mit positiven Kritiken bedachte Scarlett Johansson konnten Trophäen abräumen. Selbiges gilt für Wie der Wind sich hebt, die wohl letzte Regiearbeit von Hayao Miyazaki. (via Deadline)

Die Preise im Wettbewerb der 70. Filmfestspiele von Venedig:
Goldener Löwe – Sacro GRA von Gianfranco Rosi
Silberner Löwe (Beste Regie) – Alexandros Avranas (Miss Violence)
Großer Preis der Jury – Stray Dogs von Ming-liang Tsai
Spezialpreis der Jury – Die Frau des Polizisten von Philip Gröning
Volpi Cup für den Besten Schauspieler – Themis Panou (Miss Violence)
Volpi Cup für die Beste Schauspielerin – Elena Cotta (A Street in Palermo)
Bestes Drehbuch – Steve Coogan & Jeff Pope (Philomena)
Marcello Mastroianni Award für den Besten Jungdarsteller oder die Beste Jungdarstellerin – Tye Sheridan (Joe – Die Rache ist sein)

Überraschende Gewinner beim Filmfestival in Venedig

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