The Punisher - Da muss man durch ... und es lohnt sich!

06.07.2019 - 08:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Marvel's The Punisher
Netflix/Moviepilot
Marvel's The Punisher
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Die Marvel-Ära auf Netflix war nicht durchweg Gold, aber brachte doch Teile des Besten hervor, das das Marvel-Universum zu bieten hatte: Daredevil, Jessica Jones - und The Punisher!

In nur zehn Jahren hat Marvel die Kinolandschaft vollkommen umgekrempelt und dem Begriff "Universum" eine so neue Bedeutung gegeben, dass es alles davor seltsam zweidimensional erscheinen lässt.

So erfolgreich die großen, schillernden Filme auf der großen Leinwand auch waren: Auf den Bildschirmen zu Hause zeigte sich eindrucksvoll, dass Marvel mehr ist, als Avengers. Die Schatten, die wir daheim sahen, waren dunkler und tiefer. Und auf viele Arten ergreifender, als der Bombast im Kino.

Auf Netflix erreichte das Marvel-Universum eine Vielschichtigkeit, an die die Nachfolger auf den Disney-eigenen Plattformen (sollten sie denn kommen) erstmal herankommen müssen ... Denn was auch immer als nächstes kommt, es wird sich an diesen Höhen in den dunkelsten Tiefen der Charakterzeichnung von Marvel's The Punisher, die Malik hier zu Recht aufzeigt, messen lassen müssen.

Der Kommentar der Woche von Malik zu Punisher

Boah... ich nehme alles zurück, was ich unlängst über Netflixserien seit Daredevil behauptet habe. The Punisher ist so gar nicht gut für mich, weil ich den Arsch nur noch schwer aus dem Sessel hochbekomme, wenn erst einmal ne neue Folge begonnen hat. ;))

Da muss man durch - so wie der gute, alte Frank.

Im Gegensatz zu den bekannten Filmen beschränkt sich die Show nicht auf die, manchmal arg zweidimensionale, One-Man-Army Nummer eines militärisch gedrillten Familienvaters auf gnadenlosem Rachefeldzug gegen das organisierte Verbrechen.

Netflix nimmt sich die Zeit, die eine Fernsehserie naturgemäß hat, um das Drama eines Mannes zu beleuchten, den der Schmerz längst ausgebrannt hat, der aber sichtlich noch einen langen Weg vor sich hat, um die kompromisslose, vigilante Tötungsmaschine zu werden, die wir alle aus den Vorlagen der kontroversen Comics kennen.

Ein Typ, dessen Mono- und Dialoge dermaßen lakonisch und zielgerichtet sind, dessen gesamtes Umfeld so spektakulär in vielfältigem Elend versinkt, dass ich, angesichts dieses sich anbahnenden Mahlstroms unbeschreiblicher Gewalt, als Zuschauer Mal um Mal fassungslos zurückbleibe.

Netflix macht uns bereits mit dem Auftakt der ersten Folge unmissverständlich klar, dass es dem Zuschauer eine perverse Coming-of-Age Geschichte präsentieren wird... und dass der grausame Tod seiner Familie NICHT das sein wird, was den letztendlichen Punisher ausmacht.

Stattdessen werde ich Zeuge einer akribischen, emotional ungeheuer aufgeladenen Beziehungsstudie über Frank Castle und sein (mehr oder weniger) soziales Umfeld, sein verzweifeltes Festklammern an menschlichen Verhaltensweisen, seinen Restbestand an Gefühlen und Sehnsüchten, die vor dem sich gegen ihn zusammenballenden, abartigen Gewaltpotential keinen Bestand haben werden.

Und lande, beinahe nebenbei, in einem morbiden Gesellschaftsgemälde der amerikanischen Mittel- bis Unterschicht, der schmuddeligen Zwischenwelt von Veteranen-Selbsthilfegruppen und wiederkehrenden Alpträumen, werde Zeuge des tieftraurigen, unermesslichen Verrats, den Regierungen an ihren Soldaten begehen, wenn alle ruchlosen Ambitionen umgesetzt wurden.

Mittendrin Frank Castle, der wohl Beste (und Beängstigendste) von allen.

So wie er sich hier in der zerknautscht/vierschrötigen Gestalt von Jon Bernthal präsentiert, komme ich nicht umhin, diesen Burschen in seiner ganzen Kontroverse zu mögen. Was Castle tut ist jenseits von grenzwertig - und die Show spendiert Frank dafür keinen Glorienschein.

Dafür tut sie etwas Anderes: Sie zeigt uns ein Gesamtbild wie es wahrer kaum sein könnte. Das Bild einer Generation junger Männer, die sich aus verschiedensten Gründen dem Dienst an ihrem Heimatland verpflichtet haben. Die bei ihrer Rückkehr feststellen müssen, dass sie nicht ein einziges Mal dafür zur Waffe gegriffen und getötet haben, wofür sie ihren Eid leisteten.

Und die an diesem Verrat an ihrer Loyalität und Unschuld zerbrechen.

Frank Castle wird ein Sinnbild all dieser Wut, dieser Verzweiflung, dieser Einsamkeit. Und er wird seinen perversen "Sinn", seine Funktion in der Gesellschaft in dem Moment erkennen, in dem er realisiert, dass die eigentliche Perversion diejenige ist, die junge Männer im Ausland andere junge Männer brutal ermorden lässt, nur weil sie eine andere Uniform tragen.

Brüder, Väter, Söhne, Ehemänner ... meist nicht schuldiger als man selbst, weil kaum einer in diesem Alter schuldig ist.

Schuld tragen Politiker, Geheimdienste, all jene Gestalten (vor Allem Erstere) die wahrhaftige, unverfälschte Boshaftigkeit unter Beweis stellen ... indem sie die Zukunft ihrer Nation, ihr Lebensblut auf den entlegensten Schlachtfeldern dieser Welt vergießen.

Und dabei lächeln.

Für den nächsten Wahlsieg, das nächste, gewinnbringende Bündnis, die nächste Ressourcenerschliessung, den nächsten Waffendeal.

Für buchstäblich NICHTS.

Ein Frank Castle steuert in Netflix´ jüngster Adaption des Punishers absolut zielsicher auf die Erkenntnis zu, dass er, als fleischgewordener Kriegszustand, der Gesellschaft wahrhaftig dienen kann, in dem er die Waffe auf das richtet, dessen gnadenlose Bekämpfung ihm keine Selbstzweifel, keine schlaflosen Nächte mehr bescheren wird:

Das Verbrechen!

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