Max: Die Warnung zu Beginn der Folge deutet bereits an, dass dieses Kapitel keine leicht verdauliche Kost werden wird. Und tatsächlich war die 11. Folge der 2. Staffel Tote Mädchen lügen nicht für mich eine Achterbahn der Gefühle, die mich nun erschöpft zurücklässt. Bryce, der Vergewaltiger, spielt einmal mehr die Rolle des braven und ehrbaren Schülers und lügt im Zeugenstand, dass sich die Balken biegen. Ein kurzer Hoffnungsschimmer auf Gerechtigkeit für die Jessicas, Hannahs, Chloes und Ninas dieser Welt wird gleich wieder im Keim erstickt, wenn der Druck und die Angst vor den Konsequenzen ihrer Wahrheit, Chloe in einen Lähmungszustand versetzen.

Für einen kurzen Moment hebt Bryces Version der Geschehnisse die Realität aus den Angeln. Was ist real und was ist Fiktion? Auch Clay wird durch Bryces Geschichte in einen Schockzustand versetzt, der den emphatischen Geist Hannahs zu einer unheimlichen Dauerschleife des 12. Tapes mutieren lässt. Ihre Worten brennen sich in Clay Kopf ein und treiben ihn fast in den Wahnsinn. So wird diese Folge zu der bisher aufwühlendsten in Staffel 2.

Bryce macht sich den Clark-Kent-Effekt zunutze, um das Monster, das er ist, in eine harmlos wirkende Hülle zu pressen.
Gefährliche Seilschaften und unzertrennliche Familienbande sind der Untergang der menschlichen Moral.
Das Chaos manifestiert sich im Schulflur zu einer brutalen Massenschlägerei von Jungs und Männern.
“You wanna know what real power feels like?”
Nora Walker hat durch jahrelange Nachlässigkeit ein Monster geschaffen, das sie nicht mehr aufhalten kann. Die Angst und Abscheu in ihrem Blick waren so erschütternd, wie der Rest der Episode.
Der intensivste Moment der Folge: Clay mit der Waffe an der Schläfe.

Matthias: Es ist schon fast ironisch, wie zu Beginn dieser Folge der Zusammenhalt der Mannschaft beschworen wird, wo zuletzt genau diese Gemeinschaft als das wahre Übel der Liberty High entlarvt wurde. Gegenseitig decken sich die Jungs, während sie im Clubhouse Trophäen sammeln und ihre Opfer in die Ecke drängen. Nicht jeder Football-Spieler sei ein Vergewaltiger, will Tote Mädchen lügen nicht später betonen, um Differenzierung zu schaffen. Sobald sich Bryce aber in den Zeugenstand begibt, wird schnell klar, dass die 2. Staffel den konzentrierten Fokus vorheriger Episoden verloren hat und nun ganz in einen reißerischen Modus verfallen ist, mit dem sich der drohende Amoklauf in unbeholfenen Momenten ankündigt. Vor allem die Inszenierung der Prügelei im Schulgang und ihre Musikuntermalung war ziemlich daneben. Dass Bryce weiterhin mit einem blauen Auge davonkommt, ist frustrierend. Der Blickkontakt zwischen ihm und Chloe kurz vor der Anhörung setzt dem die Krone auf.

"Maybe we’re just gonna never stop being victims."
"We were celebrating a loss."
"I new what she wanted." vs. "I just had to have her."
Bryce gehört zu den Menschen, die beschützt werden und auf geradezu unerschöpfliche Ressourcen zurückgreifen können, wie nicht zuletzt das in einen gewöhnlichen Schuppen verwandelte Clubhouse beweist. Dem Blick seiner Mutter kann aber auch Bryce nicht entkommen, ganz egal, wie angestrengt er versucht, mit Worten und Bewegungen das Gespräch zu dominieren.

Was bisher geschah:

Tote Mädchen lügen nicht - Wann und wie geht es mit Staffel 3 weiter?

Wenn ihr euch von der Thematik betroffen fühlt, kontaktiert umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110-111 oder 0800-1110-222 erhaltet ihr Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus scheinbar aussichtslosen Situationen aufzeigen konnten. Weitere Informationen und Anlaufstellen findet ihr unter 13reasonswhy.info.

Glaubt ihr, dass Bryce seine gerechte Strafe erhalten wird?

Tote Mädchen lügen nicht - Staffel 2, Folge 11: Die Schöne und das Biest

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